Glencore legt Preis fest – Plus am grauen Markt
Glencore-CEO Ivan Glasenberg.
London – Der Börsengang des weltgrössten Rohstoffhändlers Glencore geht in die Vollen. Wie zuvor schon am Aktienmarkt erwartet, legte das Unternehmen am Donnerstag den Preis für seine bis zu 1,3 Milliarden Aktien auf 530 Pence je Anteilsschein fest. Der Preis liegt in der Mitte der Spanne, in der Investoren die Aktien zeichnen konnten.
Unternehmenschef Ivan Glasenberg sprach von einer immensen Nachfrage, die das Angebot bei weitem überstiegen habe. Marktteilnehmer bestätigten dies.
Debüt kommende Woche in London und Hongkong
Glencore ist mit einem Emissionsvolumen von gut elf Milliarden US-Dollar der grösste Börsengang in Europa seit mehreren Jahren. Das Debüt des Rohstoffhändlers soll in der kommenden Woche in London und in Hongkong sein. Glencore wird an der Börse mit 59 Milliarden Dollar bewertet. Das Aktienangebot setzt sich zum überwiegenden Teil aus neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie aus Anteilen der Eigentümer zusammen. An die Gesellschaft fliessen 7,5 Milliarden Dollar, die Altaktionäre streichen 2,1 Milliarden Dollar ein. Eine eventuelle Mehrzuteilungsoption, bei der die Banken weitere zehn Prozent des bisherigen Angebots verkaufen dürfen, ist noch nicht eingerechnet. Es gilt als wahrscheinlich, dass diese Option angesichts der vielen leer ausgegangenen Interessenten ausgeschöpft wird.
Generalprobe in London
Am Aktienmarkt in London hat Glencore seit diesem Donnerstag eine Generalprobe für den eigentlichen Handelsstart. Die Titel können in einem sogenannten Graumarkt ausserbörslich gehandelt werden. Bis zum Vormittag stiegen die Aktien dort gut ein Prozent. Im regulären Handel legten auch andere Rohstoffwerte wie Lonmin zu – allerdings auch dank steigender Verkaufspreise. Marktbeobachter äusserten sich zum Teil verwundert über die grosse Nachfrage nach dem Papier des Rohstoffhändlers. Traditionell werden Aktien aus der Branche nur mit grosser Vorsicht angefasst, weil das Rohstoffgeschäft schon allein wegen er starken konjunkturellen Abhängigkeit sehr schwankungsanfällig ist. Dazu kommt, dass Glencore, obwohl gemessen am Umsatz das grösste Unternehmen in der Schweiz, bisher kaum in die Öffentlichkeit getreten war.
Glencore-IPO unter grössten europäischen Börsengängen
Glencore hat im vergangenen Jahr dank des Anstiegs der Rohstoffpreise kräftig zugelegt. Der Umsatz schoss um 36 Prozent auf 145 Milliarden Dollar nach oben. Der Reingewinn legte um 41 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar zu. Auch für das erste Quartal dieses Jahres sprach das Unternehmen von verbesserten Marktbedingungen. Diese hätten sich auch in das zweite Quartal hinein fortgesetzt. Der Konzern sitzt im steuergünstigen Baar im Kanton Zug. Glencore reiht sich mit seinem Debüt in die Liste der grössten europäischen Börsengänge ein. 1999 hatte der italienische Versorger Enel 17,4 Milliarden Dollar bei seinem Gang auf das Börsenparkett erzielt. Danach folgt die Deutsche Telekom , die 1996 bei ihrem Börsengang umgerechnet 13 Milliarden Dollar einsammelte. (awp/mc/ss/upd/ps)