Schaffhausen – Der Industriekonzern Georg Fischer legt im ersten Semester 2018 ein zügiges Wachstumstempo vor. Dazu haben positive Währungseffekte ebenso beigetragen wie Akquisitionen. Der globale Handelskonflikt ist zwar ein Thema, beunruhigt das Unternehmen vorerst aber noch nicht. Entsprechend zuversichtlich sind auch die Prognosen.
Der Umsatz erhöhte sich um einen Fünftel auf 2,40 Milliarden Franken. Auch das um Wechselkurseffekte und Veränderungen im Portfolio bereinigte organische Wachstum erreichte mit 12 Prozent einen zweistelligen Wert. Gestützt habe dabei die weltweit positive wirtschaftliche Entwicklung, teilt das Unternehmen am Mittwoch mit. Auch der Auftragseingang verzeichnete ein zweistelliges Plus und nahm auf 2,41 Milliarden zu.
Division Automotive heisst neu «GF Casting Solutions»
Gewachsen sind alle drei Divisionen, am meisten dazu beigetragen hat jedoch die ehemalige Sparte Automotive. Da auch bei einem Traditionskonzern nicht immer alles beim Alten bleibt, heisst diese seit der im Januar angekündigten Akquisition des Tessiner Feinguss-Unternehmens Precicast neu «GF Casting Solutions». Mit dieser Übernahme ist ein Umsatz von rund 120 Millionen Franken hinzugekommen, womit sich hier absolut gesehen das grösste Wachstum ergeben und die Division von der Grösse her praktisch zum Primus Piping Systems aufgeschlossen hat.
Lässt man den Einfluss von Übernahmen und Währungen weg, hat die kleinste Division, die Maschinenbausparte, mit einem organischen Plus von gut 14 Prozent das stärkste Wachstum verzeichnet. Betrachtet man die Profitabilität, liegt weiterhin die Röhrendivision Piping Systems mit einer EBIT-Marge von 12,1 Prozent vorne, während der Gussbereich Casting Solutions mit einem Wert von 6,5 Prozent am wenigsten rentiert. Hier belasteten aber noch die Anlaufkosten für ein neues Leichtmetall-Druckgusswerk in den USA sowie die höheren Rohmaterialpreise.
Insgesamt legte der operative Gewinn (EBIT) des Konzerns um knapp 24 Prozent auf 208 Millionen Franken ebenfalls kräftig zu, wobei sich die EBIT-Marge aller drei Divisionen kombiniert auf 8,7 Prozent weiter verbesserte. Der Reingewinn nach Minderheiten erhöhte sich gar um 27 Prozent auf 150 Millionen, womit GF die Schätzungen der Analysten mit allen Kennziffern klar übertroffen hat.
Umsatzplus über Mittelfristzielen angepeilt
Im Ausblick zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich. «Das Momentum bleibt für alle drei Divisionen positiv», sagte CEO Yves Serra an einer Telefonkonferenz. Am Morgen hat das Unternehmen die Umsatzprognose für das Gesamtjahr erhöht. In der Regel blieb Georg Fischer in der Vergangenheit mit konkreten Prognosen zurückhaltend, nun aber soll der Umsatz im Gesamtjahr deutlich über dem Mittelfristziel von 3 bis 5 Prozent ausfallen, was für Georg-Fischer-Verhältnisse eine recht konkrete und mutige Aussage ist.
Mit Blick auf die Automobilsparte Casting Solutions verweist Serra darauf, dass das organische Wachstum ohne die Preiseffekte wegen der höheren Materialpreise bei 9 Prozent gelegen hätte. Dies sei deutlich besser als das Wachstum des Gesamtmarktes von 2 Prozent.
Weiter geht GF davon aus, dass die operative Marge und die Rendite auf dem eingesetzten Kapital (ROIC) im Rahmen der Ziele der Strategie 2020 ausfallen werden. Im Zusammenhang mit dem von den USA ausgehenden globalen Handelsdisput sieht Serra derzeit noch keine grösseren Probleme für das Unternehmen, sofern der Konflikt nicht eskaliert. Für Spekulationen für den gegenteiligen Fall sei es noch zu früh, fügte er an.
An der Börse legen die Titel bis Börsenschluss 1,7 Prozent zu, im Hoch lag das Plus gar bei über 3,5 Prozent. (awp/mc/pg)