Bernard Fontana, CEO Holcim.
Jona – Der Baustoffkonzern Holcim hat im ersten Halbjahr 2012 einen höheren Umsatz verbucht. Insbesondere in den aufstrebenden Märkten und Nordamerika wuchs der Absatz, während er in Europa rückläufig war. Das Unternehmen erwartet im Gesamtjahr weiterhin ein organisches Wachstum beim operativen EBITDA. Um seine Ziele zu erreichen, baut der Konzern seine Führungsstruktur tiefgreifend um.
Der Nettoumsatz stieg in den ersten sechs Monaten um 2,1% auf 10,36 Mrd CHF, wie Holcim am Mittwoch mitteilte. Beim betrieblichen EBITDA betrug das Plus 1,9% auf 1,93 Mrd und die entsprechende Marge blieb mit 18,7% auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Der Betriebsgewinn verbesserte sich um 3% auf 1,12 Mrd CHF und der Reingewinn nach Minderheiten um 9% auf 389 Mio.
Prognosen zumeist unterschritten
Damit hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten in der Tendenz leicht unterschritten. Der AWP-Konsens für den Umsatz lag bei 10,49 Mrd CHF, für den EBITDA bei 1’934 Mio, für den EBIT bei 1’132 Mio und für den Reingewinn nach Minderheiten bei 391 Mio.
Das Unternehmen verbuchte in Märkten wie Spanien, Grossbritannien, Brasilien und Mexiko Restrukturierungskosten in Höhe von 37 Mio CHF. Zudem seien die Kosten für den Transport durch Dritte vor allem in Indien und den USA gestiegen. Den Anstieg beim betrieblichen EBITDA führt Holcim neben den steigenden Verkäufen auf partiell erreichte Preiserhöhungen zurück. Hier habe man jedoch noch nicht das gewünschte Ausmass erreicht, so der Konzern weiter.
Der konsolidierte Zementabsatz stieg um 4,4% auf 74 Mio Tonnen, wie Holcim weiter mitteilte. Die Zuschlagstofflieferungen reduzierten sich um 7% auf 75,6 Mio Tonnen, und die Transportbetonvolumen gingen um 1,3% auf 22,8 Mio Kubikmeter zurück. Die Asphaltverkäufe nahmen vor allem wegen Europa um 16% auf 3,6 Mio Tonnen ab.
Absatzplus in aufstrebenden Märkten – Europa schwach
Die Verkaufsvolumen seien im ersten Halbjahr insbesondere in den aufstrebenden Märkten und Nordamerika gestiegen. Einen deutlich höheren Zementabsatz erzielten die Konzerngesellschaften in Indien, auf den Philippinen, Thailand und Indonesien sowie in den USA und Mexiko. Auch in Russland und Aserbaidschan wurde den Angaben zufolge mehr verkauft.
Mit einem Plus beim Zementabsatz um 3,1 Mio Tonnen (+8%) verzeichnete Asien/Ozeanien den stärksten Anstieg. Insgesamt wuchs hier der Umsatz um 8,2% auf 4,40 Mrd CHF. Auch Nord- und Lateinamerika sowie Afrika, Naher Osten legten im Zementabsatz zu. Bei den Zuschlagsstoffen wirkte sich der gute Absatz in Kanada positiv für die Region Nordamerika aus, wo auch die Verkäufe im Segment Transportbeton insgesamt stiegen. Auch Holcim Singapur und die mexikanische Holcim Apasco verzeichneten höhere Volumen.
Dieses positive Bild habe mit der von der Schuldenkrise geprägten negativen Marktentwicklung in Europa kontrastiert, schreibt Holcim weiter. Hier sank der Absatz in allen Segmenten, wobei Asphalt mit -20% und Zuschlagsstoffe mit -15% die grössten Rückgänge verbuchten. Insgesamt sank der Nettoverkaufserfolg im ersten Halbjahr hier um 10% auf 2,78 Mrd CHF und das betriebliche EBITDA um 25% auf 282 Mio CHF.
Nordamerika stärker – Europa schwächer als bisher erwartet
Zum Ausblick auf das Geschäftsjahr heisst es, dass ein steigender Baustoffbedarf in den aufstrebenden Ländern Asiens und Lateinamerikas sowie in Russland und Aserbaidschan erwartet werde. Die Nachfrage in Nordamerika soll den früheren Ausblick übertreffen. Dagegen rechnet der Konzern nun in Europa mit einer Abnahme.
Holcim bekräftigt seine bisher getroffene Prognose und geht weiter für 2012 von einem organischen Wachstum beim operativen EBITDA aus. Das Programm zur Steigerung der Rendite, das «Holcim Leadership Journey», sei auf Kurs und werde 2012 die ersten positiven Effekte ernten, hiess es ausserdem. Damit will Holcim die Rendite des eingesetzten Kapitals von 2012 bis Ende 2014 nachhaltig auf mindestens 8% nach Steuern steigern und den betrieblichen EBITDA um 1,5 Mrd CHF (Basis 2011) erhöhen.
Konzernorganisation wird gestrafft
Um diese Ziele zu erreichen, strafft der Konzern die Organisationsstruktur per 1. September (siehe separate Meldung). Die Konzernregion Europa (ohne Grossbritannien) wird konsolidiert und vom bisherigen Konzernleitungsmitglied Roland Köhler geführt. Nordamerika und Grossbritannien werden an Bernard Terver rapportieren, der in die Konzernleitung aufrückt. Die Einheit Corporate Functions wird im neu geschaffenen Project Management Office zusammengeführt und steht unter der Leitung von Urs Bleisch.
Mit Benoit-H. Koch und Patrick Dolberg scheiden zwei Mitglieder der Konzernleitung aus dem Unternehmen aus. Urs Bohlen ist ebenfalls kein Mitglied der obersten Führungsebene mehr und wird bis zu seiner Pensionierung 2013 für Holcim beratend tätig sein. (awp/mc/upd/ps)