Geberit-CEO Christian Buhl. (Foto: Geberit)
Jona – Der Sanitärtechnikkonzern Geberit ist im ersten Halbjahr 2015 vor allem dank der erstmaligen Konsolidierung von Sanitec stark gewachsen. In einem währungsmässig und konjunkturell schwierigen Umfeld ist dem Unternehmen aber auch organisch und währungsbereinigt ein kleines Wachstum gelungen. Der Gewinn und die Gewinnmargen wurden wie angekündigt von der Integration von Sanitec belastet. Die Erwartungen der Analysten wurden insgesamt knapp erfüllt, wegen des Ausblicks ist die Aktie an der Börse aber unter Druck.
Der Umsatz wurde gegenüber dem Vorjahr um 20% auf 1,31 Mrd CHF gesteigert, bereinigt um Währungseinflüsse und vor allem um die Akquisition von Sanitec ergab sich ein organisches Plus von 2,5%. Wesentlich beeinflusst war das Umsatzwachstum vor allem durch die erwähnte Übernahme sowie durch die Aufhebung des Mindestkurses zum Euro durch die SNB, wie Geberit am Mittwoch mitteilt. Das positive Wachstum sei trotz des Währungsrabatts in der Höhe von 10% in der Schweiz, einem anhaltend schwierigen Marktumfeld in Europa sowie einer starken Vergleichsperiode zustande gekommen. Dabei hat sich das Wachstumstempo gegenüber dem ersten Quartal etwas beschleunigt.
Negativer Sanitec-Effekt bei über 50 Mio Franken
Der EBITDA reduzierte sich im ersten Semester um 7,0% auf 329,3 Mio und die EBITDA-Marge um 3 Prozentpunkte auf 25,2%. Der Reingewinn fiel um 20% unter den Vorjahreswert auf 218,5 Mio CHF zurück. In diesen Zahlen sind allerdings negative Effekte durch die Übernahme der skandinavischen Sanitec enthalten, welche auf Stufe Betriebsergebnis 58 Mio und beim Reingewinn 51 Mio CHF ausmachen. Ohne diese hätte der EBITDA um 5,5% auf 373,2 Mio CHF zugenommen und die entsprechende Marge bei 28,5% gelegen. Der adjustierte Reingewinn sank um 1,2% auf 269,5 Mio.
Der neue CEO Christian Buhl zeigte sich anlässlich einer Telefonkonferenz angesichts der erwähnten Umstände zufrieden mit dem erreichte Resultat. Der Rückgang der Gewinnmarge sei einerseits auf den starken Franken zurückzuführen, andererseits auf die Konsolidierung von Sanitec, welche künftig unter der Sparte «Keramik und komplementäre Produkte» geführt wird.
Mit Blick auf die um die Sanitec-Einflüsse adjustierten Zahlen hiess es weiter, dass die Margen von leicht tieferen Rohmaterialpreisen positiv und durch die Währungsrabatte in der Schweiz, Währungseffekte, höhere Personal- und Pensionskosten und generell tiefere Margen des Sanitec-Geschäfts negativ beeinflusst worden seien.
Margenrückgang im 2. Halbjahr
Für das Gesamtjahr 2015 rechnet Geberit mit einem währungsbereinigten, organischen Wachstum des Nettoumsatzes von 2% bis 3% im angestammten Geschäft sowie beim Sanitec-Geschäft mit einen währungsbereinigten Nettoumsatz auf Vorjahresniveau. Die adjustierte EBITDA-Marge sollte rund 26% erreichen, was klar unter dem Halbjahreswert läge. Die Herausforderungen in der Bauindustrie blieben anspruchsvoll, hiess es dazu.
Auf die Frage, ob der Ausblick auf die Marge nicht etwas defensiv sei und was dahinter stecken könnte, meinte Buhl: «Wegen des schwächeren vierten Quartals ist die Profitabilität aus saisonalen Gründen im zweiten Semester schwächer als im ersten.» Ausserdem seien die Verwässerungseffekte durch Sanitec im zweiten Semester grösser. Darüber hinaus geht Buhl wegen der Einführung neuer Aquaclean-Produkte im Dezember von etwas höheren Marketingkosten aus.
Sanitec-Integration verläuft nach Plan
Die Integration der auf Badezimmer-Keramik spezialisierten Sanitec verläuft laut Buhl plangemäss und soll in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein. Weiter bestätigte er die erwarteten Synergien von rund 45 Mio EUR auf Ebene des EBIT, was in etwa auch den erwarteten Gesamtkosten der Integration entspricht.
An der Börse wurden die Zahlen als mehr oder weniger «in line» kommentiert. Für Enttäuschung sorgte aber vor allem der verhaltene Ausblick. Die Geberit-Aktie beendete den Handelstag um 6,0% im Minus auf 314,70 CHF. (awp/mc/pg)