Glencore erleidet 2024 Verlust von 1,6 Milliarden Dollar

Glencore-CEO Gary Nagle. (Bild: Glencore)

Baar – Der Rohstoffhändler und Bergbaukonzern Glencore hat 2024 unter gesunkenen Kohlepreisen gelitten. Trotz mehr Umsatz war er weniger profitabel. Die Aktien an der Londoner Börse sackten am Mittwoch ab.

Der Zuger Konzern verzeichnete zwar einen Umsatzanstieg um 6 Prozent auf 230,9 Milliarden US-Dollar. Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) sank jedoch von 10,4 auf 6,9 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Unter dem Strich rutschte es gar in die roten Zahlen und erlitt einen Nettoverlust von 1,6 Milliarden Dollar.

Das Ergebnis erheblich belastet haben mehrere Sondereffekte, hauptsächlich aber die im Jahresvergleich niedrigeren Durchschnittspreise für Kraftwerkskohle. Glencore wies für das Kohlegeschäft in Südafrika Wertminderungen in Höhe von 5,3 Milliarden Dollar aus.

Zeit der Traumgewinne vorbei
Die Zeiten der Traumgewinne wegen der Energiekrise dürften damit vorbei sein. Bereits im Vorjahr hatte sich der Gewinn auf 4,3 Milliarden Dollar halbiert. Glencore kündigte nun an, die Produktion in bestimmten Bereichen zu drosseln, wenn Marktbedingungen mit tiefen Preisen ungünstig seien.

Insgesamt hat Glencore, wie schon Ende Januar bekannt gegeben, ein durchzogenes Produktionsjahr hinter sich. So hat das Zuger Unternehmen weniger Kupfer, Kobalt oder Nickel gefördert als im Vorjahreszeitraum. Auch die Ölproduktion sank weiter. Die Kohleförderung stieg nur dank einer Übernahme in Kanada.

Glencore-CEO Gary Nagle sprach vor Analysten dennoch von einem «sehr guten» operativen Jahr. Die Produktion der Industrieanlagen lag im Rahmen der Prognosen, und das Unternehmen profitierte von der Integration der im Juli übernommenen Kohlesparte von Elk Valley Resources (EVR) in Kanada, wodurch die Produktion von Stahlkohle signifikant erhöht wurde.

Nagle betonte zugleich, dass Glencore von einer diversifizierten Geschäftsstruktur profitiere, zumal Herausforderungen wie volatile Rohstoffpreise und geopolitische Unsicherheiten bestünden.

Nettoverschuldung markant gestiegen
Das Unternehmen, das zu den weltweit grössten Rohstoffproduzenten zählt, glaubt weiterhin an Kohle. In einem strategischen Schritt hatte Glencore entschieden, das Kohlegeschäft beizubehalten, nachdem eine Mehrheit der Aktionäre gegen eine Abspaltung gestimmt hatte. Das Votum reflektierte eine Anerkennung der fortgesetzten Bedeutung fossiler Brennstoffe während der Energiewende.

Negativ überrascht wurden Analysten von der Nettoverschuldung, die auf 11,2 Milliarden Dollar stieg, verglichen mit 4,9 Milliarden im Vorjahr. Finanzchef Steve Kalmin führte diese auf die EVR-Übernahme und erhöhte Kapitalausgaben zurück.

Trotz dieser Entwicklung will Glencore seine Ausschüttungen an die Aktionäre auf 2,2 Milliarden Dollar steigern, gegenüber 1,6 Milliarden im Vorjahr. Der Vorschlag umfasst eine Basisdividende von 0,10 US-Dollar pro Aktie sowie ein zusätzliches Aktienrückkaufprogramm, das 0,082 Dollar pro Aktie geben soll.

Wegzug von Londoner Börse ein Thema
Mit Blick auf die Aktionäre machen sich die Konzernverantwortlichen auch Gedanken über einen Wegzug von der Londoner Börse. «Letztendlich wollen wir sicherstellen, dass unsere Wertpapiere an der richtigen Börse gehandelt werden, wo wir die bestmögliche Bewertung für unsere Aktie erhalten», sagte Nagle.

Im Auge hat der Konzern primär die USA. Schliesslich kämen bereits gegen 50 Prozent der Glencore-Investoren aus den Vereinigten Staaten.

Glencore ist seit 2011 an der Londoner Börse. Glencore-Aktien werden auch in Johannesburg gehandelt. Firmensitz des Unternehmens ist Baar im Kanton Zug.

Die Aktien von Glencore sackten bis zum Mittag um rund 7 Prozent ab und damit auf das Niveau von Ende 2021. Dies bedeutete den letzten Platz im kaum bewegten britischen Leitindex FTSE 100. (awp/mc/ps)

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