Vernier – Der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan ist im ersten Halbjahr 2024 organisch stark gewachsen. Auch die Profitabilität stieg deutlich. Für das zweite Halbjahr gibt sich der Branchenprimus aber zurückhaltend, nicht zuletzt wegen deutlich härterer Vergleichszahlen.
3,37 Milliarden Franken setzte der Genfer Konzern von Januar bis Juni um. Das waren 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Organisch, also bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Währungseinflüsse, legte Givaudan sogar um 12,5 Prozent zu.
Damit konnte der weiterhin deutlich negative Währungseinfluss (-7,1%) vor allem dank massiv höherer Verkaufsmengen mehr als kompensiert werden. Preiserhöhungen spielten nach den deutlichen Erhöhungen der letzten beiden Jahre zur Kompensation der gestiegenen Rohstoffkosten diesmal kaum eine Rolle.
Mit den deutlich höheren Volumen stieg auch die Profitabilität. Zudem arbeitet das Unternehmen seit einiger Zeit an der Optimierung der Produktion. So resultierte im ersten Halbjahr ein um 19 Prozent höherer Betriebsgewinn (EBITDA) von 906 Millionen Franken. Die entsprechende Marge stieg auf 24,2 von 21,6 Prozent. Der Reingewinn lag mit 588 Millionen fast ein Drittel höher.
Wachstum nicht nachhaltig
Das hohe organische Wachstum werde sich im zweiten Halbjahr aber nicht halten lassen, sagte Konzernchef Gilles Andrier im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP – «so gerne wir das auch hätten». Dies liege nicht zuletzt daran, dass die Vergleichsbasis im zweiten Halbjahr deutlich härter werde.
Die grosse Herausforderung sei es nun aber angesichts der Preiserhöhungen und der starken Inflation der letzten Jahre, die Volumen zu steigern. Besonders gelte dies für die Aromen-Division, bei der die Rentabilität geringer sei und die Verkaufsmengen stärker vom Preis abhingen als in der Duftsparte. Gerade hier will Andrier die Produktionskosten denn auch weiter senken.
In der Parfümeriebranche profitiere Givaudan derweil von der jüngeren Generationen, die den Ratschlägen von «Influencern» folge. Zudem erlebe hier der E-Commerce einen sehr starken Aufschwung.
Weiteres Wachstum macht Andrier im Bereich Make-up aus. Die jüngste Übernahme des italienischen Unternehmens b.kolormakeup & Skincare unterstreiche den Wachstumsanspruch. Weitere Übernahmen kleinerer und mittlerer Konkurrenten in diesem Bereich, aber auch in anderen Geschäftsfeldern wie Naturkosmetik, hält der CEO für denkbar.
Neuer Finanzchef
Einen konkreten Ausblick auf das Gesamtjahr wollte der Givaudan-Chef allerdings nicht geben. Die mittelfristigen Ziele bleiben aber unverändert. Demnach wird ein organisches Umsatzwachstum von mindestens 4 bis 5 Prozent pro Jahr angestrebt.
Mit den Zahlen gab Givaudan zudem Stewart Harris als neuen Finanzchef per 1. August bekannt. Damit setzt das Unternehmen auf Kontinuität. Harris kam 2009 als Group Treasurer zu Givaudan und in den letzten acht Jahren war er für die Leitung der M&A-Aktivitäten verantwortlich.
Aktie tiefer
An der Börse gab es trotz erfüllter Erwartungen und positiven Kommentare der Analysten keinen Applaus. Das dürfte aber vor allem daran liegen, dass viele Anleger die guten Ergebnisse für Gewinnmitnahmen nutzten.
Denn die Givaudan-Aktien hatten im laufenden Jahr bereits gut 23 Prozent an Wert gewonnen. Am (heutigen) Dienstag steht bis um 12.55 Uhr nun aber ein Minus von 3,3 Prozent auf 4158 Franken zu Buche. (awp/mc/ps)