Galenica verschiebt Aufteilung in zwei Unternehmen
Soren Tulstrup, abgetretener CEO Vifor Pharma. (Foto: Galenica)
Bern – Der Gesundheitskonzern Galenica verschiebt die geplante Aufteilung in einen Drogerie- und einen Pharmateil um sechs bis zwölf Monate. Grund dafür ist die Evaluierung eines neuen CEO für den Pharmateil Vifor Pharma. Dieser Schritt wiederum wird mit der guten Entwicklung und den Chancen in den USA begründet, wo jüngst eine Lizenz- und Kommerzialisierungsvereinbarung mit Pfizer abgeschlossen werden konnte.
Der bisherig CEO von Vifor Pharma, Soren Tulstrup, werde seine Karriere ausserhalb des Unternehmens fortsetzen, teilt Galenica am Dienstag mit. Ein neuer CEO werde gesucht. Begründet wird dieser Schritt mit dem «erfreulichen Momentum im amerikanischen EPO-Markt», welches optimal genutzt werden soll und «um die Beziehungen mit den internationalen Partnern weiterzuentwickeln».
Gemäss der Mitteilung hat Vifor Pharma in den vergangenen Monaten eine neue Phase erreicht und werde an Dynamik auch künftig zulegen. So habe der Nettoumsatz des Eisenpräparats Ferinject in den ersten vier Monaten 2016 im Vorjahresvergleich um fast die Hälfte zugenommen.
Galenica sieht Potenzial in den USA
Ausserdem habe Vifor Pharma das Produktportfolio an ESA-Medikamenten (Erythropoese-stimulierenden) durch die Einlizenzierung der Kommerzialisierungsrechte an Pfizers Retacrit für den US-Dialysemarkt erweitert, wie separat mitgeteilt wurde. Dabei handle es sich um ein eingereichtes Epoetin Biosimilar für die Nephrologie.
Pfizer hat für Retacrit eine «Biologics License Application» (BLA) bei der US-Gesundheitsbehörde FDA eingereicht. Retacrit wird für die Behandlung von Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz (CKD), Nierenversagen und Chemotherapie-induzierter Anämie geprüft. Durch den Zugang zu Retacrit, sobald zugelassen, werde Vifor Pharma in der Lage sein, auch ein ESA mit Kurzzeitwirkung am US-Dialysemarkt anzubieten.
In diesem Zusammenhang spricht Galenica von dem erwähnten «erfreulichen Momentum». Vifor Pharma werde zusätzlich zu Mircera von Roche bald ein zweites EPO exklusiv in den USA anbieten können, womit sich die Chance eröffne, mittelfristig eine wichtige Position im amerikanischen EPO Markt zu erringen.
Zampieri als Interims-CEO
Aufgrund dieser Ausgangslage erfolgt also ein Führungswechsel. Interimistisch wird Vifor Pharma durch den Vize-CEO Gianni Zampieri geleitet. Auf ausdrücklichen Wunsch des Verwaltungsrats von Galenica, den grössten Aktionären und des Partners Fresenius Medical Care verzichte zudem Etienne Jornod auf seinen Entscheid, die Führung von Vifor Pharma nach der Separierung abzugeben. Er werde als Exekutiver VR-Präsident von Vifor Pharma ohne zeitliche Begrenzung zur Realisierung der von ihm initiierten Projekte beitragen, heisst es.
Aufgrund des Führungswechsels bei Vifor Pharma werde die Aufteilung der Gruppe erst erfolgen, nachdem der neue CEO bei Vifor Pharma in seinen Funktionen eingeführt sei. Dadurch verschiebe sich das Projekt für die Separierung um sechs bis maximal zwölf Monate.
Galenica geht neu davon aus, dass der Vollzug der Aufteilung der Gruppe spätestens Ende 2017 abgeschlossen sein wird. Ansonsten liefen die Vorbereitungsarbeiten für die Aufteilung planmässig und würden weiter vorangetrieben.
Im August 2014 hat Galenica den Plan angekündigt, Vifor Pharma und Galenica Santé innerhalb von drei bis fünf Jahren (2017 – 2019) zu zwei eigenständigen börsenkotierten Unternehmen zu entwickeln. Der Zeitplan wurde in der Folge gar verkürzt und das Vorhaben auf das vierte Quartal 2016 in Aussicht gestellt. Gleichzeitig hatte Etienne Jornod seine Absicht bekannt gegeben, mit der Aufteilung der Gruppe die Führung der beiden neuen Unternehmen neuen Händen anzuvertrauen.
Die «ausserordentlich dynamische Entwicklung der Gruppengesellschaften und der von Etienne Jornod und seinem Team lancierten Projekte» hätten die Grossaktionäre, den Partner Fresenius Medical Care sowie den Verwaltungsrat indes überzeugt, diese Pläne für eine maximalen Nutzung der Potentiale anzupassen. (awp/mc/upd/ps)