Galenica-CEO David Ebsworth geht im August 2015 in Rente. (Foto: Galenica)
Bern – Das Berner Pharmaunternehmen Galenica spaltet sich in die zwei Geschäftszweige Pharma und Medikamentenhandel auf und will diese bis in rund fünf Jahren als unabhängige Unternehmen an die Börse bringen. Voraussetzung ist, dass die beiden Bereiche eigenständig überleben können. Zunächst einmal bleiben die beiden ab sofort getrennt geführten Firmenteile – der Pharmabereich als Vifor Pharma und der Medikamentenhandel als Galenica Santé – aber unter den Fittichen des jetzigen Mutterhauses.
Die neue Organisationsstruktur soll die Entwicklung der unterschiedlichen Geschäftsmodelle unter Berücksichtigung ihrer individuellen Wachstumsdynamik ermöglichen, begründete das Unternehmen den Schritt am Dienstag. Der Verkauf eines Teils ist derweil offenbar keine Option. Es gebe keinen diesbezüglichen Plan, sagte VR-Präsident Etienne Jornod an einer Telefonkonferenz. Zweck der Übung sei es vielmehr, die beiden Firmen börsenreif und unabhängig zu machen. Das dürfte in drei bis fünf Jahren der Fall sein; vielleicht auch früher, wenn sich aussichtsreiche Zukäufe und Partnerschaften ergäben, so Jornod.
Der Entscheid zur Aufspaltung des Unternehmens sei nach einem positiven Vorentscheid zur Zulassung von Velphoro in der EU gefallen, hiess es weiter, wobei die definitive Zulassung des Medikaments zur Serum-Phosphatkontrolle bei chronisch Nierenkranken im Herbst erwartet werde.
Zwei neue Konzernchefs
Mit der neuen Struktur entfällt der Posten des Konzernchefs in der Galenica-Gruppe: David Ebsworth tritt zurück und wird Ende August 2015 in Pension gehen. Bis dahin soll er den Transformationsprozess unterstützen. An seiner Stelle nehmen Søren Tulstrup und Jörg Kneubühler die Zügel in die Hand. Der 49-jährige Däne Tulstrup, der vom britischen Pharmakonzern Shire zu den Bernern stösst, übernimmt die Leitung des Pharmazweigs Vifor Pharma.
Galenica Santé wird derweil vom 54-jährige Kneubühler, der zudem Finanzchef des Galenica-Konzerns bleibt, geführt. Dieser Teil von Galenica umfasst mehrere Apothekenketten (z.B. Amavita, Sun Store) sowie die Belieferung von anderen Apotheken, Ärzten und Spitälern mit Medikamenten. Hinzu kommen IT-Angebote. Santé erwirtschaftet zwar den Grossteil des Umsatzes, aber nur einen Viertel des Gewinns.
Anders sieht es bei Vifor aus, wo mit wenig Umsatz hohe Margen erzielt werden. Galenica stärkte in den vergangenen Jahren das Pharmageschäft kontinuierlich. Vifor Pharma ist weltweit führend bei Eisenpräparaten und hat eine starke Position bei Immunstimulanzien. Namentlich das Eisenprodukt Ferinject ist in mehr als 60 Ländern zugelassen. Der Umsatz dieses Produkts wuchs im ersten Halbjahr 2014 um 17%. Nun gehe es darum, die Umsätze mit Ferinject weiter zu steigern und die Marktposition von Velphoro zu stärken, sagte Jornod.
Weitere Gewinnsteigerung angekündigt
Gleichzeitig gab Galenica am Dienstag die Halbjahresresultate bekannt: So stieg der Umsatz um 0,8% auf 1,66 Mrd CHF. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA bzw. EBIT sanken derweil wegen einmaliger positiver Sondereffekte im Vorjahr um 5,6% auf 228 Mio resp. um 7,2% auf 189 Mio, ohne die Berücksichtigung dieser Effekte wären es jeweils knapp 4% mehr gewesen. Auf Stufe Reingewinn (nach Minderheiten) fiel das Ergebnis um -9,2% auf 134,7 Mio CHF bzw. war ohne Sondereffekte um 6,1% höher.
Für das Gesamtjahr hat sich das Management zum Ziel gesetzt, den Reingewinn der Gruppe auf vergleichbarer Basis sowohl vor als auch nach Abzug von Minderheiten – zum 19. Mal in Folge – zu erhöhen. Dies tönt etwas optimistischer: Bisher war Galenica lediglich von einem Gewinn «mindestens auf Vorjahresniveau» ausgegangen.
Aktienkurs steigt
Nicht die Halbjahreszahlen, wohl aber die Aufspaltung des Unternehmens wurde an der Schweizer Börse mit Applaus aufgenommen. Der Aktienkurs stand kurz vor Handelsschluss in einem kaum veränderten Gesamtmarkt 5,4% höher bei 860,50 CHF. Die neue Struktur werde es ermöglichen, die in ihrer Wachstumsdynamik unterschiedlichen Teile fokussierter zu entwickeln, lautete der Kommentar der Bank Safra Sarasin. Auf weniger Begeisterung stiess dagegen die Entwicklung des operativen Geschäftes.
Zu den grössten Galenica-Aktionären zählen gemäss Börsenangaben Firmen und Kunden von Martin Ebner, die fast 16% an Aktien und Optionen halten. Dessen Sprecher Ralph Stadler begrüsste die geplante Aufspaltung. Weiter halten Stefano Pessina und der US-Investor KKR gut einen Viertel an Galenica, und auch Etienne Jornod selbst ist ein bedeutender Einzelaktionär. (awp/mc/pg)