Jona – Geberit bewegt sich in neuen Höhen. Das hohe Umsatzwachstum im ersten Semester hat war zwar auch mit der coronabedingt schwachen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr zu tun, getrieben wurde das Geschäft aber insbesondere vom Bedürfnis der Menschen nach einem komfortablen Zuhause. Im zweiten Semester dürfte es gemächlicher zu und her gehen.
Nicht nur ist der Sanitärtechnikkonzern im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 stark gewachsen, sondern er setzt heute gar deutlich mehr um als im Vor-Ccorona-Jahr 2019. So legte der Umsatz gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um knapp einen Viertel auf 1833 Millionen Franken zu, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Ohne die positiven Währungseffekte ergab sich ein Plus von immer noch über 22 Prozent.
Im Vergleich mit dem Vor-Corona-Semester von 2019 lag das Umsatzniveau unter Ausklammerung der Währungseffekte knapp 17 Prozent höher.
Trend zu Home-Improvement stützt
Das «ausserordentliche» Umsatzwachstum sei hauptsächlich auf den positiven Basiseffekt durch den Covid-bedingten Umsatzrückgang im Vorjahr, den anhaltenden Trend zur Verschönerung des eigenen Heims sowie auf einen Lageraufbau zurückzuführen, hiess es dazu. Der Lageraufbau bei den Grossverteilern wurde dabei auch von der Anfang Juli vorgenommenen ausserordentlichen Preiserhöhung gestützt.
So weitergehen wird es im weiteren Jahresverlauf allerdings nicht. «Wir werden im zweiten Semester eine substantiell tiefere Wachstumsrate erreichen als im ersten», sagte CEO Christian Buhl an einer Telefonkonferenz. Konkret hat Geberit für das Gesamtjahr ein Wachstum des Nettoumsatzes im «niedrigen zweistelligen» Bereich in lokalen Währungen in Aussicht gestellt.
Er verwies dabei einerseits auf die höhere Vergleichsbasis aus dem Vorjahr. Denn die zweite Jahreshälfte 2020 war nicht mehr so stark von Corona-Einschränkungen geprägt wie die erste. Ausserdem falle im dritten Quartal der Vorkaufseffekt wegen der Preiserhöhung vom Juli weg.
«Nach einem ausserordentlich hohen Wachstum über die vergangenen zwölf Monate wird sich die Bauindustrie im zweiten Halbjahr normalisieren», so Buhl. Zudem sei nicht vorhersehbar, wann der Trend zu vermehrten Investitionen in das eigene Heim, von dem man in den letzten Monaten profitiert habe, abflaue.
Marge wird wieder sinken
Der Gewinn erhöhte sich im Vergleich zum Umsatz gar überproportional. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA legte in den ersten sechs Monaten um 35,5 Prozent auf 626 Millionen Franken zu und die entsprechende Marge um 2,7 Prozentpunkte auf rekordverdächtige 34,2 Prozent. Der Reingewinn stieg dank einem verbesserten Finanzergebnis gar um gut 46 Prozent auf 460 Millionen Franken.
Hauptverantwortlich für die Zunahme der Marge sei das Volumenwachstum, so Geberit. Die seit Ende 2020 massiv angestiegenen Rohmaterialpreise hätten sich aber trotz der Preiserhöhungen deutlich negativ auf die Margen ausgewirkt.
Und dieser Effekt dürfte noch zunehmen. Die Materialkosten werden sich laut Buhl im zweiten Halbjahr noch stärker auf die Margen auswirken als bisher, weshalb diese gegenüber dem ersten ebenfalls deutlich sinken dürften. Die EBITDA-Marge soll im Gesamtjahr denn auch «nur» den oberen Bereich der Zielspanne von 28 bis 30 Prozent erreichen.
Einen negativen Einfluss auf die Marge haben zudem weiter steigende Lohnkosten sowie auch höhere Ausgaben für das Marketing. In die Werbung will Buhl in nächster Zeit wegen des derzeit noch anhaltenden Home-Improvement-Trend etwas mehr Geld stecken als bisher.
An der Börse kam es in der seit Jahresbeginn mit einem Plus von beinahe 40 Prozent sehr gut gelaufenen Aktie zu Gewinnmitnahmen. Bis Handelsende gaben Geberit um 1,7 Prozent nach, während der Gesamtmarkt ein gutes Prozent verloren hat. (awp/mc/ps)