Gute Geschäftslage, aber Abschwächung erwartet

Industrie-Konjunktur

Die Schweizer Industrie erwartet im zweiten Halbjahr ein deutlich abgeflachtes Wachstum.

Zürich – Die Schweizer Wirtschaftslage präsentiert sich nach wie vor mehrheitlich erfreulich. Allerdings drückt der starke Schweizer Franken auf die Ertragslage und verschlechtert die internationale Wettbewerbsposition, so das Fazit einer vierteljährlichen Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) zur Geschäftslage von rund 7`000 Schweizer Unternehmen im Juli.

Die Aussichten für die kommenden sechs Monate seien ebenfalls gut, auch wenn sich deutliche Abschwächungssignale zeigen, heisst es bei der KOF. «Der Ausblick für die zweite Jahreshälfte ist nicht so schlecht wie der Schweizer Sommer», kommentiert KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm die Resultate der Umfrage vor den Medien in Zürich. «Die aktuellen Reaktionen an den Aktienmärkten schätze ich als Übertreibung ein», führt Sturm weiter aus. Dennoch unterstreicht der KOF-Leiter die aktuelle Wechselkurs-Problematik: «Wir machen uns nicht nur Sorgen um die kurzfristigen Effekte, sondern wissen auch nicht, welche Konsequenz die Frankenstärke langfristig auf den Wirtschaftsstandort Schweiz mit sich bringen wird.» Kurzfristig würden insbesondere die exportorientierten Branchen die Stärke des Frankens mehr und mehr zu spüren bekommen, wie die Umfrageergebnisse der einzelnen Branchen zeige.

Industrie erwartet deutlich abgeflachtes Wachstum
Die Industrieunternehmen beurteilen gemäss KOF-Umfrage die Geschäftslage insgesamt weniger positiv als in den vergangen Monaten. Bestelleingang sowie Auftragsbestand stagnieren im Vergleich zum Vorquartal. Während dabei kaum ein Unterschied zwischen binnen- und exportorientierten Firmen auszumachen ist, zeigt die Ertragslage und Wettbewerbsposition eine klare Differenz. «Die Wettbewerbsposition der exportorientierten Unternehmen ist richtiggehend eingebrochen», so Etter, der für die zweite Jahreshälfte keine Besserung erwartet.

Anhaltender Boom in der Bauwirtschaft
Die Bauwirtschaft dagegen sei weiterhin von einem Boom geprägt. Die Bautätigkeit habe fast ausnahmelos zugelegt, Auftragsvolumen und Auslastung der Geräte hätten gar Rekordniveau erreicht. Für das zweite Halbjahr rechnen die Unternehmen mit einer Konsolidierung der Nachfrage auf hohem Niveau sowie einer Zunahme der Beschäftigung. «Die Geschäftslage im Detailhandel ist nicht überwältigend, aber immer noch befriedigend», kommentiert Etter. Die Unternehmen würden für die nächsten Monate mit einem weiteren Umsatzplus rechnen – wenn auch auf deutlich tieferem Niveau als im Vorjahr bzw. in der ersten Jahreshälfte. Ebenfalls dürften die Personalbestände in bescheidenem Umfang erhöht werden.

Hotellerie bangt um Nachfrage
Im Finanzsektor sei die Geschäftslage gut und es werde eine weitere Zunahme der Nachfrage für die nächsten Monate erwartet, so die KOF-Ökonomen. Bei den Beschäftigen sehen die Banken jedoch einen Abbau vor – was laut KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm von den Ankündigen der Grossbanken getrieben sein dürfte. «Am meisten unter dem starken Franken leidet aber klar das Gastgewerbe», so der Ökonom Etter. Hotellerie als auch Restaurants mussten im zweiten Quartal einen Rückgang der Umsätze hinnehmen. «Die Hotels befürchten, dass die Absätze in den nächsten Monaten massiv einbrechen werden», sagte Etter. Die Hoteliers werden deshalb Personal abbauen. Besser ergehe es den Restaurants, die ihren Personalbestand etwa beibehalten dürften, hiess es weiter.  (awp/mc/upd/ps)

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