Wahlen 2019: Grüne Überraschungen im bürgerlichen Ständerat

Wahlen 2019: Grüne Überraschungen im bürgerlichen Ständerat
Matthias Zopfi schafft die Überraschung und zieht für den Kanton Glarus in den Ständerat ein. (mathiaszopfi.ch)

Bern – Die volle Besetzung des Ständerats wird erst Ende November bekannt sein. Erst 24 der 46 Sitze sind nach den ersten Wahlgängen vergeben. Zehn Bisherige müssen noch einmal antreten. Die Bürgerlichen behalten im Ständerat die Mehrheit, aber die Grünen legen zu.

Auch der Ständerat spürt die grüne Welle: Überraschend holten sich die Grünen bereits im ersten Wahlgang zwei neue Ständeratssitze, nachdem sie bisher nur mit dem abtretenden Genfer Robert Cramer in der kleinen Kammer vertreten waren. Und die Chancen stehen gut, dass die Genfer Nationalrätin Lisa Mazzone diesen Sitz übernehmen kann.

Zwei Ständeratssitze haben die Grünen auf sicher: In Glarus verdrängte Mathias Zopfi den bisherigen Werner Hösli (SVP). Und in Neuenburg schnappte Céline Vara, Vizepräsidentin der Grünen Schweiz, der SP den Sitz des zurückgetretenen Didier Berberat weg.

In den zweiten Wahlgängen haben die Grünen in Genf und weiteren Kantonen reelle Chancen auf weitere Sitze. In der Waadt führt Adèle Thorens Goumaz vor Ada Marra (SP). Sie könnte damit den Bisherigen Olivier Français (FDP) verdrängen, der auf dem dritten Platz landete.

In Genf liegt das grün-rote Duo mit Mazzone und Carlo Sommaruga (SP) vorn. Hugues Hiltpold von der FDP landete abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Offene Ausgangslage in Bern
In Bern sind die Wahlchancen von Grünen-Präsidentin Regula Rytz intakt. Sie schaffte es im tiefbürgerlichen Kanton hinter SP-Kandidat Hans Stöckli und knapp vor Werner Salzmann (SVP) auf den zweiten Platz. Überraschend schlecht schnitt Beatrice Simon (BDP) ab, die den Sitz von Werner Luginbühl verteidigen wollte.

Wer im Kanton Bern zum zweiten Wahlgang antritt, ist noch offen. Rot-Grün hatte schon vor einigen Wochen angetönt, dass man dieses Mal die «ungeteilte Standesstimme» anstreben könnte. Die beiden linken Parteien wollen das weitere Vorgehen am Dienstag kommunizieren – genau wie auch die Bürgerlichen.

Zehn Bisherige in zweiten Runden
Das Nachsehen haben die Grünen vorerst in Basel-Landschaft. FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger lag im Rennen um die Nachfolge von Claude Janiak (SP) klar in Führung vor Nationalrätin Maya Graf (Grüne). Doch die Kandidaten von SP und EVP nahmen sich bereits aus dem Rennen und sicherten Graf ihre Unterstützung zu.

Die 24 bisher vergebenen Ständeratssitze verteilen sich wie folgt auf die Parteien: 8 für die CVP, 7 für die FDP, je 3 für SP und SVP und 2 für die Grünen. Wiedergewählt wurde auch der Parteilose Thomas Minder (SH), der in der SVP-Fraktion mitarbeitet.

Zehn Bisherige müssen im November noch einmal antreten, darunter SP-Parteipräsident Christian Levrat (FR), CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi (TI) und Paul Rechsteiner (SP/SG). Eine zweite Runde gibt es zudem für Ruedi Noser (FDP/ZH), Hans Stöckli (SP/BE), Benedikt Würth (CVP/SG), Roberto Zanetti (SP/SO), Beat Vonlanthen (CVP/FR), Beat Rieder (CVP/VS) und Olivier Français (FDP/VD).

Noser vor Köppel
Ruedi Noser landete in Zürich zwar auf dem zweiten Platz hinter dem klar wiedergewählten Daniel Jositsch (SP), muss aber in einen zweiten Wahlgang. Allerdings konnte Noser den drittplatzierten Roger Köppel (SVP) deutlich distanzieren. Köppel will in den nächsten Tagen bekanntgeben, ob er zum zweiten Wahlgang antritt.

In St. Gallen verpassten Würth und Rechsteiner das absolute Mehr knapp. Ihre Wahlchancen stehen aber gut, da sie die meisten Stimmen holten. Die FDP dürfte ihren mit der Wahl von Karin Keller-Sutter in den Bundesrat verlorenen Sitz nicht zurückholen. Ihr Kandidat Marcel Dobler schnitt eher enttäuschend ab.

Walliser CVP-Sitz wackelt
Im Wallis hat die Traditionspartei CVP ihre zwei Ständeratssitze noch nicht im Trockenen. Der wieder angetretene Beat Rieder muss ebenso wie die neu angetretene Marianne Maret am 3. November in einen zweiten Wahlgang.

Dabei wankt zumindest einer der Walliser CVP-Sitze – SP-Kandidat Mathias Reynard folgt relativ dicht auf Maret, beide haben aber klar weniger Stimmen erhalten als der Bisherige Rieder.

Auch die Freiburger Ständeratsdelegation muss trotz Spitzenplätzen in den zweiten Wahlgang. SP-Parteipräsident Christian Levrat und Beat Vonlanthen (CVP) verfehlten aber das absolute Mehr.

In Solothurn muss Roberto Zanetti (SP) noch einmal antreten. Sein Herausforderer, Nationalrat Christian Imark (SVP), liegt nach dem ersten Wahlgang allerdings weit zurück.

Im Kanton Aargau bleibt offen, wer Philipp Müller (FDP) und Pascale Bruderer Wyss (SP) im Ständerat beerbt. In der Defensive ist die SP. Ihr Kandidat Cédric Wermuth landete hinter Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) auf dem dritten Platz.

In Luzern muss die CVP den Sitz von Konrad Graber verteidigen. Ihre Kandidatin Andrea Gmür landete hinter dem wiedergewählten Damian Müller (FDP) zwar auf den zweiten Platz, verpasste aber das absolute Mehr um gut 10’000 Stimmen.

FDP gegen Grüne im Baselbiet
Auch in Schwyz entscheidet der zweite Wahlgang über die Nachfolge von Peter Föhn (SVP). Pirmin Schwander (SVP) verpasste das absolute Mehr und wurde hinter Alex Kuprecht (SVP) Zweitbester. Er wird indes hart bedrängt von Regierungsrat Othmar Reichmuth (CVP).

In Zug hat Peter Hegglin (CVP) die Wiederwahl geschafft, der bisher von der FDP gehaltene Sitz ist noch frei. FDP-Kandidat Matthias Michel verpasste die Wahl auf Anhieb genauso klar wie Heinz Tännler (SVP).

Der Frauenanteil im Ständerat könnte sich gegenüber der laufenden Amtsperiode erhöhen. Von den sechs bisherigen Ständerätinnen waren fünf nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Die sechste, Brigitte Häberli-Koller (CVP/TG), schaffte die Wiederwahl problemlos.

Neu gewählt sind Eva Herzog (SP/BS), Heidi Z’graggen (CVP/UR, Elisabeth Baume-Schneider (SP/JU) und Céline Vara (Grüne/NE). Sechs weitere Frauen könnten in den zweiten Wahlgängen dazukommen. (awp/mc/ps)

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