Glencore-CEO Ivan Glasenberg.
Baar – Der Bergbaukonzern Glencore will seine Kosten und Investitionen schneller und deutlicher senken als bisher geplant. Das Ziel bei der Verschuldung bis Ende 2016 wurde gesenkt. Das Unternehmen habe die Stärke, um die derzeitige Marktschwäche im Rohstoffsektor gut zu bewältigen, betonte das Management an einem Investoren-Call am Donnerstag. Die Aktien steigen deutlich.
«Glencore ist gut aufgestellt, um auch im aktuellen Umfeld einen positiven freien Cash Flow zu generieren – auch zu noch niedrigeren Preisen», sagte CEO Ivan Glasenberg an einer Telefonkonferenz am Donnerstag. «Dabei wollen wir unsere Asset-Basis bewahren, ohne weiter zum Überangebot im Markt beizutragen.»
Das Unternehmen will durch Verkäufe, geringere Investitionen und den Verzicht auf Dividenden seinen Schuldenberg abtragen. Die Verschuldung solle neu um 13 Mrd USD gesenkt werden, statt der zuvor kommunizierten 10,2 Mrd. Bereits realisiert wurden bis anhin 8,7 Mrd USD. Neu soll die Verschuldung bis Ende 2016 auf 18 bis 19 Mrd USD sinken, verglichen mit dem ursprünglichen Ziel im «tiefen 20-Mrd-USD-Bereich», das Anfang November genannt wurde.
Die Liquidität des Unternehmen liege aktuell bei mehr als 14 Mrd USD. «Die Liquidität wird sich mit Umsetzung der geplanten Massnahmen weiter verbessern», betonte Glasenberg.
Tiefere Investitionen geplant
Den neuesten Plänen zufolge sollen die Investitionen im laufenden Jahr bei 5,7 Mrd USD zu liegen kommen und 2016 auf 3,8 Mrd sinken. Das ist deutlich weniger als die zuvor genannten Zielgrössen von 6 Mrd USD für 2015 und 5 Mrd für 2016. «Die Investitionskosten werden durch Verschiebungen von verschiedenen Expansionsplänen gesenkt», sagte CFO Steven Kalmin.
Damit werde Glencore im laufenden Jahr einen positiven freien Cash Flow ausweisen, heisst es weiter. Der EBITDA werde 2016, zu aktuellen Marktpreisen berechnet, bei rund 7,7 Mrd USD liegen. Der «Marketing adjusted» EBIT werde 2015 rund 2,5 Mrd USD betragen und 2016 rund 2,4 bis 2,7 Mrd.
Auch bei den Kostensenkungen in der laufenden Produktion habe man Fortschritte gemacht. Hier wurde mit den H1-Zahlen ein Ziel von 400 Mio USD genannt – man bewege sich innerhalb dieser Marke. So seien die Kosten pro produzierte Einheit deutlich tiefer. Dabei werden folgende Werte genannt: 1,10 USD pro lb (Pound = 0,454 kg) Kupfer, 0,33 USD pro lb Zink, 2,95 USD pro lb Nickel und 39 pro Tonne Kohle.
Die Produktionsanpassungen betreffen vor allem Kupfer-Minen in Afrika und verschiedene Kohleminen. Im Bereich Kupfer sind dies vor allem die Bergwerke Mopani, Katanga und Alumbrera; bei Zink und Blei die Minen George Fisher, McArthur River, Lady Loretta, Iscaycruz und Kazzinc. Das Unternehmen hatte bereits zuvor bei diesen Bergwerken über Produktionseinstellungen und Reduzierungen informiert.
Weitere Devestitionen möglich
Auch zu den bereits angekündigten Devestitionen gibt Glencore ein Update. Im Bereich Edelmetalle wurde Anfang Dezember eine Liefervereinbarung mit Silver Wheaton abgeschlossen, weitere sollen noch bis Ende des Jahres folgen. Für den Agrar-Bereich gebe es eine breite Palette an Interessenten und erste Gebote werden bis Mitte Dezember erwartet. Eine Vereinbarung soll im ersten Halbjahr 2016 erzielt werden. Im Oktober wurde der Verkaufsprozess für die Minen Cobar und Lomas Bayas in Chile gestartet. Auch hier werden in Kürze erste Gebote und ein Abschluss bis Mitte 2016 erwartet.
«Wir werden die laufenden operativen Kosten und den Capex kontinuierlich weiter überprüfen und sind in der Lage flexibel Anpassungen vorzunehmen», sagte CEO Glasenberg weiter. Auch bei weiteren Verkäufen von Unternehmensteilen sei man offen, wenn ein Interessent ein attraktives Angebot vorlegt.
Die Aktien von Glencore steigen im Handel an der London Stock Exchange aktuell um 10,3% auf 0,92 GBP. (awp/mc/upd/pg)