Glencore-Konzernchef Ivan Glasenberg.
Baar – Der weltgrösste Rohstoffhändler Glencore hält trotz eines Gewinneinbruchs an der geplanten 30-Milliarden-Dollar-Übernahme des Bergbauriesen Xstrata fest. Auch Widerstände gegen die geplante Fusion bei einigen Xstrata-Aktionären – vor allem seitens des Golfstaates Katar – könnten Glencore nicht von dem Vorhaben abbringen, sagte Konzernchef Ivan Glasenberg am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. «Dies ist keine feindliche Übernahme, sondern eine, die vom Konzernchef von Xstrata und seinen unabhängigen Direktoren voll unterstützt wird.» Er betonte aber zugleich, dass ein Scheitern nicht das Ende der Welt sei. Es gehe «nicht um einen Deal, den man unbedingt machen muss».
Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss von Glencore ging im ersten Halbjahr um 26 Prozent auf 1,81 Milliarden Dollar (1,47 Mrd Euro) zurück, teilte der Konzern am Firmensitz in Baar (Kanton Zug) mit. Grund sind die angesichts der zunehmenden Konjunktursorgen gesunkenen Rohstoffpreise. Viele Beobachter gehen schon davon aus, dass die Branche nach Jahren des Booms vor einem Abschwung steht. Dies liegt vor allem an schwächeren Wachstumserwartungen in China. In den vergangenen Wochen meldete bereits der Bergbaukonzern Rio Tinto einen um mehr als ein Fünftel gesunkenen Gewinn im ersten Halbjahr, Xstrata verdiente sogar ein Drittel weniger.
Anleger sind skeptisch
Angesichts der trüben Aussichten beurteilten viele Anleger zuletzt die Erfolgsaussichten für den Glencore-Versuch, Xstrata zu übernehmen, skeptisch. Vor allem ist die Hoffnung gesunken, dass Glencore sein Angebot noch aufbessern könnte. Dazu machte das Unternehmen weiter keine Anstalten. Das auf dem Tisch liegende Angebot von 2,8 Glencore-Aktien für jeden Xstrata-Anteilsschein sei «fair und angemessen», sagte Glasenberg. Auf die Frage, ob Glencore eine Erhöhung der Offerte vor der Abstimmung der Xstrata-Aktionäre am 7. September erwäge, sagte er: «Wir können nicht kommentieren, was wir machen werden oder nicht machen werden.»
Angebot für Grossaktionäre zu tief
Ursprünglich sollten die Aktionäre von beiden Unternehmen bereits im Juli über den Zusammenschluss entscheiden. Doch als der Golfstaat von Katar als Xstrata-Grossaktionär einen höheren Preis forderte, verschoben die Konzerne die Entscheidung. Die staatseigene Qatar Holding – die erst nach dem Übernahmeangebot ihren Anteil an Xstrata von 3 auf knapp 12 Prozent erhöht hatte – verlangte zuletzt 3,25 Aktien pro Xstrata-Anteilsschein. Dafür gebe es aber keine nachvollziehbare Grundlage, sagte Glasenberg der dpa.
Auch andere Aktionäre wie die Vermögensverwalter Standard Life , Schroders und Knight Vinke als Xstrata-Grossaktionäre fordern mehr. Ihnen ist der im Februar von Glencore gebotene Aufschlag von 15 Prozent auf den damaligen Aktienkurs zu wenig. Damit ist der Anteil der skeptischen Aktionäre bereits nahe an der Schwelle von 16,48 Prozent, ab der die Übernahme blockiert werden könnte. Glencore selbst hält bereits 34 Prozent der Xstrata-Aktien, darf aber nach britischem Recht bei der Übernahme nicht mitstimmen, wenn die Anteilseigner am 7. September über den Zusammenschluss entscheiden.
Xstrata-Aktie büsst an Terrain ein
Am Montag hatte die Xstrata-Aktie 3,4 Prozent verloren und war damit nur noch 2,57-mal so viel wert wie eine Glencore-Aktie. Sie notierte damit 8,4 Prozent unter dem Angebot – der niedrigste Stand seit Bekanntwerden der Offerte im Februar. Am Dienstagvormittag gab es bei den beiden Werten nur leichte Veränderungen nach unten. Der Xstrata-Vorstand hatte seinen Anteilseignern die Annahme des Glencore-Angebots empfohlen, zuletzt aber auch betont, auch allein ein starkes Unternehmen zu sein.
Durch den «Zusammenschluss unter Gleichen» soll eine Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von fast 210 Milliarden Dollar entstehen. Gemeinsam würden Glencore und Xstrata die gesamte Kette der Wertschöpfung von der Förderung über den Transport bis zum Verkauf von Bodenschätzen unter einem Dach vereinen und damit über eine entsprechende Marktmacht verfügen. (awp/mc/pg)