Jona – Der Sanitärtechnik-Konzern Geberit hat im Geschäftsjahr 2020 den operativen Gewinn gegenüber dem letztjährigen Rekordgewinn erneut gesteigert und den Reingewinn zumindest knapp gehalten. Im laufenden Jahr dürfte die Profitabilität aber von den steigenden Rohmaterialpreisen gebremst werden.
Mit Blick auf die hohe EBITDA-Marge von 31,0 Prozent im vergangenen Jahr müssen sich die Investoren für das laufende wieder mit einer geringeren Profitabilität anfreunden. «Dieses Margenniveau ist in einem normalem Umfeld nicht haltbar», erklärte der per Ende Jahr abtretende Finanzchef Roland Iff am Mittwoch an der Bilanzmedienkonferenz.
Bremsend dürften sich dabei insbesondere die Rohstoffpreise auswirken. «Wir erwarten erheblichen Gegenwind von den Rohmaterialpreisen ab dem zweiten Quartal», sagte CEO Christian Buhl. Bereits im ersten Quartal dürften die durchschnittlichen Preise für die von Geberit benötigten Kunststoffe und Metalle gegenüber dem vierten Quartal 2020 um etwa 4 Prozent angestiegen sein, lautet seine Schätzung. Ab dem zweiten Quartal komme dann noch ein zunehmend negativerer Basiseffekt hinzu.
Ansonsten hielt sich das Management mit zukunftsgerichteten Aussagen angesichts des ungewissen Weitergangs der Corona-Pandemie zurück, zeigte sich aber dennoch nicht ohne Zuversicht.
2021 erneut gutes Resultat erwartet
«Ich bin zuversichtlich für ein gutes Resultat im laufenden Jahr und für weitere Marktanteilsgewinne», sagte er. Es gebe aber sowohl positive als auch negative Einflussfaktoren auf die Märkte, deren Gesamtwirkung derzeit noch unklar seien.
Zu den positiven Faktoren zählt Buhl etwa den durch die Pandemie verstärkten Trend zu Verbesserungen in der eigenen Wohnung. Als stützende Trends streicht er zudem das prosperierende Gesundheitswesen und die Nachfrage nach hygienebezogenen Produkten heraus oder die öffentlichen Konjunkturprogramme. Auch die historisch tiefen Zinssätze kommen dem Bauwesen und damit Geberit entgegen.
Besonders negativ von Covid betroffen sind laut dem CEO die Segmente Hotel, Restaurants und Unterhaltung, der Detailhandel und die Büroräume. In diesem Sektor des Nicht-Wohnungsbaus erwirtschaftet Geberit rund 35 Prozent der Umsätze.
Aus eigener Kraft gewachsen
Dass Geberit aber mit intakten Aussichten in die Zukunft geht, unterstreicht laut Buhl auch der Umstand, dass es im vergangenen Jahr weder zu Entlassungen noch zu Gehaltskürzungen und auch kaum zu Kurzarbeit bei den Mitarbeitern gekommen sei.
2021 konnte denn auch der Umsatz trotz zeitweilig geschlossener Baustellen gesteigert werden, zumindest auf währungsbereinigter Basis. In Franken gerechnet nahm er zwar um 3,1 Prozent auf 2,99 Milliarden Franken ab. Bereinigt um die negativen Währungseffekte in der Höhe von 136 Millionen ergab sich hingegen ein leichtes organisches Wachstum von 1,3 Prozent. Das Wachstumstempo hat sich dabei im vierten Quartal nach einem starken dritten wie angekündigt wieder verlangsamt, allerdings nur minim.
In der Hauptregion Europa entwickelten sich die Märkte im vierten Quartal unterschiedlich. Im wichtigsten Einzelmarkt Deutschland aber zogen die Verkäufe organisch um über 13 Prozent an und im ebenfalls wichtigen Heimmarkt Schweiz um 8,6 Prozent.
Der operative Gewinn (EBITDA) legte trotz negativer Währungseinflüsse um 2,4 Prozent auf 925 Millionen Franken zu, womit das Rekordergebnis vom Vorjahr noch einmal übertroffen wurde. Die entsprechende Marge verbesserte sich auf die erwähnten 31,0 Prozent. Der Reingewinn ging hingegen unter anderem wegen eines tieferen Finanzergebnisses auf 642 Millionen Franken minim zurück. Die Dividende soll dennoch um 10 Rappen auf 11,40 Franken erhöht werden.
An der Börse kam es am Mittwoch in der Geberit-Aktie auf hohem Niveau zu Gewinnmitnahmen. Die Titel verloren bis Handelsschluss 1,2% auf 568,80 Franken. (awp/mc/ps)