Grossverlage machen digitale Inhalte kostenpflichtig

Grossverlage machen digitale Inhalte kostenpflichtig

Lausanne- Ausländische Medienhäuser wie die «New York Times» haben es erfolgreich vorgemacht. Nun folgen die Schweizer Grossverlage Ringier, NZZ und Tamedia. Sie sind daran, journalistische Inhalte im Internet kostenpflichtig zu machen. Die «Neue Zürcher Zeitung» werde im Oktober für zahlreiche redaktionelle Beiträge eine Bezahlschranke einführen, bekräftigte Albert Stäheli, CEO der NZZ-Mediengruppe, am Freitag an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Jahreskongresses des Verbandes Schweizer Medien in Lausanne.

«Wir korrigieren damit den Geburtsfehler aus der Vergangenheit, journalistische Inhalte im Internet gratis zur Verfügung zu stellen», sagte Stäheli. Dieser Wandel fordere die Redaktionen heraus. Der Weg sei steinig und lang. Die NZZ erhoffe sich davon einen Schub für die Medienbranche. Sollte die NZZ mit kostenpflichtigen Inhalten im Internet Erfolg haben, könnten auch die regionalen Tageszeitungen der NZZ-Gruppe (unter anderem «Neue Luzerner Zeitung», «St. Galler Tagblatt», «Thurgauer Zeitung») umstellen. Die Bezahlmodelle zielen vor allem auf rege Nutzer von News im Internet.

Ringier stellt sich auf Wandel ein
Marc Walder, Konzernchef des Verlagshauses Ringier, wies seinerseits darauf hin, dass die Genfer Tageszeitung «Le Temps» bereits vor über einem Jahr eine Bezahlschranke im Internet eingeführt hat. In den USA bezahle bereits heute jeder dritte Mediennutzer für digitale Inhalte im Internet.

Die «New York Times» gehe davon aus, dass das renommierte Blatt in zwei Jahren mehr digitale Abonnenten haben werde als Print-Abos. Ringier erwartet, dass die Verlagsgruppe künftig drei Viertel der Medieninhalte nach wie vor gratis anbieten wird, das verbleibende Viertel dagegen zahlungspflichtig wird.

Auch Tamedia will einzelne Artikel kostenpflichtig machen
Die Tamedia-Gruppe, zu der unter anderem der «Tages-Anzeiger» gehört, hatte im Sommer angekündigt, einzelne Artikel ebenfalls kostenpflichtig machen zu wollen, jedoch keine generelle Bezahlschranke einzuführen. Kostenpflichtig ist schon die News-Plattform der zu Tamedia gehörenden «Finanz und Wirtschaft».

Wie alle anderen Medienhäuser sind die Zeitungen der Tamedia-Gruppe daran, sich mit der Zusammenlegung von Print- und Online-Redaktionen auf den digitalen Wandel einzustellen. Laut Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino stellt die Konvergenz die Redaktionen vor riesige Herausforderungen.

Das gelte nicht zuletzt für die Führungskräfte, die ihre Journalisten nach deren Fähigkeiten einsetzen müssten. Der Allround-Journalist, der Print, Audio, Video und Online beherrsche, werde aber die Ausnahme bleiben. Stäheli, Walder und Supino waren sich darin einig, dass alle Beteiligten noch viel zu lernen hätten.

Millionenbeträge in neue Medien investieren
Damit der Übergang in die digitale Welt gelingt, investieren die Schweizer Grossverlage Millionenbeträge in die neuen Medien. Ringier und Tamedia haben bisher insgesamt 1 Mrd CHF in die Hand genommen. Die NZZ gibt jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag dafür aus. (awp/mc/cs)

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