Bern – Der Gesundheitskonzern Galenica macht Nägel mit Köpfen und wird sich in einen Pharma- sowie einen Logistik- und Apotheken-Teil aufspalten. Galenica will hierfür die Mehrheit ihrer Galenica Santé-Aktien mittels IPO an der SIX Swiss Exchange verkaufen. Derweil ist der Gewinn der Gruppe im Geschäftsjahr 2016 aufgrund der Relypsa-Übernahme zurückgegangen.
Galenica Santé solle mittelfristig vollständig veräussert werden, um die Aufteilung der Gruppe abzuschliessen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Vorbehaltlich stabiler Marktbedingungen gehe Galenica davon aus, dass die Kotierung im zweiten Quartal 2017 erfolgen wird. Bereits im vergangenen Januar hatte die Gruppe diesen Weg als Möglichkeit zur Umsetzung der bereits im Jahr 2014 in Aussicht gestellten Auftrennung aufgezeigt.
Refinanzierung von Relypsa-Kaus
Den Erlös aus dem IPO setzt Galenica zur Refinanzierung der 1,53-Mrd-schweren Übernahme des US-Biotechunternehmens Relypsa ein, die mit dem Kaliumbinder Veltassa und einer gut 200 Mitarbeitenden starken US-Vertriebsorganisation in die Pharmasparte integriert wird.
Zudem soll die Galenica Gruppe in Vifor Pharma Gruppe umfirmiert werden. Hernach werde Galenica Santé unter dem Namen Galenica am Markt auftreten, heisst es weiter.
Die Loslösung von Galenica Santé werde es den beiden Unternehmen ermöglichen, sich noch fokussierter und ihren unterschiedlichen Wachstumsdynamiken entsprechend zu entwickeln. Zudem erhielten die Investoren die Möglichkeit, sich in zwei spezialisierten Unternehmen zu engagieren.
Galenica Santé wächst
Galenica Santé ist nach eigenen Angaben der führende Gesundheitsanbieter in der Schweiz. Das Unternehmen betreibt das schweizweit grösste Apothekennetzwerk. Die operative Leitung übernimmt der heutige Retail-Chef Jean-Claude Clémençon, während der heutige CEO Jörg Kneubühler das VR-Präsidium bekleiden wird. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 3,2% auf 3,01 Mrd und der EBIT um 6,2% auf 136 Mio.
Für 2017 strebe Galenica Santé ein Umsatzwachstum auf Vorjahresniveau an, heisst es weiter. Das EBIT-Wachstumsziel liege aber leicht unter dem Umsatzwachstumsziel, was auf den Einfluss der Akquisition von Pharmapool auf den Umsatz-Mix zurückzuführen sei. Mittelfristig wolle Galenica Santé beim Wachstum den Schweizer Gesundheitsmarkt übertreffen und strebe ein EBIT-Wachstum an, das über dem Umsatzwachstum liege.
Eisenpräparate legen zu
Im Pharma-Teil Vifor, der künftig von Etienne Jornod als exekutivem Präsidenten und Stefan Schulze als COO geleitet wird, wuchsen die Verkäufe um einen Viertel auf 1,17 Mrd CHF und der EBIT nahm ohne den Einfluss der Relypsa-Übernahme um 14% auf 375 Mio zu.
Wachstumstreiber bei Vifor-Pharma ist in erster Linie das Eisenpräparat Ferinject, dessen Umsatz um 39% zulegte. Aber auch das zweite solche Präparat Venofer wuchs um deutliche 15%. Zudem konnte Vifor Pharma die Verkäufe des Roche-Medikaments Mircera um 59% steigern und die Umsätze des Phosphatbinders Velphoro nahmen um 26% zu.
Künftig werde man weiter den Eisenmarkt durch Aufklärungsarbeit ausbauen und mit dem Partner Fresenius Medical Care sich noch stärker als Akteur im Bereich der Nephrologie und der kardiorenalen Therapien etablieren. Bis 2019 sollen rund 850 Mio CHF in die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte investiert werden.
Der Nettoumsatz dürfte 2017 in Lokalwährungen im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen und unter Ausklammerung von Relypsa und Lancierungskosten für Veltassa (rund 260 Mio) sei auch mit einer EBITDA-Steigerung im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zu rechnen. Mittelfristig soll der Vifor-Umsatz 2020 die Schwelle von 2 Mrd CHF überschreiten und der EBITDA einen hohen dreistelligen Mio-Betrag erreichen.
Mehr Dividende
Das wohl letzte Ergebnis der beiden Unternehmen zusammen wurde durch Relypsa auf Gewinnstufe mit 91,6 Mio CHF belastet und verringerte sich um 13% auf 324 Mio. Die Sonderbelastung ausgeklammert hätte sich der Gruppengewinn um 14% erhöht. Den Aktionären wird eine um 2 auf 20 CHF je Aktie erhöhte Bruttodividende zur Auszahlung vorgeschlagen.
Auch in den Jahren 2018 und 2019 sollen die künftigen Aktionäre von Vifor von einer Dividende von 20 CHF profitieren.
Bei Galenica Santé ist derweil für 2018 eine Dividendenausschüttung von mindestens 75 bis 80 Mio CHF vorgesehen, wobei mittelfristig eine Ausschüttungsquote von mehr 65% angestrebt werde.
An der Börse standen Galenica den ganzen Tag unter Druck und büssten am Schluss 5,1% auf 1’165 CHF ein. Allerdings hatten sich die Aktien zuletzt mit Blick auf die bevorstehende Auftrennung von der festen Seite gezeigt. Jornod schloss nicht aus, dass die Volatilität in den nächsten Tagen hoch bleiben wird, sollten sich kurzfristig orientierte Anleger von Galenica trennen. (awp/mc/upd/ps)