Geberit sieht innerhalb eines schwachen Quartals steigende Tendenz
Zürich – Geberit hat im ersten Semester 2020 weniger Umsatz erzielt als im Vorjahr, aber mehr als prognostiziert. Die beiden Quartale waren aber Corona-bedingt sehr unterschiedlich. Auf das solide erste folgte ein Einbruch im zweiten. Trotz einer Erholung in den letzten Wochen bleibt der Blick nach vorne zurückhaltend.
Der Umsatz im ersten Semester reduzierte sich um knapp 10 Prozent auf 1,47 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Darin enthalten sind negative Währungseffekte in der Höhe von 87 Millionen Franken. Werden diese ausgeklammert, ergibt sich ein Minus in Lokalwährungen von 4,5 Prozent.
Die beiden Quartale fielen indes recht unterschiedlich aus. Da sich die Lage mit Blick auf die Corona-Pandemie erst ab Mitte März zuspitzte, waren davon auch die Umsätze von Geberit im zweiten Quartal um Einiges stärker betroffen als im ersten. So brachen die Verkäufe allein im zweiten Vierteljahr um knapp 16 Prozent auf 671 Millionen Franken ein. Im ersten Quartal resultierte noch ein vergleichsweise moderates Minus von 3,9 Prozent. Etwas besser präsentiert sich das Bild ohne die Auswirkungen des starken Frankens. In Lokalwährungen sank der Nettoumsatz um 10,7 Prozent, während im ersten Quartal gar noch ein kleines Plus erwirtschaftet wurde.
Nachfrage nahe des Vorkrisenniveaus
Innerhalb des zweiten Quartals hat sich die Lage ab Mai aber wieder erholt, was für das dritte Quartal eine Verbesserung zumindest erhoffen lässt. Nach dem Einbruch von Mitte März habe die Nachfrage ab Mitte Mai und bis Ende Juni stetig angezogen, sagte CEO Christian Buhl anlässlich einer Telefonkonferenz. «Die Nachfrage befindet sich beinahe wieder auf Vorkrisenniveau.»
Die Schlussfolgerung, dass das dritte Quartal besser als das zweite ausfallen werde, wollte er aber nicht gelten lassen. «Die Nachfrage bleibt volatil, wir machen deshalb für das neue Quartal keine Prognosen», erklärte er. Vorsichtig macht ihn der Umstand, dass in verschiedenen Ländern Europas derzeit grössere Bauprojekte verschoben oder gar abgesagt werden. Als grösstes Risiko bezeichnet er allerdings die Möglichkeit eines zweiten Shutdowns.
Seit Mai sind wieder alle Fabriken von Geberit offen. Kapazitäten hat Geberit trotz des Umsatzrückgangs keine abgebaut. Laut Buhl wurde die Produktion aber über den Einsatz von temporären Mitarbeitern und über die Feriensaldi von festen Mitarbeitern maximal flexibilisiert.
Sechs grösste Märkte auf Halbjahressicht knapp im Plus
Regional gesehen brachen die Verkäufe dort am stärksten ein, wo die Bautätigkeiten vorübergehend gänzlich eingestellt werden mussten, also in Italien, Frankreich, Grossbritannien und Spanien. Im wichtigsten Einzelmarkt Deutschland gingen die Umsätze im zweiten Quartal zwar ebenfalls zurück. Das Land war von Corona aber weniger stark betroffen als andere Länder.
Die sechs grössten Märkte von Geberit, Deutschland, Schweiz, Skandinavien, Osteuropa, Benelux und Österreich, büssten allesamt im zweiten Quartal an Umsatz ein, hielten sich dank des starken ersten Quartals aber auf Halbjahressicht knapp im Plus.
Lieferketten intakt
Gebremst wurde Geberit nebst den allgemeinen Einschränkungen, welche die Bautätigkeit verlangsamt hatten, auch von der verordneten Schliessung der Ausstellungsräume für Sanitärprodukte. Die Lieferketten blieben aber trotz der Restriktionen während der ersten sechs Monate des Jahres mehrheitlich intakt.
Mit Blick auf das Gesamtjahr wollte Geberit wegen der Unsicherheiten in Bezug auf die Covid-Pandemie keinen Ausblick machen. Geberit sieht sich aber gut gerüstet, um gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen.
An der Börse lösen die Zahlen keine Begeisterung aus, letztlich schlossen die Papiere aber dennoch 0,65% im Plus bei 483,40 Franken. (awp/mc/pg)