Bern – Gewerkschaften machen am diesjährigen «Tag der Arbeit» zum Abstimmungskampf für die Altersvorsorge 2020 mobil. Unterschiedlich sind die Positionen beim Frauenrentenalter. Die Erhöhung für Frauen solle mit Lohngleichheit kompensiert werden, fordert die Unia.
Landesweit gingen am Montag trotz Regenwetters Menschen auf die Strasse, um den Tag der Arbeit zu feiern und für eine starke AHV und mehr soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren. An vielen Orten traten Gewerkschaftsvertreterinnen und -vertreter an die Rendnerpulte.
Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB und SP-Ständerat, erinnerte in Baden AG an Abstimmungserfolge der letzten zwölf Monate. Angefangen habe es mit dem Nein zur Durchsetzungsinitiative der SVP, sagte er gemäss Redetext. Danach folgten das Ja zum Asylgesetz und zur erleichterten Einbürgerung der dritten Generation sowie das Nein zur Unternehmenssteuerreform III.
Rentenreform für Alt und Jung
«Um eine fundamentale Weichenstellung gehe es nun am 24. September», sagte der SGB-Präsident. 840 CHF bis zu 2700 CHF mehr Rente im Jahr seien Beiträge, die Menschen mit unteren und mittleren Einkommen im Portemonnaie spürten. Mit der Zusatzfinanzierung über die Mehrwertsteuer sei die Finanzierung der AHV bis mindestens 2030 gesichert.
Für die Älteren hätten alle Verschlechterungen verhindert werden können, führte Rechsteiner aus. Der Teuerungsausgleich bei der AHV bleibe gesichert und die Witwenrenten erhalten. Aber nicht nur den Älteren nütze die Altersreform der AHV, auch die Jungen würden ein Interesse an einer starken Sozialversicherung haben.
Unia-Präsidentin und SGB-Vizepräsidentin Vania Alleva warb in ihrer Ansprache in Bern ebenfalls für ein Ja zur Rentenreform. Der Kompromiss sichere die Finanzierung der AHV und verbessere erstmals seit 40 Jahren die Leistungen des sozialsten der Sozialwerke, wovon Wenigverdienende am meisten profitierten, hiess es in ihrem Redetext.
Subito-Initiative für gleiche Löhne
Die mit der Altersreform einhergehende Erhöhung des Rentenalters für Frauen ist der Unia dennoch ein Dorn im Auge. Es sei ungerecht, dass die Frauen den grössten Preis für die Verbesserungen in der AHV bezahlten, sagte Alleva.
Deshalb forderte sie im Gegenzug Solidarität – die in der Verfassung verankerte Lohngleichheit müsse endlich durchgesetzt werden. Die Unia habe parallel zum Abstimmungskampf eine Resolution beim SGB deponiert.
Die Unia verlangt von den SGB-Gremien, so rasch wie möglich die Lancierung einer Volksinitiative zu prüfen. Diese würde gemäss Resolutionstext den Titel «Schluss mit dem Lohnklau – Lohngleichheit durchsetzen, aber subito!» tragen.
Keine Verliererinnen
Katharina Prelicz-Huber, Präsidentin des Schweizerischen Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), sieht die Frauen nicht nur als Verliererinnen. Zwar würden sie mit der Rentenalterserhöhung bezahlen. Unter dem Strich würden sie aber mehr dazu gewinnen, sagte Prelicz-Huber laut Redetext in Bülach ZH.
Mit der Senkung des Koordinationsabzugs haben Angestellte mit Teilzeitpensum und damit vor allem Frauen mehr Geld in der Pensionskasse. Viele Frauen könnten weiterhin ohne Einbusse mit 64 in Rente gehen. (awp/mc/upd/ps)