Zürich – Schweizer Haushalte sparen während der Coronakrise durchschnittlich 2000 Franken mehr als zu normalen Zeiten. Die Einkommen sind zwar allgemein gesunken, aber gleichzeitig wird wegen der Ladenschliessungen auch viel weniger ausgegeben, wie eine Studie der Credit Suisse zeigt.
Die Sparquote, also der Anteil am Einkommen, den ein Haushalt nach Abzug aller Ausgaben auf die Seite legt, habe sich während der Coronakrise beinahe verdoppelt, heisst es im Bericht, der am Montag veröffentlicht wurde.
Vor der Krise hätten die Schweizer – ohne die «Zwangsersparnisse» wie Altersvorsorge – pro Haushalt rund 13 Prozent ihres Bruttoeinkommens ins Sparschwein gelegt. Diese Quote dürfte nun gemäss der Studie auf 22 Prozent angestiegen sein.
12 Milliarden weniger Ausgaben…
Dies hänge damit zusammen, dass die Möglichkeiten, das Geld auszugeben, stark eingeschränkt sind. Normalerweise fliessen den Schätzungen zufolge rund ein Drittel der Konsumausgaben in Güter und Dienstleistungen, die aufgrund der Massnahmen zur Eindämmung des Virus nicht oder nur erschwert verfügbar sind.
Auch der Onlinehandel kompensiert diese Verluste nach der Einschätzung der Studienautoren nicht. Mit 15 Prozent sei der Online-Marktanteil im gesamten Detailhandel, also dem Food- und Non-Food-Bereich, zwar gestiegen, aber immer noch vergleichsweise gering.
Die Experten der Credit Suisse gehen deshalb davon aus, dass die Konsumnachfrage während der Krise insgesamt um rund 20 Prozent tiefer ist als zuvor. Auf zwei Monate gerechnet bedeute das insgesamt eine Ersparnis von 12 Milliarden Franken.
…aber auch tiefere Einkommen
Doch während die Krise sich bei den Ersparnissen zeigt, wird sie auch bei den Einkommen deutlich: Bei einem Lockdown von zwei Monaten führt die Krise laut den Berechnungen der Bank hierzulande zu einem gesamten Einkommensverlust von rund 15,3 Milliarden Franken. Dieser entstehe beispielsweise durch gekürzte Löhne aufgrund der Kurzarbeit, durch Arbeitslosigkeit oder andere Arbeitseinschränkungen.
Staatliche Zahlungen von über 11 Mrd Franken
Ein Teil dieser Einbussen wird durch staatliche Zahlungen, wie etwa Kurzarbeits- und Erwerbsentschädigungen oder Taggelder, abgefedert. Die Credit Suisse rechnet mit staatlichen Geldzahlungen von rund 11,6 Milliarden Franken bei einer zweimonatigen Dauer der Einschränkungen.
Damit stehe ein Einkommensverlust von 15,3 Milliarden einer Transfersumme von 11,6 Milliarden gegenüber, was bedeute, dass der Staat die Verluste nicht vollständig kompensiere. Im Schnitt dürfte das Einkommen eines Haushalts somit um knapp 5 Prozent tiefer sein als noch vor der Krise, heisst es im Bericht weiter.
Zieht man nun von den 12 Milliarden Ersparnissen die Einkommensverluste ab, die den Haushalten entstehen, bleiben so insgesamt noch über 8 Milliarden übrig, die sie als Ersparnisse auf die Seite legen können. Ein Haushalt spare damit während zwei Monaten Lockdown über 2’000 Franken mehr, als in Zeiten ohne Coronakrise zu erwarten gewesen wäre, so die Studie.
Nachholkonsum erwartet
Die Ersparnisse bleiben aber wohl nicht vollständig auf dem Sparbüchlein liegen. Die Experten gehen davon aus, dass die Haushalte nach anfänglicher Vorsicht in den kommenden Monaten einen Teil des Geldes aus der Krisenzeit wieder für Konsumgüter ausgeben werden.
Von den 8 Milliarden dürften gemäss der Einschätzung rund 5,5 Milliarden Franken wieder in Güter und Dienstleistungen aus dem Konsumsektor fliessen. Allerdings sei mit weniger Nachholkonsum zu rechnen, je länger die Normalität auf sich warten lasse. Und um diese zu erreichen, sei nicht alleine das Tempo der Lockerungen entscheidend, sondern auch das Vertrauen der Konsumenten, das für die Kauflust entscheidend sei. (awp/mc/pg)