Glencore-CEO Ivan Glasenberg.
London – Die geplante Megafusion auf dem Rohstoffmarkt wird immer konkreter. Der weltgrösste Rohstoffhändler Glencore habe sein Angebot für den Bergbaukonzern Xstrata deutlich aufgebessert, berichtete die «Financial Times» (Montag). Das neue Unternehme käme damit auf einen Wert von 88 Milliarden Dollar. Bereits am Sonntag war aus gut unterrichteten Kreisen durchgesickert, dass der Zusammenschluss bereits am morgigen Dienstag angekündigt werden könnte, wenn Xstrata seine Jahresbilanz vorlegt.
Laut Zeitung sollen Xstrata-Aktionäre nun für einen Anteilsschein 2,8 Aktien von Glencore bekommen. Das wäre eine Prämie von 8 Prozent zum Schlusskurs am Mittwoch, als das Verhältnis noch bei 2,59 zu einer Aktie stand. Danach machte Xstrata die Verhandlungen öffentlich, woraufhin der Aktienkurs vor allem von Xstrata kräftig zulegte. Beide Unternehmen haben ihren Sitz im schweizerischen Steuerparadies Zug. Glencore ist mit 34 Prozent grösster Xstrata-Aktionär. Spekulationen über eine Fusion der beiden Konzerne gab es daher schon länger, vor allem nach dem Börsengang von Glencore im vergangenen Mai, der das bisher grösste Debüt an der Londoner Börse war. Die beiden Unternehmen sind schon seit längerem verbunden. Der Glencore-Gründer Marc Rich hatte sich Anfang der neunziger Jahre bei Südelektra eingekauft, das 1999 zu Xstrata wurde.
Xstrata seit 2002 an der Börse
2002 kaufte das Unternehmen die australischen und südafrikanischen Kohleaktivitäten von Glencore für 2,5 Milliarden Dollar. Das war einer der wichtigsten Bausteine für den ebenfalls in diesem Jahr über die Bühne gebrachten Börsengang von Xstrata. In den Folgejahren profitierte Xstrata von dem Rohstoffboom und der Aktienkurs stieg Jahr für Jahr auf bis zu rund 2.500 Pence kurz vor der Wirtschaftskrise Ende 2008. Im Zuge der geplatzten Blase bei den Rohstoffpreisen fiel das Papier wieder unter 500 Pence Anfang 2009 – seitdem konnte sich die Aktie wieder deutlich erholen. Zuletzt stieg sie beflügelt von den Spekulationen auf eine Übernahmeofferte von Glencore über die Marke von 1.250 Pence.
Mick Davis soll Chef des fusionierten Unternehmens werden
Laut ‹FT› sind auch die personellen Weichen schon gestellt. Dabei hält sich die Glencore-Seite zurück, obwohl sie an dem fusionierten Unternehmen mit 56 Prozent die Mehrheit halten dürfte. Der Zeitung zufolge soll Xstrata-Vorstandschef Mick Davis Chef des fusionierten Unternehmens werden, Glencore-Chef und -Hauptaktionär Ivan Glasenberg wolle sich mit der Rolle als Stellvertreter begnügen. Auch die Spitze des Verwaltungsrats soll mit John Bond der bisherige Xstrata-Chairman übernehmen. Branchenexperten sehen die Vorteile eines Zusammenschluss vor allem für Glencore. Als Rohstoffhändler sind die Margen des Konzerns viel kleiner als die von einem Förderunternehmen wie Xstrata. Glencore muss den Xstrata-Aktionären daher einiges bieten, damit sie sich auf das Geschäft einlassen. Glencore brauche insgesamt die Zustimmung von drei Viertel der Stimmen, die nicht ohnehin bei dem Unternehmen liegen.
Wettbewerbsrechtlicher Segen offen
Das heisst wiederum, dass die Fusion bereits von einer relativ kleinen Anzahl von Minderheitsaktionären geblockt werden. Es reichten nur 16,4 Prozent der Xstrata-Aktionäre aus, um die Fusion erst einmal abzulehnen, hiess es in dem Bericht. Die mit der Angelegenheit vertrauten Personen gehen dem Bericht zufolge allerdings von einer breiten Akzeptanz unter den Xstrata-Aktionären aus. Unklar ist auch, ob die Wettbewerbsbehörden dem Geschäft zustimmen. In der Branche war erst im Jahr 2010 die Zusammenlegung der Eisenerzsparten der beiden Konzerne Rio Tinto und BHP Billiton am Widerstand der Kartellbehörden gescheitert. Anders als bei der jetzt geplanten Fusion war damals aber der Zusammenschluss von Produktionsstätten geplant. (awp/mc/upd/ps)