Wattwil – Der Spezialkunststoffhersteller Gurit hat im ersten Semester 2023 dank einer Übernahme mehr Umsatz erzielt. Der Reingewinn ging hingegen markant zurück, da im Vorjahr noch der Effekt aus dem Verkauf von Aerospace einen positiven Einfluss hatte.
Gurit hat im Frühjahr 2022 einerseits sein Luft- und Raumfahrtgeschäft verkauft. Andererseits wurde eine Mehrheit an der dänischen Fiberline übernommen. Die Zahlen vom ersten Semester 2023 sind deshalb nur bedingt mit dem Vorjahr zu vergleichen.
Der Nettoumsatz aus dem fortgeführten Geschäft legte um 8,6 Prozent auf 244,6 Millionen Franken zu, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Zu konstanten Wechselkursen ergab sich gar eine Zunahme um 17,6 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Akquisitionseffekte stieg der Umsatz der Gruppe bei konstanten Wechselkursen ebenfalls um 8,6 Prozent.
Erholungsanzeichen im Windmarkt
Der westliche Windmarkt zeige vorsichtige Anzeichen einer Erholung, so Gurit zum Halbjahr. Die Kunden würden neue Blattformen bestellen, die sich zu gegebener Zeit auf die Materialverkäufe auswirken würden. Der chinesische Windmarkt weise gleichzeitig eine solide, wenn auch sehr wettbewerbsintensive Entwicklung auf.
Die Marine- und andere Industriemärkte verzeichneten weiterhin ein starkes Wachstum mit einer steigenden Nachfrage nach PET-Strukturschaum für industrielle Anwendungen, insbesondere in Europa und Nordamerika.
Von den Divisionen legte die grösste, Composite Materials, dank der Übernahme von Fiberline auch am stärksten zu. Der Anstieg sei aber auch auf Marktanteilsgewinne mit recyceltem Pet in allen westlichen Märkten zurückzuführen, dies dank der neuen Produktionskapazitäten in Mexiko und Indien.
Profitabilität klar verbessert
Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) hat sich auf 13,6 Millionen Franken beinahe verdreifacht und die entsprechende Marge kletterte um 3,6 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent. Ohne die anhaltenden Verluste von Fiberline in Dänemark läge die Marge gar bei über 10 Prozent.
Die Ergebnisverbesserung wird von Gurit vor allem auf einen günstigeren Produktmix im Bereich Manufacturing Solutions, eine bessere Performance des neu aufgestellten PET-Geschäfts und die in den Jahren 2022 und 2023 ergriffenen Kostensenkungsmassnahmen zurückgeführt. Der Reingewinn brach wegen des fehlenden Devestitionserlöses markant auf 4,4 Millionen Franken ein.
Die Jahresziele wurden mit Blick auf die Marge angehoben und beim Umsatz etwas präzisiert. Das Management erwartet demnach für das Gesamtjahr 2023 einen Umsatz zwischen 460 und 490 Millionen Franken (bisher 450-510 Mio) sowie eine operative Gewinnmarge von 3 bis 6 (bisher 2-5%) Prozent.
Fiberline soll ganz übernommen werden
Weiter gab das Unternehmen bekannt, dass die dänische Fiberline nun ganz übernommen werden soll. Um die Verbesserung im dänischen Werk zu beschleunigen, sei mit der Besitzerfamilie die Übernahme auch der restlichen 40 Prozent vereinbart worden, früher als eigentlich geplant. Der Abschluss erfolgte zu einem Kaufpreis von maximal 28,15 Millionen Euro und beinhaltet eine Barzahlung und eine längerfristige Gewinnbeteiligung. (awp/mc/pg)