Yves Serra, CEO Georg Fischer.
Schaffhausen – Georg Fischer hat im ersten Halbjahr 2013 einen Umsatz von CHF 1’837 Mio. erzielt, leicht unter Vorjahresniveau. Bereinigt um Währungseffekte, Devestitionen und Akquisitionen entspricht dies dem Wert der Vorjahresperiode. Der Nachfragerückgang in Europa wurde durch den Gewinn von Marktanteilen sowie einem weiteren Wachstum in Asien und Amerika kompensiert, wie das Unternehmen am Mittwoch in einer Mitteilung schreibt.
Das Betriebsergebnis (EBIT) erreichte CHF 118 Mio., 3 Prozent über dem Vorjahr; dies trotz einer niedrigeren Auslastung in einigen europäischen Produktionsstätten sowie Rückstellungen für die Massnahmen zur Reduktion der Kosten. Die EBIT-Marge (ROS) belief sich auf 6,4 Prozent und die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC) auf 14,5 Prozent gegenüber 6,2 Prozent beziehungsweise 14,8 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2012. Der ROIC erreichte in allen drei Divisionen zweistellige Werte und lag deutlich über den Kapitalkosten.
Das Konzernergebnis beläuft sich auf CHF 83 Mio. gegenüber CHF 81 Mio. in der Vorjahresperiode. Der Freie Cashflow vor Akquisitionen lag bei CHF 7 Mio., was eine deutliche Verbesserung von CHF 68 Mio. gegenüber der Vorjahresperiode bedeutet. Für das zweite Halbjahr 2013 wird ein deutlich positiver Cashflow erwartet.
Die Zahl der Mitarbeitenden ist von 13 800 auf 13 400 zurückgegangen. Ein Rückgang von 700 Personen in Europa wurde durch eine Erhöhung des Personalbestands in Asien und den USA teilweise kompensiert. Das Währungsexposure, welches rund 5 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes ausmacht, konnte weiter reduziert werden und ist nun auf den US-Dollar beschränkt.
Anpassung der globalen Präsenz in Einklang mit der Strategie
Georg Fischer ist im Begriff, Hakan Plastik, den führenden Anbieter von Kunststoff-Rohrleitungssystemen in der Türkei mit einem Umsatz von mehr als CHF 100 Mio. zu übernehmen. Die Akquisition ermöglicht GF Piping Systems eine stärkere Präsenz in den vielversprechenden Wachstumsmärkten Mittlerer Osten und Osteuropa sowie die Aufnahme einer grossen Anzahl von komplementären Produkten für den Verkauf in der ganzen Region. Der Vollzug erfolgte am 16. Juli 2013.
In Europa wird die Kostenstruktur der Nachfrage entsprechend angepasst, speziell bei GF Automotive. Wie bereits Anfang des Jahres angekündigt, wurde ein Plan zur Kostenreduktion in der Höhe von CHF 25 Mio. eingeleitet. Alle Massnahmen wurden umgesetzt und werden dem ersten Halbjahr angerechnet. Die volle Wirkung wird sich im zweiten Halbjahr und in 2014 zeigen.
GF Piping Systems steigerte den Umsatz auf CHF 665 Mio., 3 Prozent über dem ersten Halbjahr 2012. Ein ungewöhnlich langer Winter beeinträchtigte bis April die Bautätigkeit und die Investitionen in Europa und in Teilen der USA. Dennoch konnte GF Piping Systems diesen Rückstand wieder wettmachen und profitierte überdies von der im Mai 2012 getätigten Akquisition von IPP, Dallas (USA).
Asien und Amerika erneut deutlich im Plus
Die Verkäufe in Asien und Amerika legten erneut deutlich zu. Zusammen waren sie nun im ersten Halbjahr für nahezu 55 Prozent des Umsatzes verantwortlich, gegenüber 50 Prozent im Vorjahr. Die Nachfrage nach Wasseraufbereitung wächst stetig, diejenige nach Halbleiter Anwendungen stieg erneut an. Die Schlüsselmärkte im Bereich Haustechnik von GF Piping Systems entwickelten sich weiterhin gut.
Trotz der niedrigen Auslastung verschiedener europäischer Produktionsstätten konnte das Betriebsergebnis mit CHF 67 Mio. auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden.
Die Umsätze von GF Automotive sanken hauptsächlich aufgrund der Devestition zweier Firmen im Bereich Aluminiumsandguss im November 2012. Die Division sah sich mit anspruchsvollen Marktverhältnissen in Europa konfrontiert. Sowohl die Produktion von Personenwagen als auch diejenige von Nutzfahrzeugen ging im ersten Halbjahr um 10 Prozent zurück.
Unter Berücksichtigung der Devestitionen konnte der Umsatz nahezu gehalten werden. Entscheidend dazu beigetragen hat ein hohes Wachstum in China, aber auch der Gewinn von Marktanteilen in Europa. Diese Gewinne resultieren aus der Kompetenz von GF Automotive im Design leichterer Komponenten und der starken Position in derZusammenarbeit mit erfolgreichen Automobil- und Lkw-Produzenten.
Betriebsergebnis praktisch auf Vorjahr
Das Betriebsergebnis belief sich mit CHF 35 Mio. praktisch auf Vorjahreshöhe, trotz der Rückstellungen für die Massnahmen zur Kostenreduktion in Europa. Im Nutzfahrzeugbereich wird in den nächsten Monaten mit Blick auf die 2014 in Kraft tretenden Euro-6-Normen ein leichter Aufschwung erwartet. Im Personenwagen- Bereich dürfte sich das niedrige Produktionsniveau in absehbarer Zukunft nicht ändern. Dank ihrer konkurrenzfähigen Leichtbau-Kompetenz konnte GF Automotive gewichtige Aufträge von Pkw- und Lkw-Herstellern gewinnen. Diese helfen, die Auslastung der Standorte in den nächsten Monaten und Jahren zu verbessern.
In China nimmt die Nachfrage stetig zu und die Division sicherte sich grosse Aufträge. Deshalb wird die Kapazität zweier Produktionswerke erhöht mit dem Ziel, den Umsatz in China in den nächsten drei Jahren um 50 Prozent zu erhöhen.
GF AgieCharmilles hat ihren Bestellungseingang im ersten Halbjahr in einem stagnierenden Marktumfeld um 5 Prozent gesteigert. Dies vor allem dank eines beträchtlichen Wachstums in Asien und Amerika, wo bedeutende Aufträge bei Smartphones sowie im Luft- und Raumfahrtgeschäft verbucht werden konnten. Der Umsatz legte in lokalen Währungen ebenfalls um 5 Prozent auf CHF 420 Mio. zu. Das Betriebsergebnis wuchs um rund 30 Prozent auf CHF 22 Mio. Der Auftragsbestand erhöhte sich beträchtlich, was in den nächsten Monaten eine gute Auslastung garantiert.
An der EMO 2013 in Hannover werden verschiedene Neuigkeiten präsentiert, welche sich speziell an den Ansprüchen der Kunden in weniger zyklischen Märkten orientieren, z.B. Medizinaltechnik, Luftfahrt sowie Informations- und Kommunikationstechnologie.
Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER
Georg Fischer hat auf das Geschäftsjahr 2013 hin den Rechnungslegungsstandard von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Sämtliche Zahlen des Vorjahres wurden ebenfalls auf den neuen Standard angepasst, so dass ein korrekter Vorjahresvergleich gewährleistet ist.
Durch den Wechsel haben sich die Ergebnisse in der Erfolgsrechnung leicht verbessert, insbesondere, weil akquisitionsbedingte Aufwendungen gemäss Swiss GAAP FER wegfallen. In der Bilanz betrifft die grösste Änderung den Goodwill. Dieser wurde mit dem Eigenkapital verrechnet. Zusammen mit anderen Effekten führte dies zu einer Reduktion von Bilanzsumme und Eigenkapital in der Höhe von CHF 262 Mio. DieEigenkapitalquote ist nach wie vor solide und beträgt 36 Prozent.
Ausblick: Zuversichtlich für das zweite Halbjahr 2013
Die Märkte sind weiterhin volatil, was konkrete Vorhersagen schwierig macht. Falls keine unerwarteten Ereignisse auftreten, so erwarten wir trotz eines traditionell schwächeren zweiten Halbjahres für die kommenden sechs Monate ein vergleichbares Ergebnis wie in der ersten Jahreshälfte.
Der Auftragsbestand von GF AgieCharmilles ist hoch. Die Kunden von GF Piping Systems setzen nun die durch die schwierigen Wetterbedingungen verzögerten Projekte um. Dank des Wachstums von GF Automotive in China und im Nutzfahrzeugbereich besteht eine gute Möglichkeit, zumindest teilweise die Rückgänge im europäischen Personenwagen-Segment wettzumachen.
Darüber hinaus wird die Akquisition von Hakan Plastik in der Türkei im zweiten Halbjahr zu zusätzlichem Umsatz und Gewinn beitragen. Zudem werden die konzernweiten Massnahmen zur Senkung der Kosten ihre volle Wirkung entfalten.
Mittelfristig hält Georg Fischer weiter an der Umsetzung seiner Strategie fest, insbesondere, indem die globale Präsenz und das Portfolio angepasst werden. Die für 2015 formulierten Ziele eines ROIC von 15 Prozent und eines ROS von 8 bis 9 Prozent bleiben unverändert. (Georg Fischer/mc/ps)