Hochdorf – Der angeschlagene Milchverarbeiter Hochdorf hat in der ersten Jahreshälfte 2020 auf operativer Ebene wie angekündigt schwarze Zahlen geschrieben. Auch die Jahresziele werden bestätigt. Die Neuausrichtung soll nun vorangetrieben werden. Wegen der Corona-Pandemie könnte es aber zu Verzögerungen kommen.
Vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) schrieb das Unternehmen im ersten Semester einen Gewinn von knapp 5 Millionen Franken, nach einem Verlust von 39,4 Millionen Franken, wie aus einer Mitteilung vom Montag hervorgeht. Damit wurden die mit den kreditgebenden Banken ausgehandelten Kreditbedingungen (Covenants) per Ende Juni 2020 eingehalten.
Auf Stufe EBIT schrieb Hochdorf mit 1,2 Millionen Franken – wie Mitte Juli angekündigt – ebenfalls schwarze Zahlen. Dieses Ergebnis sei leicht durch Veräusserungsgewinne aus dem Verkauf der Uckermärker Milch GmbH beeinflusst, heisst es.
Unter dem Strich verkleinerte sich der Reinverlust auf noch 4,1 Millionen von 63,6 Millionen Franken im Vorjahr. Durch Verkäufe verschiedener Unternehmensteile sank der von Januar bis Juni erwirtschaftete Umsatz auf 158,3 Millionen Franken nach 242,9 Millionen im Vorjahreshalbjahr.
Einsparungen von 2 bis 3 Millionen
Unter dem Namen «Optima» hat Hochdorf ein unternehmensweites Kosteneffizienzprogramm gestartet. Im kommenden Jahr sollen dadurch die Kosten um 2 bis 3 Millionen Franken gesenkt werden. Hochdorf kämpft seit längerem mit verschiedenen Problemen. Daher wurden Beteiligungen verkauft und verlustbringende Tochterfirmen geschlossen. Neu konzentriert sich das Unternehmen auf das Geschäft mit Babynahrung.
In der ersten Jahreshälfte sei in dem Bereich die Verkaufsabteilung gestärkt worden und man habe eine Vielzahl von Projekten zur Markt-, Kunden- und Produktentwicklung gestartet, so Hochdorf. So wurde bei der Marke Bimbosan mit der Erstbelieferung nach Vietnam ein Meilenstein erreicht. Ziel sei es nun, mindestens drei neue Produkte bis zum Ende des ersten Quartals 2021 zur Marktreife zu bringen.
Verzögerungen wegen Corona
Gebremst wird das Babynahrungsgeschäft allerdings von der Coronavirus-Pandemie. So gab es im ersten Halbjahr Verzögerungen von langfristigen Neukundenprojekten, «die sich teilweise weiter verzögern könnten.» Auch die Markenregistrierung für China verzeichnete wegen der Coronavirus-Pandemie Verzögerungen. Das Unternehmen hoffe aber weiterhin auf einen positiven Entscheid.
Bei weiter anhaltenden Reisebeschränkungen sei eine Verschiebung von eingeleiteten Massnahmen zur Markterschliessung in das Jahr 2021 nicht auszuschliessen, heisst es. Wesentliche negative Effekte auf Umsatz und Ertrag in dem Geschäftsbereich erwartet Hochdorf aber nicht.
Dagegen dürfte der Einfluss auf den heute noch deutlich grösseren Geschäftsbereich «Dairy Ingredients» stärker ausfallen. Besonders die Schweizer Schokoladenindustrie dürfte wohl weniger Produkte abnehmen.
Insgesamt hält Hochdorf an der im März gemachten Jahresprognose 2020 fest: So sollen im Gesamtjahr 280 bis 320 Millionen Franken umgesetzt und ein positiver EBITDA erzielt werden.
Aktien leicht im Plus
Die vorgelegten Halbjahreszahlen bewegen sich laut der Credit Suisse im Grossen und Ganzen innerhalb der Erwartungen. Allerdings werden die Verzögerungen in China hervorgehoben.
So tauchten die Aktien denn auch zu Handelsbeginn am Montag zunächst über 5 Prozent. Inzwischen haben sie sich aber wieder gefangen und notieren um 10.15 Uhr 0,4 Prozent im Plus auf 76,30 Franken.
Seit der Ankündigung eines Betriebsgewinns im Juli haben sich die Titel deutlich von ihrem Tiefstand von 50 Franken erholt. Das im Januar erreichte Hoch von 92,5 Franken ist allerdings noch weit entfernt. (awp/mc/ps)