Galenica-Grossaktionär Sprint hat Beteiligung abgestossen
Bern – Der langjährige Galenica-Hauptaktionär Sprint um die Investoren Stefano Pessina und Kohlberg Kravis Roberts (KKR), hat die Beteiligung an der Berner Gesundheitsgruppe nun vollständig abgebaut. Sowohl Galenica als auch Sprint hatten in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass es zu dieser Trennung kommen wird. Die Galenica-Aktie reagiert an der Börse mit Kursgewinnen auf die Meldung.
Die von Sprint veräusserten Aktien seien, wie von Galenica gewünscht, breit unter langfristig orientierten Investoren platziert worden, teilte die Gruppe am Montag mit. Galenica sei jeweils über die beabsichtigten Verkäufe informiert worden und habe sie eng verfolgt. Sie seien auch dank dem Vorkaufsrecht, das Galenica besass, ermöglicht worden.
Beteiligungsabbau in mehreren Schritten
Der Abbau kommt nicht überraschend, denn Sprint hatte bereits im Mai 2016 die Beteiligung an Galenica von 25% auf leicht über 20% reduziert und noch im Sommer gab Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod zu Protokoll, dass Sprint weitere Teile verkaufen wolle.
Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass der Immobilieninvestor Remo Stoffel ein grosses Aktienpaket von Sprint übernommen und seinen Anteil an Galenica dadurch von gut 3% auf 10% ausgebaut hat. In der Folge fiel der Anteil von Sprint an Galenica unter die meldepflichtigen Schwellenwerte von 15% und 10% per Ende 2016.
BZ Bank in Transaktionen involviert
Laut Recherchen der «Finanz und Wirtschaft» war auch die BZ Bank von Martin Ebner, der selber einen hohen Galenica-Anteil besitzt, in verschiedene Transaktionen involviert. Dabei soll er allerdings Galenica-Aktien an seine Kunden weiterverkauft haben.
Galenica habe immer Verständnis dafür gezeigt, dass für Finanzinvestoren der Moment komme, in dem sie ihre Gewinne realisieren wollen, bekräftigt die Gruppe am Montag bereits früher gemachte Aussagen. Der Schritt von Sprint sei insbesondere nach der sehr erfreulichen Kursentwicklung der vergangenen Jahre nachvollziehbar. Ausserdem stehen grosse organisatorische Veränderungen an. Bis Ende 2017 soll die Gruppe in die separat an der Börse kotierten Teile Vifor Pharma und Galenica Santé (Grosshandels- und Apothekengeschäft) aufgeteilt werden.
Galenica und Alliance Boots hatten im Jahr 1999 eine strategische Partnerschaft gegründet, wobei sich Alliance Boots mit 25% an Galenica beteiligte. Mit den Veränderungen der Besitzverhältnisse bei Alliance Boots ging die Beteiligung später an Sprint über. Dabei hätten aber KKR und Stefano Pessina, der auch Grossaktionär bei Walgreens Boots Alliance ist, Galenica stets begleitet und unterstützt, so die Mitteilung.
Aktienkurs steigt
Am Berichtstag reagieren die Galenica-Titel mit Kursgewinnen auf die News zum vollständigen Beteiligungsabbau durch Sprint. Zum Schluss legten sie um 2,8% auf 1’183 CHF zu, während der Gesamtmarkt gemessen am breiten SPI sich kaum von der Stelle bewegte.
Im letzten Jahr hatte die Galenica-Aktie Jahr unter anderem aufgrund der Verkaufsabsichten von Sprint einen schweren Stand, da befürchtet worden war, die Aktien von Sprint könnten offen am Markt verkauft werden. Das Papier gehörte 2016 mit einem Minus von 27% denn auch zu den schwächsten Blue-Chips-Werten. Seit Anfang November zeigt der Trend allerdings wieder nach oben.
Die Veränderung des Aktionariats sei schon länger erwartet worden, da Sprint Investments kommuniziert hatte, schreibt Sibylle Bischofberger von der ZKB. Dass nun für alle Aktien ein neuer Besitzer gefunden werden konnte, sei erfreulich. Denn damit seien die Risiken und der Druck auf die Aktienkursentwicklung wegfallen.
Auch bei Baader Helvea begrüsst man die Entwicklung im Galenica-Aktionariat. Denn zuletzt sei die Kursentwicklung auch um die Unsicherheiten, wann genau die Aufteilung der Gruppe über die Bühne gehen soll, belastet worden. Carla Bänziger von der Bank Vontobel rechnet kurzfristig mit leichtem Aufwärtspotential für die Galenica-Aktie, das Kursziel (950 CHF) und das Rating (‹Hold›) belässt sie aber unverändert. (awp/mc/pg)