Galenica steigert im Halbjahr Gewinn und Umsatz
Bern – Der Gesundheitskonzern Galenica ist im Halbjahr 2016 erneut kräftig gewachsen und hat den Gewinn ein weiteres Mal gesteigert. Gutes Wachstum verzeichnen die Eisenpräparate während die Einnahmen aus dem Vertrieb des Roche-Medikaments Mircera hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben sind. An der Börse verlieren Galenica stark an Wert, auch weil Grossaktionär Sprint offenbar den Ausstieg plant.
Etienne Jornod, exekutiver Verwaltungsratspräsident, sprach am Dienstag im Interview mit awp Video von einer erfreulichen Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr. «Wir werden 2016 den Gewinn zum 21. Mal in Folge steigern», sagte er mit Zuversicht. Neu wird auf vergleichbarem Niveau ein Gewinnanstieg von 10% angestrebt.
Markante Gewinnsteigerung
Bereits in den Monaten Januar bis Juli kletterte der Gewinn um 23% auf 195 Mio CHF; nach Abzug der Minderheiten resultierte ein Plus von 22% auf 159 Mio. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, wäre der Gewinn ohne die Belastung aus Pensionskassenverpflichtungen (IAS 19) gar um 24% auf 202 Mio angestiegen. Der operative Gewinn (EBIT) nahm derweil um einen Fünftel auf 241 Mio und der Umsatz um 12% auf 2,01 Mrd zu.
Die wachstumsstarke Pharmasparte Vifor legte mit dem Umsatz um 42% auf 551 Mio zu und steigerte den EBIT um 28% auf 185 Mio. Das Apotheken- und Logistikgeschäft von Galenica Santé setzte mit 1,49 Mrd CHF 3,7% mehr um als noch vor einem Jahr. Dabei gelang es, den EBIT um ebenfalls 3,7% auf 66,1 Mio zu verbessern. Dies sei umso erfreulicher, da die diesjährige Grippewelle schwächer verlaufen und so weniger Medikamente dagegen verkauft worden seien, hiess es.
Vifor zur Aufspaltung bereit
«Vifor Pharma ist für die Aufspaltung bereit», sagte Jornod weiter. Die Sparte verzeichne eine starke Dynamik und die Suche nach einem neuen Sparten sei weit fortgeschritten. Die Ende 2015 abgeschlossene Vertriebsvereinbarung für Mircera spülte 153 Mio CHF (+243%) in die Kassen. Das Medikament wird zur Behandlung von durch chronische Nierenerkrankung (CKD) verursachte Anämie eingesetzt.
Produktportfolio erweitert
Um die Position von Vifor weiter zu stärken, wurde das Produktportfolio gezielt vergrössert. So erwarb Vifor die Vermarktungsrechte für Retacrit (Kandidat zur Anämie-Behandlung von CKD-Patienten) für den US-Dialysemarkt oder am Komplement-5a-Rezeptor CCX168 (gegen seltene Nierenkrankheiten) für Europa und andere Märkte. Eine weitere Kooperation wurde zudem für die Entwicklung und Vermarktung von Calcifediol-Retard-Kapseln (US-Markenname Rayldee) mit Opko Health abgeschlossen.
Auch das angestammte Geschäft mit den Eisenprodukten lief gut: So stieg der Umsatz mit dem Blockbuster-Kandidaten Ferinject/Injectafer um 46% auf 163 Mio CHF. In den USA seien sogar gut doppelt so viele Einheiten verkauft worden. Vernofer legte derweil im Halbjahr im Umsatz um 15% auf 62,0 Mio zu und der Phosphatbinder Velphoro wuchs um 53% auf 21,9 Mio.
Der wichtigste Schritt im Trennungsprozess stellt aber die geplante Übernahme des US-Pharmaunternehmens Relypsa für rund 1,53 Mrd USD dar. Galenica hat das Kaufangebot, das vom Relypsa-Management unterstützt wird, vergangene Woche eingereicht. Mit Relypsa kommt Vifor in den Besitz des Kaliumbinders Veltassa (Patiromer) und erhält auf einen Schlag eine gut 200 Mitarbeitende starke Vertriebsorganisation in den USA.
Aktie unter Druck
Die Sparten-Ziele 2016 wurden bestätigt: Demnach wird Galenica Santé den Vorjahres-EBIT auf vergleichbarer Basis übertreffen und Vifor Pharma werde ein EBIT-Wachstum von 10% erreichen. Allerdings dürften die geplanten Investitionen zur Ankurbelung der Veltassa-Verkäufe den Vifor-EBIT mit rund 80 Mio CHF und den Gruppengewinn mit 90 Mio belasten.
An der Börse rutschte die Galenica-Aktie nach gehaltenem Auftakt während des Handels in die Verlustzone und schloss 6,0 % im Minus bei 1202 Franken. Während die Zahlen mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen ausgefallen sind, wird kritisiert, dass die Aktionäre bereits auf hohe Vorabkosten für Veltassa eingeschwört werden.
Kommt hinzu, dass Etienne Jornod im Interview darauf hingewiesen hat, dass der Grossaktionär Sprint (Anteil rund 20%) möglicherweise den Ausstieg vorbereitet, Galenica allerdings über ein Vorkaufsrecht verfügt. (awp/mc/pg)