Gategroup sagt Börsengang in letzter Minute ab

Gategroup sagt Börsengang in letzter Minute ab
Gategroup-CEO Xavier Rossinyol tritt per 1. November zurück. (Foto: Gategroup)

Kloten – Der Flugzeugcaterer Gategroup hat seine Pläne für einen Börsengang in letzter Minute abgeblasen. Das zum chinesischen HNA-Konzern gehörende Unternehmen konnte die Aktien nicht zu dem gewünschten Preis an die Investoren bringen.

Es habe eine Lücke bei der Bewertung unter den momentanen Marktbedingungen gegeben, schreibt Gategroup in einer Mitteilung vom Montag. Die Gategroup-Aktien hätten eigentlich am (morgigen) Dienstag das erste Mal gehandelt werden sollen. Am Samstag hatte die Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft» (FuW) darüber berichtet, dass der Börsengang gefährdet sei. Die Suche nach Investoren gestaltete sich sehr schwierig.

Wie eine separate Umfrage der FuW unter potentiellen Investoren ergeben hatte, wurde der Preis kritisiert. Die Mitte März kommunizierte Preisspanne von 16 bis 21 CHF pro Aktie impliziert eine Marktkapitalisierung von rund 2,1 bis 2,6 Mrd CHF. Selbst ein Preis am unteren Ende der Preisspanne werde zum Teil als zu teuer betrachtet, heisst es im Bericht.

HNA als Ankeraktionär nicht genehm
Ausserdem gefiel es laut der Umfrage vielen Investoren nicht, dass der aktuelle Besitzer HNA Ankeraktionär bleiben wollte. Bekanntlich ist nur ein Streubesitz von 63 bis 65% geplant. Die Chinesen seien in finanziellen Schwierigkeiten und müssten ihr Paket allenfalls nach einer Sperrfrist verkaufen, wurde etwa befürchtet. Dies könnte den künftigen Aktienkurs negativ beeinflussen.

Gategroup hatte im März einen Börsengang bis Mitte Jahr angekündigt. HNA hatte die ehemalige Swissair-Tochter 2016 für 1,4 Mrd USD geschluckt. Die Aktien sind erst vor knapp einem Jahr, Ende April 2017, von der Schweizer Börse SIX dekotiert worden.

Wieder auf Kurs
Die ehemalige Swissair-Tochter musste in den letzten Jahren einige Turbulenzen durchfliegen: Auf rote Zahlen folgten Sparprogramme und Restrukturierungen, unzufriedene Investoren verlangten mehr Einfluss. 2015 stellte das Management schliesslich den Gateway 2020 genannten Turnaround-Plan vor. Mit diesem Plan sieht sich Gategroup nun auf Kurs.

«Wir werden unsere Gateway-2020-Strategie weiter umsetzen, die Gategroup als Marktführer positioniert und es uns ermöglicht hat, die Ergebnisse in den vergangenen zwei Jahren zu verdoppeln, wird Unternehmenschef Xavier Rossinyol zitiert. Der Flugzeugcaterer sei weiterhin bestrebt, für seine Kunden und Aktionäre Wert zu schaffen.

Für das Geschäftsjahr 2017 hatte Gategroup saftige Umsatz- und Gewinnzuwächse bekannt gegeben. Der Umsatz stieg um 35% auf 4,6 Mrd CHF, der Gewinn um über das Doppelte auf 85,2 Mio.

Gewaltige Schulden von HNA
Nach einer grossen Einkaufstour sitzt HNA, zu dem auch der Flugzeug- und Flughafendienstleister Swissport und die Flugzeugwartungsfirma SR Technics gehören, bekanntlich auf einem riesigen Schuldenberg. Mit Verkäufen will der chinesische Mischkonzern wieder zu Geld kommen.

Doch HNA steht nicht nur wegen seiner Verschuldung unter Beschuss, sondern vor allem wegen seiner undurchsichtigen Eigentümerstruktur. Behörden weltweit nehmen den Konzern deshalb unter die Lupe.

Die Schweizer Übernahmekommission verdonnerte HNA zu einer Gebühr von 50’000 CHF, weil der Konzern bei der Gategroup-Übernahme unwahre Angaben zu seinen Besitzern gemacht habe. Zudem alarmierte sie die Strafverfolgungsbehörden und die Finanzmarktaufsicht. (awp/mc/pg)

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