Jona – Geberit ist im ersten Quartal so rasant gewachsen wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Das Unternehmen profitiert davon, dass die Leute mehr zu Hause bleiben und für dessen Einrichtung das Geld ausgeben, dass Covid-bedingt andernorts eingespart wird. Das starke Wachstum führte trotz gestiegener Rohstoffpreise zu einer rekordhohen Gewinnmarge.
«Wir hatten ein ausserordentlich starkes erstes Quartal», sagte CEO Christian Buhl an einer Telefonkonferenz zu den Erstquartalszahlen. Dabei ist Geberit nicht nur im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen, sondern auch im Vergleich zum noch nicht von Corona beeinflussten Jahr 2019. «Der Umsatz im ersten Quartal 2021 lag um gut 14 Prozent über dem Niveau des entsprechenden Quartals 2019», erklärte Buhl. Dies zeige auf, dass Geberit deutliche Marktanteile gewonnen habe.
Trend zu «Home Improving» stützt
Das starke Wachstum begründet er einerseits mit einem Lageraufbau bei den Grosshändlern und andererseits mit einem Basiseffekt aus dem teilweise bereits von Corona beeinträchtigen Vorjahr. Als Hauptgrund nannte er den «Home Improving»-Trend, also die Bereitschaft der Konsumenten, in eine Verschönerung ihrer wohnlichen Umgebung zu investieren.
Wie lange dieser Trend anhalte, könne er nicht sagen, so Buhl. Im laufenden Quartal sei er aber bislang weiterhin intakt. «Der Geschäftsverlauf im April kommt zwar nicht ganz an das erste Quartal heran, war aber immer noch gut.»
Der Umsatz erhöhte sich organisch, das heisst währungsbereinigt, um 13 Prozent auf 910 Millionen Franken, wie der Sanitärtechnikkonzern am Dienstag mitteilte. Das Wachstumstempo hat sich damit gegenüber dem bereits starken zweiten Semester beschleunigt.
Rekordhohe Marge
Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA legte um gut 21 Prozent auf 315 Millionen Franken gar überproportional zu. Die entsprechende Marge verbesserte sich entsprechend um 2 Prozentpunkte auf 34,6 Prozent, womit Ankündigungen des Managements vom März übertroffen wurden. Massgeblich verantwortlich für die deutliche Margenausweitung waren das Volumenwachstum, Covid-bedingt tiefere Kosten – beispielsweise für Reisen – sowie Preiserhöhungen.
Die seit Ende 2020 markant angestiegenen Rohmaterialpreise haben sich dagegen aufgrund des hohen Vorjahresniveaus noch nicht wesentlich auf die Margen ausgewirkt.
Der Reingewinn zog gleichzeitig um 26,7 Prozent auf 233 Millionen an, gestützt von der Steigerung des operativen Ergebnisses sowie von einem verbesserten Finanzergebnis. Die Erwartungen der Analysten hat Geberit damit auf allen Ebenen deutlich übertroffen.
Einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr machte Geberit wie üblich zu dieser Zeit im Jahr noch nicht. Die Einschätzungen für das laufende Jahr hätten sich seit der Veröffentlichung der Ergebnisse für das Gesamtjahr 2020 im vergangenen März nicht verändert, hiesst es lediglich. Die Unsicherheiten in Bezug auf die Pandemie und die Visibilität würden eine Prognose sehr schwierig machen.
Mit Blick auf die Gewinnmargen hatte Geberit bereits im März davor gewarnt, dass die steigenden Rohmaterialpreise einen negativen Einfluss haben würden. Buhl konkretisierte die Erwartungen nun dahingehend, dass er für das zweite Quartal einen Anstieg der Rohmaterialpreise, sowohl bei den Metallen als auch den Kunststoffen, von insgesamt 4 bis 5 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal prognostiziert.
Ausserordentliche Preisrunde
Dem stehen die wie üblich im April durchgeführten Preiserhöhungen im Umfang von rund 1,5 Prozent gegenüber. Buhl kündigte darüber hinaus wegen der weiter steigenden Rohmaterialkosten für Juli eine ausserordentliche Preisrunde von etwa 3,5 Prozent für die beiden Geschäftsbereiche Installations- und Spülsysteme sowie Rohrleitungssystem an, welche rund 60 Prozent des Geschäfts ausmachen.
An der Börse wurden die Zahlen bis Handelsschluss mit einem Plus von 0,6% auf 608.80 Franken belohnt. (awp/mc/ps)