Hochdorf – Unruhige Zeiten bei Hochdorf: Bei dem Milchverarbeiter tritt Unternehmenschef Thomas Eisenring per sofort zurück. Wenn es nach der grössten Aktionärin ZMP Invest geht, sollen aber vor allem auch im Verwaltungsrat Köpfe rollen. Die Investmentgesellschaft der Zentralschweizer Milchproduzenten sieht nach zwei Gewinnwarnungen keine Besserung in Sicht.
Der Rücktritt des CEO ist das neueste Kapital in der turbulenten Zeit für Hochdorf: Eisenring, der das Unternehmen seit 2013 als CEO geführt hat, wolle sich aus familiären Gründen beruflich nochmals neu orientieren, teilte Hochdorf am Montabend mit. Er wolle sich vermehrt auf dem afrikanischen Kontinent engagieren. Im anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld und der derzeitigen Veränderungsphase würden dem Unternehmen frische Impulse guttun, sagte der abtretende Firmenchef.
In einer Übergangsphase soll nun Geschäftsleitungsmitglied Peter Pfeilschifter zusätzlich zu seinen Aufgaben als Managing Director Dairy Ingredients die Führung der Geschäftsleitung übernehmen. Der interimistische Hochdorf-Chef Pfeilschifter wurde vor einem Jahr in die Geschäftsleitung berufen. Er ist zudem Geschäftsführer der deutschen Hochdorf-Tochter Uckermärker Milch.
Erneuerung des Verwaltungsrates
Für Hochdorf lief es zuletzt alles andere als rund: Im ersten Halbjahr rutschte der Milchverarbeiter in die Verlustzone und sprach eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr aus. Im Dezember musste das Unternehmen die Prognosen ein zweites Mal herunterschrauben. In der Folge hat die Aktie in den letzten zwölf Monaten um über die Hälfte an Wert eingebüsst.
Die grösste Aktionärin ZMP Invest will nun die Reissleine ziehen: Die teuren Akquisitionen der letzten Jahr hätten nicht die versprochenen Ergebnisse gebracht, die Entwicklung des Umsatzes und der Profitabilität entsprächen in keiner Weise den Erwartungen und es sei keine Besserung in Sicht, teilte sie am Freitagabend mit.
ZMP Invest, die 14,5 Prozent an Hochdorf hält, fordert eine Erneuerung des Verwaltungsrates. Sie hat deshalb ein Traktandierungsbegehren für die Generalversammlung vom 12. April eingereicht. Als Präsident soll nach Wunsch der Investmentgesellschaft künftig Bernhard Merki das Zepter übernehmen, der frühere Chef der Netstal-Gruppe.
Auch der frühere Emmi-Finanzchef Jürg Riboni und Markus Bühlmann sollen in den Verwaltungsrat von Hochdorf gewählt werden. Im Gegenzug lehnte ZMP die Wiederwahl des aktuellen Präsidenten Daniel Suter sowie der VR-Mitglieder Anton von Weissenfluh, Niklaus Sauter und Holger Karl-Herbert Till ab.
ZMP Invest hält an Forderungen fest
Der Wechsel an der operativen Spitze ändere nichts an den Forderungen, sagte Pirmin Furrer, Delegierter Verwaltungsrat der ZMP Invest, auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. «Es braucht einen starken neuen Präsidenten.» Grundsätzlich seien neue Impulse von aussen nötig.
ZMP Invest, die mit rund 53 Prozent auch das Aktionariat der erfolgreichen Emmi-Gruppe dominiert, kritisiert weiter mehrere Übernahmen der letzten Jahre. So sei der nun scheidende Hochdorf-Chef Eisenring einst an der zugekauften Firme Zifru Trockenprodukte beteiligt gewesen.
«Für uns gibt es dazu einige Fragezeichen.» Die Expansionsstrategie von Hochdorf stellt ZMP an sich aber nicht infrage, sondern vielmehr die Umsetzung. Heute sei das Kerngeschäft von Hochdorf die Milchpulverherstellung. «Die Expansion in den Bereich Babynahrung und in ausländische Märkte ist gut und richtig – aber man muss es richtig machen.»
Hochdorf sei für ZMP nicht nur ein wichtiges finanzielles Investment, sondern auch ein wichtiger Milchabnehmer für die Zentralschweizer Bauern. Der Druck auf die Milchpreise sei jedoch nicht ausschlaggebend gewesen.
Hochdorf hat bislang von der Exportförderung des «Schoggigesetzes» profitiert, das aber auf Druck der Welthandelsorganisation WTO Ende 2018 ausgelaufen ist. Das hat zwar laut Furrer durchaus für eine neue Ausgangslage bei den Milchpreisen gesorgt. «Wir haben aber auch noch andere Abnehmer.» Die Zentralschweizer Milchproduzenten lieferten 15 Prozent ihrer Milch an Hochdorf.
An der Börse stossen die Forderungen des Grossaktionärs und der Abgang des Unternehmenschefs offenbar auf Anklang: Zuletzt legte die Aktie wieder zu, allein am Dienstag ging es am Vormittag in einem wenig veränderten Gesamtmarkt um 2,1 Prozent auf 143,00 Franken nach oben. (awp/mc/ps)