Vernier – Der weltgrösste Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan ist in den ersten sechs Monaten 2019 nicht zuletzt dank Übernahmen weiter stark gewachsen. Die Margen fielen allerdings schwächer als erwartet aus und insbesondere der Reingewinn lag unterhalb der Prognosen.
Zwar fiel der Umsatz mit einem Plus von 16 Prozent (+6,3% auf vergleichbarer Basis) auf 3,09 Milliarden Franken leicht besser aus als erwartet. Die Brutto-Marge sank aber auf 41,2 von 44,2 Prozent. Als Grund dafür nennt Givaudan die gestiegenen Produktionskosten sowie die niedrigen Margen bei der übernommenen Naturex.
Und auch der Betriebsgewinn (EBITDA) konnte mit einem Anstieg von 9,9 Prozent auf 660 Millionen mit der Umsatzentwicklung nicht schritthalten. Entsprechend sank die EBITDA-Marge auf 21,3 von 22,5 Prozent. Unter dem Strich lag der Gewinn für das erste Halbjahr mit 380 Millionen dann lediglich 2,3 Prozent höher. Damit wurden die Analysten-Erwartungen auf Gewinnebene denn auch klar verfehlt.
Höhere Rohstoffpreise verwässern die Margen
Weiterhin leiden Margen denn auch unter den höheren Rohstoffpreisen, wie Givaudan-CEO Gilles Andrier gegenüber AWP erklärte. So seien die Rohmaterialkosten für Givaudan 2018 und 2019 um rund 200 Millionen Franken gestiegen oder anders ausgedrückt in beiden Jahren jeweils um 5 bis 6 Prozent.
Der Anstieg habe zwar dank Preiserhöhungen vollständig an die Kunden weitergegeben werden können, so Andrier weiter. Es gebe dabei aber jeweils einen Verzögerungseffekt von vier bis sechs Monaten, gab der CEO zu bedenken. Zudem müsse die Kompensation relativiert werden. Denn ein Anstieg der Rohstoffkosten führe zwar zu einer entsprechenden absoluten Erhöhung der Kundenpreise, wirke sich aber verwässernd auf die Gewinnmarge aus.
Naturex-Übernahme und Kostensparprogramm auf Kurs
Bei der Integration der akquirierten Naturex sieht sich Givaudan derweil auf Kurs. In den ersten sechs Monaten habe das französische Unternehmen 235 Millionen zu den Verkäufen beigetragen und sei damit verglichen zum ersten Halbjahr 2018 wieder gewachsen.
Ab 2021 streben die Genfer für Naturex dann ein jährliches Wachstum von 10 Prozent an. Und gleichzeitig wolle man die Rentabilität und andere wichtige Finanzindikatoren des kombinierten Geschäfts in der Aromen-Division bis 2021 auf das Niveau vor der Übernahme bringen.
Und auch bei der Implementierung des Kostensparprogrammes Givaudan Business Solutions (GBS) sieht sich der Branchenprimus auf Kurs. Im ersten Semester 2019 fielen bei der Implementierung zwar Kosten von 19 Millionen Franken an, verglichen mit 25 Millionen im Jahr 2018. Dafür erbringe GBS aber die erwarteten finanziellen Vorteile.
Fortsetzung der Übernahme-Strategie geplant
Des Weiteren will Givaudan auch in Zukunft auf Übernahmen setzen. Insbesondere in den Fokusbereichen «Gesundheit und Wohlbefinden» und «Naturstoffe» wolle man durch Akquisitionen weiter zulegen, erklärte CEO Andrier. «Seit 2014 haben wir elf Übernahmen getätigt – und diese opportunistische Strategie wollen wir weiter verfolgen.»
Wie erwartet bestätigte Givaudan zudem die Mittelfristziele. Demnach wird unverändert ein jährliches organisches Wachstum über dem Marktdurchschnitt von 4 bis 5 Prozent angestrebt. Die für die Anleger besonders wichtige Free-Cashflow-Rendite soll gemessen an den Verkäufen in der Bandbreite von 12 bis 17 Prozent liegen.
Negative Reaktion an der Börse
In Analystenkreise wurden die Zahlen insgesamt negativ aufgenommen. So wurde zwar teilweise das starke Wachstum gelobt. Das Gros der Analysten zeigte sich aber vor allem enttäuscht über die Margen-Entwicklung und die unter den Erwartungen ausgefallenen Gewinne.
An der Börse geriet Givaudan denn auch unter Druck, die Aktien gaben bis Börsenschluss 2 Prozent auf 2’711 Franken nach. (awp/mc/pg)