Etienne Jornod, exekutiver Verwaltungsratspräsident Galenica. (Foto: Galencia)
Bern – Galenica übernimmt das US-amerikanische Unternehmen Relypsa und will damit seine Geschäftseinheit Vifor mit Blick auf die im kommenden Jahr geplante Aufspaltung stärken. Dank der Übernahme kommt Vifor in den Besitz des Kaliumbinders Veltassa (Patiromer), der Wachstumschancen bietet. Zudem erhält die Galenica-Sparte auf einen Schlag eine gut 200 Mitarbeitende starke Vertriebsorganisation im wichtigen US-Markt, wo man bislang nur mit Vertriebspartnern gearbeitet hatte.
Mit Veltassa und dem Eisenpräparat Ferinject (US-Markenname: Injectafer) halte Vifor nun zwei Blockbuster-Kandidaten mit gutem Patentschutz in den eigenen Reihen, sagte Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Und CFO Jörg Kneubühler hielt fest, dass es beim Zukauf in erster Linie um Wachstum und nicht um Kostensynergien geht.
Preis von 1,53 Mrd Dollar
Der Berner Gesundheitskonzern lanciert ein Bar-Kaufangebot für alle emittierten und ausstehenden Relypsa-Stammaktien in Höhe von 32 USD je Titel. Der implizite Wert des Kaufangebots auf vollständig verwässerter Basis betrage damit rund 1,53 Mrd USD. Der Verwaltungsrat von Relypsa empfehle seinen Aktionären, das Angebot anzunehmen, hiess es.
Kneubühler bezeichnete die mit dem Preis verbundene Prämie auf dem Relypsa-Kurs von 60% als «attraktiv». Die Basis dafür sei die hohe Wertgenerierung, die man sich von Veltassa erhoffe. Nach den Plänen von Galenica dürfte die Transaktion bis Ende des dritten Quartals 2016 abgeschlossen werden. Die Relypsa-Aktie sollen von der NASDAQ dekotiert und das Unternehmen anschliessend in Vifor Pharma integriert werden.
Überbrückungsfinanzierung gesichert
Galenica finanziert die Übernahme in einem ersten Schritt – nebst eigenen liquiden Mitteln – über eine Überbrückungsfinanzierung der Credit Suisse. Man wolle später einen Teil des Überbrückungskredits mit Eigenkapital refinanzieren, das im Zusammenhang mit der geplanten Aufteilung der Gruppe im Verlaufe von 2017 beschafft werden soll – dies entweder durch einen IPO von Galenica Santé oder eine andere Variante wie beispielsweise eine Kapitalerhöhung, hiess es.
Jedenfalls beabsichtige Galenica ausreichend Eigenkapital aufzubringen, um die impliziten Investment-Grade-Ratings von Vifor Pharma und Galenica Santé mittelfristig nach der Auftrennung der Gruppe aufrechterhalten zu können, versprach Jornod.
Stärkung von Vifor Pharma
Vifor erhalte neu den Zugang zu allen globalen Rechten an Veltassa für orale Suspension und festige damit ihre Marktposition. Bislang hatte man Veltassa bis auf Japan und den US-Markt weltweit vermarktet. Durch die Akquisition werde Vifor auch eine voll integrierte kommerzielle Organisation in den USA gewinnen und ihre Präsenz am US-Nephrologie- und Kardiologiemarkt, einem ihrer zentralen Fokusbereiche, verstärken.
Mit der Übernahme bekräftigt der Verwaltungsrat auch den Willen, die Galenica-Gruppe in zwei eigenständige kotierte Unternehmen aufzutrennen. Die entsprechenden Vorbereitungen würden weiter vorangetrieben, heisst es dazu.
Weiter äusserte sich Galenica sehr positiv zur Geschäftsentwicklung von Vifor. Die bisherige Guidance für den EBIT 2016 wird dank der guten Geschäftsdynamik auf vergleichbarer Basis auf ein Wachstum von 10% gegenüber dem Vorjahr angehoben. Allerdings dürften die geplanten, erheblichen Investitionen zur Ankurbelung der Verkäufe von Veltassa in den USA den kombinierten EBIT von Vifor für 2016 um rund 80 Mio CHF reduzieren.
Mit Blick auf 2017 seien ausserdem Investitionen im niedrigen dreistelligen Bereich geplant, um die Verkäufe von Veltassa weiter zu steigern. Und auch für 2018 seien Investitionen vorgesehen, wenngleich in geringerem Ausmass. Das neu akquirierte Geschäft dürfte ab 2019 einen positiven EBIT generieren, der sich in den Folgejahren rasch auf einen mittleren bis dreistelligen Betrag erhöhen sollte.
Aktien brechen ein
An der Börse sind die Galenica-Titel in einem etwas schwächeren Gesamtmarkt (SPI: -0,28%) eingebrochen und verloren am Ende 11% auf 1’216 CHF. Marktteilnehmer bewerteten die Relypsa-Übernahme als zu teuer und fürchteten sich vor einer Gewinnverwässerung, wenn es denn zu einer Kapitalerhöhung kommt. Der Kauf sei aber im Hinblick auf die Abspaltung von Vifor sinnvoll, hiess es. (awp/mc/upd/pg)