Wattwil – Der Spezialkunststoffhersteller Gurit hat im ersten Halbjahr 2016 den Gewinn überproportional zum Umsatz gesteigert. Während das Geschäft mit Materialien für Windrotorblätter schwächelte, verkaufte Gurit deutlich mehr Formen zu deren Herstellung. Obschon das Unternehmen zum Halbjahr über den eigenen Margenzielen liegt, werden diese nicht erhöht.
Gurit erhöhte den Umsatz von Januar bis Juni um 2,5% auf 182,3 Mio CHF; in Lokalwährungen hätte das Plus 3,0% betragen. Der Betriebsgewinn stieg um deutliche 22% auf 19,1 Mio, die entsprechende Marge lag mit 10,5% über der Zielvorgabe von 8-10%, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Dabei seien im Betriebsgewinn noch Einmalaufwendungen von 2,5 Mio CHF enthalten, betont Gurit. Davon entfielen 2,0 Mio auf nicht-liquiditätswirksame Wertberichtigungen in Grossbritannien. Ohne diesen Effekt hätte die Betriebsgewinnmarge gar 11,8% erreicht.
Deutlich höherer Reingewinn
Der Reingewinn schliesslich kletterte um 47% auf 14,1 Mio CHF. Die Profitabilität habe von einem vorteilhaften Produktmix bei den Verbundwerkstoffen, den laufenden operativen Verbesserungen sowie von den tiefen Rohstoffpreisen profitiert, so das Unternehmen. Die Schätzungen der Analysten wurden übertroffen.
Schwächere Nachfrage aus Windenergiemarkt
Der Geschäftsbereich Composite Materials erfuhr einen Umsatzrückgang um 0,6% auf 136,0 Mio CHF. Dabei sei die Materialnachfrage im Windenergiemarkt um 2,7% auf 73,5 Mio zurückgegangen. Denn in China (-15%) erlebe das Unternehmen derzeit eine Nachfrageschwäche. Das Wachstum in den meisten anderen Regionen vermochte diesen Rückgang nicht zu kompensieren. «Das Schlimmste in China ist meiner Meinung nach vorbei», erklärte Konzernchef Rudolf Hadorn vor den Medien. In der Summe werde Gurit in 2016 in China einen Rückgang von noch rund 10% erfahren, schätzt der CEO.
Die Umsätze in anderen Materialmärkten (Marine, Luft- und Raumfahrt, Industrie, Auto-Materialien und Ballistik) stiegen dagegen um 2,4% auf 62,5 Mio CHF.
Mit Auto-Teilen, Buskomponenten und anderen Formteilen (Geschäftsbereich Composite Components) erzielte Gurit im Halbjahr einen Umsatz von 9,4 Mio CHF. Den Rückgang um deutliche 37% erklärt das Unternehmen mit dem Auslaufen von Verträgen. In diesem Geschäftsbereich fiel die Wertberichtigung am britischen Standort an.
Deutlich besser lief es mit Formen zur Herstellung von Windturbinenblättern: Der Umsatz des Geschäftsbereiches Tooling stieg um 40% auf 36,8 Mio CHF. Die Nachfrage sei stärker als erwartet ausgefallen, und auch die Nachfrage chinesischer Kunden für Formen zur Herstellung von längeren Windturbinenblättern habe sich stärker als erwartet entwickelt, so Gurit.
Guidance bestätigt
Trotz des deutlichen Gewinnsprungs im ersten Semester bekräftigt Gurit die Guidance für das laufende Jahr: ein einstelliges Umsatzwachstum sowie eine Betriebsgewinnmarge innerhalb des Zielkorridors von 8-10%. Denn einige der positiven Effekte aus dem ersten Halbjahr sollten sich im Jahresverlauf ausgleichen. Speziell das margenstarke Tooling-Geschäft werde das hohe Wachstumstempo nicht halten können. «Wir werden aber am oberen Ende des Bereiches liegen», versicherte der Gurit-Chef.
Mittelfristig hat Gurit ambitionierte Ziele. Bis zum Geschäftsjahr 2020 solle das Unternehmen einen Umsatz von rund 500 Mio CHF erreichen, erklärte Hadorn. Zum Vergleich: 2015 lagen die Verkäufe bei noch knapp 360 Mio. Organisch wäre Gurit in der Lage, bis zum genannten Jahr einen Umsatz von 450 Mio CHF zu erreichen. Daher sollen Zukäufe weitere 50 bis 100 Mio CHF bringen.
Die operative Gewinnmarge soll bis dahin im Bereich von 8 bis 10% gehalten werden. Auch die Aktionäre sollen profitieren: Hatte Gurit in den letzten Jahren immer rund 30% des Reingewinns in Form einer Dividende ausgeschüttet, sollen es neu zwischen 30 und 40% sein. (awp/mc/upd/pg)