Geberit verliert im zweiten Quartal etwas an Schwung

Christian Buhl

Geberit-CEO Christian Buhl. (Foto: Geberit)

Jona – Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat im ersten Halbjahr 2018 ein solides Ergebnis erzielt. Der Umsatz legte im Rahmen der eigenen Zielsetzung zu, allerdings büsste das Unternehmen im zweiten Quartal etwas an Tempo ein. Der Reingewinn stieg im Vergleich dazu überproportional, da er nicht mehr wie im Vorjahr mit Sonderkosten wegen der Schliessung zweier Werke belastet war. Für den weiteren Jahresverlauf bleibt Geberit wie gewohnt eher auf der «sicheren Seite».

Der Umsatz nahm gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent auf 1,63 Milliarden Franken zu, ohne Währungseffekte ergab sich ein organisches Plus von 4,3 Prozent, wie Geberit am Dienstag mitteilte. Im zweiten Quartal (+3,9%) hat sich damit das Wachstumstempo gegenüber dem ersten (+4,7%) verlangsamt. Trotz der leichten Abschwächung im zweiten Quartal bezeichnete Geberit das Umsatzwachstum als «erfreulich». Entsprechend zeigte sich auch CEO Christian Buhl an einer Telefonkonferenz zufrieden: «Wir haben sehr gute Resultate erreicht.»

Mangel an Sanitärinstallateuren in Deutschland
Weiterhin balgt sich aber das Unternehmen im wichtigsten Einzelmarkt Deutschland um qualifizierte Arbeitskräfte. Schon seit längerer Zeit boomt die Bauwirtschaft in Deutschland und der Mangel an ausgebildeten Fachkräften hat sich weiter zugespitzt. Das deutsche Institut KfW Research hat diese Tage ein Studie publiziert, wonach bis 2020 jährlich 350’000 bis 400’000 neue Wohnungen erstellt werden müssten, um die Wohnungsengpässe zu beheben. Im laufenden Jahr dürften aber lediglich rund 300’000 Wohnunten neu gebaut werden. Das Institut sieht einen der Hauptgründe im Fachkräftemangel.

Auch Geberit-Chef Buhl hat bereits verschiedentlich auf dieses Malaise hingewiesen. Zuletzt bezifferte er die durchschnittliche Wartezeit, bis ein Sanitärauftrag ausgeführt werde, auf knapp 13 Wochen.

Am Ausblick für Deutschland hat sich laut Buhl gegenüber dem Stand von Anfang Mai nichts verändert. «Wir sind zuversichtlich für die weitere Nachfrage, auch wenn der Engpass bei den Installationskapazitäten weiter Bestand haben dürfte», so Buhl am Dienstag. Allenfalls macht er am Horizont leise Anzeichen für eine Entspannung der Lage am Personalmarkt aus.

In der Schweiz hat Geberit die Preise wegen der Entwicklung des Frankens nicht nur wie üblich im April, sondern auch im Juli noch einmal erhöht. Die zweite Preiserhöhung führte wie die erste zu einem Vorkaufeffekt der Händler. Daraus resultierte ein starker Geschäftsgang im Juni, aber ein schwächerer Start ins dritte Quartal in den Monaten Juli und August.

Hohes Gewinnwachstum
Noch stärker als beim Umsatz hat sich die Geberit-Gruppe auf der Gewinnstufe verbessert. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA stieg um 12 Prozent auf 485 Millionen und die entsprechende Marge um 20 Basispunkte auf 29,8 Prozent. Der Konzern profitierte hier vom gestiegenen Umsatz, den Preiserhöhungen oder den Auswirkungen der Werkschliessungen in Frankreich. Negativ wirkten sich höhere Rohmaterial- und Personalkosten aus. Hier erwartet Buhl auch für die kommenden Monate anhaltenden Druck.

Der Reingewinn erhöhte sich gar um über einen Drittel auf 347 Millionen. Für die starke Zunahme war vor allem der Wegfall der im Vorjahr angefallenen Kosten der Werkschliessungen in Frankreich ausschlaggebend.

Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich der Konzern verhalten optmistisch. So lautet die Prognose für das organische Umsatzwachstum im Gesamtjahr 2018 «rund 4 Prozent» und die operative Gewinnmarge auf Stufe EBITDA soll im Bereich des Vorjahresniveaus von 28,2 Prozent zu liegen kommen. In Marktkreisen wurde diese Guidance als defensiv bezeichnet, entsprechend wurde auch die Aktie in praktisch unveränderten Gesamtmarkt um 1,6 Prozent zurückgenommen. (awp/mc/ps)

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