Guetzli-Industrie leidet unter dem starken Franken

Kambly

(Foto: Kambly)

Bern – Die Schweizer Dauerbackwaren-Industrie hat 2015 weniger Biscuits verkauft als im Vorjahr. Während die Verkäufe im Inland nur leicht zurückgingen, entwickelte sich das Exportgeschäft deutlich rückläufig. Dabei reduzierten sich die im Ausland verkauften Mengen und erzielten Umsätze bereits zum fünften Mal in Folge – dies trotz eindrücklichen Wachstumsraten im mittleren Osten und in Asien. Nebst den währungsbedingten Herausforderungen bereiten den Schweizer Herstellern neue regulatorische Kostentreiber und die Unsicherheit über den Ersatz des «Schoggigesetzes» Sorgen.

Die 24 industriellen Hersteller von Schweizer Dauerbackwaren verkauften nach Angaben des Branchenverbandes Biscosuisse mit 43’972 Tonnen 3,2 % weniger Waren als im Vorjahr. Der damit generierte Umsatz sank um 1,8 % auf 447,9 Mio. Franken. Ein positives Wachstum in Bezug auf die Menge konnte einzig mit brotähnlichen Gebäcken (+ 2,6 %) sowie mit Apéro- und Salzgebäcken (+ 0,1 %) erzielt werden. Bei den Spezialitäten (- 5,4 %), Standard-Biscuits (- 4,4 %), haltbaren «Frischbackwaren» (- 3,4 %) sowie den Spezialfabrikationen (- 1,1 %) entwickelten sich die Verkaufsmengen hingegen rückläufig. Standard-Biscuits (38,6 %) und Spezialitäten (29,1 %) machten fast 70 % der abgesetzten Mengen aus.

Rückläufiger Inlandmarkt und Zunahme der Importe
Im Inland verkauften die Unternehmen der Schweizer Dauerbackwaren-Industrie im Jahr 2015 2,5 % weniger Waren als im Vorjahr. Der damit generierte Umsatz ging als Folge davon um 0,4 % auf 336,6 Mio. Franken zurück. Mengenmässig waren bei den haltbaren «Frischbackwaren» (+ 2,8 %) und den brotähnlichen Gebäcken (+ 2,2 %) positive Wachstumsraten zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu nahmen die Verkaufsmengen bei den Apéro- und Salzgebäcken, den Standard-Biscuits, den Spezialfabrikationen und den Spezialitäten ab.

Derweil erhöhte sich der Import von Dauerbackwaren gegenüber dem Vorjahr um 1,2 %. Der Inlandabsatz (einheimische und importierte Dauerbackwaren) nahm insgesamt um 1,0 % ab. Der Marktanteil der einheimischen Hersteller im Inland sank um 1,5 % auf 58,0 %. Aus dem Inlandverbrauch kann ein durchschnittlicher Pro-Kopf-Konsum pro Jahr von 6,44 kg abgeleitet werden. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Abnahme von 140 g.

Trotz Wachstum im mittleren Osten und in Asien: Rückschlag im Exportgeschäft
Im Export war mit 13’050 Tonnen verkauften Produkten ein Rückgang von 5,0 % zu verzeichnen. Der damit erzielte Umsatz ging ungefähr im gleichen Umfang auf 111,3 Mio. Franken zurück. Besonders bei den Standard-Biscuits (- 13,0 %) und den haltbaren Frischbackwaren (- 11,0 %) entwickelten sich die Verkaufsmengen rückläufig. Bei den Brotähnlichen Gebäcken konnte die Absatzmenge hingegen um 4,7 % gesteigert werden. Infolge des stärkeren Rückgangs der ins Ausland verkauften Waren reduzierte sich der Exportanteil an der Gesamtproduktion um 1,8 % auf 29,7 %.

An der Spitze der 86 Exportdestinationen für Schweizer Dauerbackwaren steht weiterhin Deutschland mit einem Exportanteil von 28,2 %. Gegenüber dem Vorjahr gingen die Exporte nach Deutschland allerdings um 24 % zurück. Die weiteren wichtigsten Exportländer sind in unveränderter Reihenfolge Frankreich (21,2 %), Saudi-Arabien (7,6 %) und Schweden (5,6 %). Deutliche Mehrmengen konnten vor allem nach Saudi-Arabien (Zuwachs um 25 %), China (Rang 11 auf der Liste der Exportdestinationen, + 86 %), Frankreich (+ 4 %), Schweden (+ 13 %) und Japan (Rang 12, + 30 %) geliefert werden.

Eine Lösung für den Ausgleich der Nachteile aus dem Agrargrenzschutz ist dringend nötig
Der teure Franken machte sich 2015 sowohl im Exportgeschäft als auch auf dem Inlandmarkt negativ bemerkbar. Der Blick nach vorne wird aber insbesondere durch politische Unsicherheiten und regulatorische Erschwernisse getrübt. Wegen dem Agrargrenzschutz seien Schweizer Biscuithersteller heute gezwungen, Mehl und Butter zu geschützten, weit über dem europäischen Niveau liegenden Preisen einzukaufen, schreibt Biscosuisse weiter. Das «Schoggigesetz», das im Export für den Ausgleich dieses agrarpolitischen Kosten-Handicaps sorgt, wird ab 2021 auf Druck der WTO verboten. Die Suche nach einem Ersatz werde durch die agrarprotektionistische Ausgestaltung der «Swissness»-Regulierung zusätzlich erschwert. (Biscosuisse/mc/pg)

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