Geberit-CEO Christian Buhl. (Foto: Geberit)
Jona – Das Neunmonatsergebnis des Sanitärtechnik-Konzerns Geberit wurde massgeblich von der vor gut einem Jahr angekündigten Übernahme der skandinavischen Sanitec beeinflusst. So zog der ausgewiesene Umsatz klar an, während organisch entsprechend dem schwierigen Markumfeld lediglich ein knappes Plus resultierte.
Neben Kosten im Zusammenhang mit der Sanitec-Integration belastet weiterhin auch der starke Franken das operative Ergebnis. Im Ausblick auf das Gesamtjahr zeigt sich das Unternehmen einen Tick vorsichtiger. Gleichzeitig präsentierte der neue CEO Christian Buhl die neuen Mittelfristziele, welche die Übernahme der margenschwächeren Sanitec berücksichtigen.
Organisches Wachstum von 2,1 %
Der Umsatz legte in den ersten neun Monaten 2015 um knapp 22% auf 1,97 Mrd CHF zu, bereinigt um die Währungseinflüsse und Akquisitionen ergab sich ein organisches Plus von 2,1%. Das Tempo der Umsatzentwicklung hat sich damit im dritten Quartal mit einem währungsbereinigten, organischen Plus von 1,3% gegenüber den beiden Vorquartalen noch einmal verlangsamt.
Die Resultate seien weiterhin durch das anspruchsvolle Umfeld in der Bauindustrie sowie von negativen Wechselkursen geprägt gewesen, teilt Geberit am Dienstag mit. Letztere drückten den Umsatz um 162 Mio nach unten. Das positive Wachstum sei trotz des Währungsrabatts in der Höhe von 10% im Schweizer Markt, einem nach wie vor schwierigen Marktumfeld in vielen europäischen Märkten sowie einer vor allem im ersten Semester starken Vorjahresvergleichsperiode zustande gekommen. Der Anteil des Sanitec-Umsatzes lag bei 481 Mio.
Sondereffekte belasten
Nach Regionen betrachtet ergab sich im wichtigsten Markt Europa ein organisches Plus in lokalen Währungen von 1,3%. Starke Wachstumsraten zwischen 5 und über 8% verzeichneten Grossbritannien/Irland, die Iberische Halbinsel die Benelux- und die nordischen Länder. Der wichtigste Markt Deutschland wuchs um 2,4%, während die Währungsrabatte in der Schweiz für ein Minus von 7,9% sorgten. Zweistellige Wachstumsraten erreichte Geberit einzig in der Region Nahost/Afrika.
Der EBITDA reduzierte sich von Januar bis September um 4,8% auf 510,0 Mio und die EBITDA-Marge um 2,8 Prozentpunkte auf 25,9%. Der Reingewinn fiel um 18% unter den Vorjahreswert auf 338,4 Mio CHF zurück. Hier sind verschiedene negative Effekte im Zusammenhang mit der Sanitec-Akquisition enthalten, welche auf 69 Mio auf Stufe Betriebsergebnis und 59 Mio auf Stufe Reinergebnis beziffert werden. Die Integrationsaktivitäten verlaufen indes weiterhin plangemäss.
Zur besseren Vergleichbarkeit sind deshalb auch adjustierte Werte ausgewiesen worden. Ohne die erwähnten Effekte hätte der EBITDA um 4,0% auf 557,1 Mio CHF zugelegt und die entsprechende Marge bei 28,2% gelegen (-0,5 Prozentpunkte). Der adjustierte Reingewinn sank um 3,8% auf 397,8 Mio.
Umsatzprognose 2015 für Sanitec reduziert
Gleichzeitig mit den Zahlen gibt das Unternehmen auch neue Mittelfristziele für den Zeitraum ab 2018 bekannt, welche die Akquisition von Sanitec sowie die Umstellung der Berichterstattung auf den Nettoumsatz berücksichtigen. Neu wird für die EBITDA-Marge ein Wert in einer Bandbreite von 28 bis 30% angestrebt sowie ein organisches Netto-Umsatzwachstum in Lokalwährungen im Durchschnitt über einen Konjunkturzyklus von 4 bis 6%. Die Rendite auf dem investierten Betriebskapital (ROIC) soll ab diesem Zeitpunkt 25% erreichen.
Den bisherigen Ausblick auf das Gesamtjahr 2015 hat Geberit bis auf die Aussagen zu Sanitec bestätigt. Demnach rechnet Geberit mit einem währungsbereinigten, organischen Wachstum des Nettoumsatzes von 2% bis 3% sowie beim Sanitec-Geschäft mit einen währungsbereinigten Nettoumsatz unter Vorjahresniveau. Die adjustierte operative Cashflow-Marge für das Gesamtjahr sollte rund 26% erreichen. Zuvor hiess es noch, dass Sanitec den Umsatz im Gesamtjahr sollte halten können.
Im Rahmen des laufenden Aktienrückkaufprogramms wurden bis Ende September Aktien für gut 150 Mio CHF zurückgekauft, das sind 25% des ursprünglich geplanten Volumens. Das voraussichtliche Rückkaufvolumen bis zum Ende des Programms im April 2016 wird neu auf rund 240 Mio CHF geschätzt. Das Rückkaufvolumen wurde ursprünglich auf rund 530 Mio veranschlagt.
In Marktkreisen wurden die Gewinnzahlen als Enttäuschung bezeichnet. Gleichzeitig wurde eingeräumt, dass in einer Phase der Transformation, in der sich Geberit befindet, zuverlässige Schätzungen schwierig seien. Ausserdem wird die Bewertung des Unternehmens als bereits anspruchsvoll empfunden. Die Aktie verlor am Dienstag 4,8% und schloss damit als schwächster SMI-Wert. (awp/mc/pg)