Gurit-CEO Rudolf Hadorn.
Wattwil – Der Spezialkunststoffhersteller Gurit hat im ersten Halbjahr 2015 wie vorangekündigt die Profitabilität deutlich gesteigert. Auch für das Gesamtjahr zeigt sich das Management zuversichtlich. Die Marktteilnehmer zeigten sich davon zunächst wenig beeindruckt: Die Aktien verzeichnen Kursabgaben mehr oder weniger im Rahmen des Gesamtmarktes.
«Wir waren im ersten Halbjahr 2015 in der Lage, unsere Mittelfristziele zu erreichen», sagte CEO Rudolf Hadorn anlässlich einer Medienkonferenz am Montag. Gurit habe in den ersten sechs Monaten ein nachhaltiges Umsatzwachstum verzeichnet mit einer Steigerung um 6,5% auf 178 Mio CHF gegenüber dem Vorjahr. Dieses Umsatzwachstum und die damit einhergehende bessere Kapazitätsauslastung in den Kernwerkstofffabriken sowie eine verbesserte Leistungsfähigkeit und bessere Einkaufspreise hätten zu einer Steigerung des Betriebsgewinns um rund 105% auf 15,8 Mio CHF geführt, hiess es weiter.
Alle Geschäftsbereiche verzeichnen Umsatzplus
Die Betriebsgewinnmarge belief sich damit auf 8,9% nach 4,6% im Vorjahr und übertraf damit wie vom Unternehmen im Juni angekündigt das untere Ende der mittelfristigen Guidance von 8 bis 10%. Unter dem Strich resultierte ein Steigerung des Reingewinns um 35% auf 9,6 Mio CHF, womit er im Gegensatz zu den anderen Kennzahlen unter den Prognosen der Analysten ausfiel. Diese hatten mit einem weniger stark belastenden Finanz- und Steueraufwand gerechnet.
Alle drei Geschäftsbereiche vermochten den Umsatz zu steigern. Die grösste Sparte Composite Materials (Windenergie und übrige Materialmärkte) erhöhte den Umsatz um 6,0% auf 136,6 Mio CHF – wobei der Absatz von Verbundwerkstoffen an Windenergiekunden um 13% auf 75,5 Mio stieg und jener der Untereinheit übrige Materialmärkte um 1,5% auf 61,0 Mio CHF abnahm.
Composite Components (Automobilkomponenten, Busteile und Structural Engineering) steigerte den Umsatz um 14,5% auf 14,9 Mio CHF und der Geschäftsbereich Tooling um 4,4% auf 26,3 Mio CHF.
Verdoppelung der Betriebsgewinnmarge angepeilt
Für das Gesamtjahr 2015 erwartet Hadorn einen Nettoumsatz von rund 350 Mio CHF. Dies entspreche einem Wachstum von rund 4% gegenüber dem Geschäftsjahr 2014. Die Betriebsgewinnmarge für das Gesamtjahr 2015 sollte sich gegenüber 2014 verdoppeln und das vom Unternehmen berichtete mittelfristige Ziel von 8 bis 10% erreichen. Zuversichtlich zeigte sich der CEO auch für die kommenden Jahre, insbesondere für den Bereich Windenergie, wo er im weltweiten Gesamtmarkt ein durchschnittliches Wachstum bis 2019 im tiefen einstelligen Bereich erwartet.
Obwohl Gurit bereits Mitte Juni eine Guidance für das erste Halbjahr abgegeben habe, seien die nun vorgelegten Resultate dennoch insgesamt über den Erwartungen ausgefallen, schreibt Reto Amstalden von Baader Helvea in einer Ersteinschätzung. Aufgrund des vom Unternehmen abgegebenen Ausblicks sieht der Experte nun Potenzial für Aufwärtsanpassungen der Schätzungen. Seine Prognosen für den Gewinn pro Aktie 2015 und 2016 um 6% respektive um 9% nach oben angepasst hat unmittelbar nach der Ergebnispublikation Martin Schreiber, Analyst der ZKB.
Markt reagiert mit Abgaben
Für Schreiber hat sich ausserdem der Unternehmensausblick weiter aufgehellt. Ins gleiche Horn bläst auch Patrick Rafaisz von der Bank Vontobel. Mit seinen Aussagen zum Gesamtjahr habe das Gurit-Management mehr Klarheit zum Ausblick geschaffen. Angesichts des schwachen Leistungsausweises in der Vergangenheit bezüglich Erreichung der Ziele, sei es derzeit aber wohl besser abzuwarten, bis bessere Handelskonditionen und Kostenkontrollen zu einer nachhaltigen Gewinnverbesserung führen würden, gibt der Experte zu bedenken.
Die Gurit-Aktien verlieren bis gegen 13.50 Uhr 2,9% auf 495,25 CHF (bisheriges Tagestief 488,25 CHF). Umgesetzt wurden bis zu diesem Zeitpunkt 1’100 Aktien, was leicht über dem durchschnittlichen Tagesvolumen von 1’000 Stück liegt. Der Gesamtmarkt (SPI) verliert derweilen 2,73%. (awp/mc/upd/ps)