Gurit-CEO Rudolf Hadorn.
Wattwil – Der Spezialkunststoffhersteller Gurit hat im Geschäftsjahr 2011 trotz einer Umsatzsteigerung weniger Gewinn erwirtschaftet. Neben geringeren Einmaleinnahmen war insbesondere die angespannte Situation auf dem Windenergie-Markt für den Rückgang verantwortlich. Im zweiten Semester habe Gurit jedoch an Schwung gewonnen und der Trend dürfte wieder ins Positive drehen. Der Ausblick sei aber mit verschiedenen Unsicherheiten behaftet.
Gurit steigerte den Umsatz um knapp 11% auf 344,7 Mio CHF, zu konstanten Wechselkursen betrug das Plus gut 23%. Akquisitions- und währungsbereinigt resultierte ein Wachstum von rund 19%. Der EBIT ging um 5,1% auf 31,0 Mio CHF zurück, bedingt durch im Vergleich zum Vorjahr geringere Einmaleinnahmen. Der «betriebliche» EBIT indes stieg um 11% auf 27,6 Mio und die entsprechende Marge kam mit 8,0% auf Vorjahreshöhe und knapp innerhalb des für 2011 gesetzten Ziels zu liegen. In der ersten Jahreshälfte war der Betriebsgewinn noch um 55% respektive 30% getaucht.
Der Reingewinn der Gruppe ging um 10% auf 22,3 Mio zurück, teilte Gurit am Freitag mit. Gurit hat die Erwartungen der Analysten mit dem EBIT übertroffen und dem Reingewinn erfüllt.
Steuerfreie Dividende von 15 Franken je Aktie
Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr in den Genuss einer steuerfreien Dividende von 15 CHF je Aktie kommen, trotz eines negativen Cashflows aus betrieblicher Tätigkeit von 2,5 Mio CHF. Der Rückgang der Kennzahl spiegle die weltweit angespannte und in China besonders deutliche Liquiditäts- und Kreditknappheit bei den meisten Wind-Energy-Kunden. Dies habe bei Gurit zu einem deutlichen Anstieg des Umlaufvermögens geführt.
Umkämpfter Windenergie-Markt
Der Bereich Wind Energy bleibt mit einem Anteil von 57% am Gruppenumsatz das wichtigste Standbein Gurits. Der Bereichsumsatz wuchs 2011 um knapp 40% auf 196,7 Mio CHF. Der vor allem im Bereich der Vorimprägnate für das zweite Halbjahr in Europa und den Amerikas erwartete Wachstumsimpuls habe sich realisiert und die deutliche Marktkontraktion in China mehr als wettgemacht. Damit habe sich erstmals seit 2007 wieder ein positiver Verkaufstrend bei den so genannten Prepregs ergeben. Die Materialklasse war in den letzten Jahren von der Infusionstechnologie in den Schatten gestellt worden.
Harter Preiskampf
Die betriebliche EBIT-Marge des Wind-Bereiches lag aber unter dem Wert der ganzen Gruppe. Laut Gurit wurden die Resultate durch höhere Rohmaterialkosten und schwache Prepreg-Verkäufe im ersten Halbjahr, sowie den Marktrückgang in China und einem harten Preiskampf im zweiten Semester geschmälert. So habe Gurit zwar die Verkaufspreise um fast 1% zu erhöhen vermocht, die Rohmaterialpreise hätten jedoch um rund 3% angezogen.
Tooling erzielte zu konstanten Kursen einen um 12% höheren Umsatz von 43,2 Mio CHF und trug 12,5% zum Gruppenumsatz bei. Die betriebliche EBIT-Marge lag im Formenbau über jener der Gruppe. Marine steuerte mit 52,1 Mio CHF (+8,1%) 15,1% zum Gruppenumsatz bei. Die betriebliche EBIT-Marge lag im Bootsbau-Geschäft 2011 unter dem gruppenweiten Vergleichswert.
Transportation erreichte zu konstanten Kursen einen um 0,9% höheren Umsatz von 51,9 Mio; der Marktbereich bestritt damit 15,0% des Gruppenumsatzes. Die Marge im Transportation-Geschäft sei im Vorjahresvergleich gesunken. Die Materialverkäufe für chinesische Züge und die mit kleineren Aerospace-Kunden erzielten Verkäufe hätten unter Verzögerungen gelitten, während die mit Hauptkunden erwirtschafteten Umsätze hoch einstellig zugelegt hätten.
Wachstumspotenzial – Unsicherheiten vorhanden
Gurit sieht für 2012 weiteres organisches Wachstumspotenzial in allen Märkten und strebt weiterhin eine betriebliche EBIT-Marge im Zielkorridor von 8-10% an. Die hohe Volatilität im Windenergie-Markt mache eine verlässliche Umsatzprognose für das laufende Jahr indes schwierig.
Unsicherheiten beträfen einerseits den Zeitpunkt der erwarteten Erholung auf dem chinesischen Windenergie-Markt, der in den letzten sechs Monaten gelitten habe. Anderseits sei die Erneuerung von Subventionen auf dem US-amerikanischen Windenergie-Markt für die Jahre 2013 und danach noch unklar. (awp/mc/pg)