Jona – Der Sanitärtechnikkonzern Geberit kämpft wie viele Unternehmen an allen Fronten mit der Inflation. Wegen der verzögerten Wirkung von Preiserhöhungen ging im ersten Semester die Profitabilität zurück, auf hohem Niveau allerdings. Bis Ende Jahr will Geberit den Rückstand aber aufgeholt haben.
«Wir können die höheren Preise an die Kunden weitergeben, aber nur mit Verzögerung», sagte CEO Christian Buhl an einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen. «Der Inflationsdruck auf die Margen ist deshalb temporär.» Er zeigte sich deshalb zuversichtlich, dass die Marge im zweiten Semester wieder verbessert werden kann.
So hat Geberit für Ende des dritten Quartals eine weitere Preisrunde angekündigt und bereits per Anfang Juli wurden die Preise um stolze 7,5 Prozent angehoben. Zusammen mit den bisherigen Preisrunden im laufenden Jahr liegen damit die Verkaufspreise des Sortiments von Geberit ab dem vierten Quartal um rund 12 Prozent über dem Stand von Ende 2021.
Energiepreise dürften weiter steigen
Buhl geht von einem anhaltend hohen Inflationsdruck aus. Für die Rohmaterialpreise prognostiziert er zwar im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten eine flache Entwicklung. Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres seien die Preise aber deutlich höher. Und bei den Energiepreisen geht er von einer weiteren Zunahme aus. Anhaltender Druck besteht auch bei den Personalkosten.
Zudem verwies er auf die weiterhin hohen Risiken bezüglich der Weltpolitik oder der Pandemie und durch die anspruchsvolle Lieferkettensituation. Ausserdem sieht er die Möglichkeit, dass die Grosshändler im Falle einer konjunkturellen Abkühlung ihre derzeit gut gefüllten Lager abbauen könnten.
Die aktuelle Stimmung in der Bauindustrie bezeichnete Buhl hingegen als «weiterhin gesund» mit einem guten Auftragsbestand. Der Home-Improvement-Trend, von dem Geberit während der Pandemie noch profitierte hatte, habe sich zuletzt aber etwas abgeschwächt, was sich etwa in geringeren Besucherfrequenzen in den Ausstellungsräumen zeige.
In diesem Umfeld machte Geberit erstmals konkrete Angaben zum Ausblick: Demnach wird für das Gesamtjahr 2022 mit einem Umsatzwachstum in lokalen Währungen im hohen einstelligen Prozentbereich gerechnet sowie mit einer EBITDA-Marge von rund 28 Prozent.
Weniger Gewinn bei höherem Umsatz
Was die Zahlen des ersten Semester betrifft, wurde der Umsatz um 5,5 Prozent auf 1,93 Milliarden Franken gesteigert, wie der Bauzulieferer am Donnerstag mitteilte. Bereinigt um die negativen Währungseffekte ergab sich gar ein Plus von über 11 Prozent.
Da die bisherigen Preisrunden die Teuerung nicht ganz auffangen konnten, entwickelte sich der Gewinn im Vergleich zum Umsatz unterproportional, was auf die operative Marge durchschlug. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA ging um gut 10 Prozent auf 561 Millionen Franken zurück und die entsprechende Marge um über 5 Prozentpunkte auf 29,0 Prozent. Der Reingewinn sank gleichzeitig um knapp 13 Prozent auf 402 Millionen Franken.
Die Enttäuschung der Analysten über den Gewinn spiegelt sich in einem Verlust der Aktie bis am Mittag von rund 2,5 Prozent. (awp/mc/ps)