Holcim und Lafarge einigen sich auf Zusammenschluss unter Gleichen
Deal eingefädelt: Holcim-VRP Rolf Soiron. (Foto: Holcimfoundation)
Zürich – Holcim und Lafarge fusionieren und wollen zur Nummer eins im Baustoffmarkt aufsteigen. Mit dem Schritt will man die einmalige Gelegenheit wahrnehmen, um den «fortschrittlichsten Baustoffkonzern» der Welt zu schaffen. Das Management beider Unternehmen betont die Ausgewogenheit in dem Zusammenschluss unter Gleichen und sieht grosse Synergie-Chancen.
«LafargeHolcim wird ein ausbalancierter Konzern sein, der in 90 Ländern vertreten sein wird. Gleichzeitig wird kein Markt einen Umsatzanteil von mehr als 10% haben», sagte Holcim-VR-Präsident Rolf Soiron an einer Medienkonferenz am Montag in Zürich.
Alle Stakeholder würden von dem Zusammenschluss profitieren, ist Soiron überzeugt. «Das Angebot für die Kunden wird ausgeweitet, sowohl bei Produkten als auch bei Dienstleistungen», so der VRP weiter. Die Mitarbeitenden hätten in einer deutlich grösseren Gruppe mehr Möglichkeiten, und die Aktionäre würden von der besseren Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) und von grösseren Wachstumschancen profitieren.
«Die Vorteile der Fusion ist viel mehr als nur die Summe der einzelnen Teile», sagte der designierte CEO des fusionierten Unternehmens und Lafarge-Chef Bruno Lafont. Es sei vielmehr eine komplementäre Ergänzung.
Synergien von 1,7 Mrd CHF über drei Jahre
Pro-forma entsteht damit ein Konzern mit einem Umsatz von rund 39 Mrd CHF und 8 Mrd EBITDA. Die Synergien werden auf 1,7 Mrd CHF geschätzt, wovon ein Drittel im ersten Jahr realisiert werden soll. Davon sollen 1,2 Mrd auf EBITDA-Ebene durch Best Practice, Skalenerträge und die Nutzung von innovativen Produkten und Lösungen erzielt werden. Jeweils 240 Mio sollen durch finanzielle Einsparungen sowie durch Kostenoptimierungen erreicht werden.
Devestitionen von 10 bis 15% des weltweiten EBITDA erwartet
Lafarge-CEO Lafont sieht in der sich ergänzenden geografischen Präsenz einen der wesentlichen Vorteile. «Trotz der hohen Komplementarität der Konzerne ist klar, dass wir in einigen Ländern aus regulatorischen Gründen Unternehmensteile verkaufen müssen», so der Chef des französischen Konzerns. Insgesamt müssten 15 verschiedene Wettbewerbsbehörden der Transaktion zustimmen. Als Grössenordnung der Devestitionen werden auf der Umsatzseite rund 6 Mrd CHF genannt oder 10 bis 15% des EBITDA. Lafont rechnet damit, dass rund zwei Drittel davon in Europa erfolgen werden. «Die Devestitionen sind nicht gleichzusetzen mit dem Verlust von Arbeitsplätzen», sagt Holcim-CEO Bernard Fontana. Die verkauften Einheiten würden unter neuer Führung weiterexistieren.
Als nächste Schritte im Fusionsprozess nennt Soiron die Konsultationen mit den Arbeitnehmervertretern und der Beginn der Devestitionen. Dies sowie die Planungen für die Integration beginne sofort. Die Anträge bei den Wettbewerbsbehörden sollen in Kürze gestellt werden. Erst nach der Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung der Holcim-Aktionäre könne das Übernahmeangebot für Lafarge abgegeben werden, so der Holcim-Manager zum weiteren Vorgehen.
Die Fusion soll über ein öffentliches Tauschangebot von Holcim für alle ausstehenden Lafarge-Aktien im Verhältnis eins zu eins vollzogen werden. Als Erfolgsschwelle gilt, wenn so zwei Dritteln des Aktienkapitals und der Stimmrechte von Lafarge zusammenkommen.
Der Konzern wird an der SIX in Zürich sowie an der Euronext in Paris kotiert sein. Der Firmensitz bleibt wie bisher Jona wobei die operativen Aufgaben auf Zürich und Paris aufgeteilt werden. Der Vollzug ist im ersten Halbjahr 2015 vorgesehen. Beide Verwaltungsräte haben der Fusion einstimmig zugestimmt, und auch die Kernaktionäre beider Unternehmen haben dem Projekt ihre «volle Unterstützung» zugesichert, wurde betont.
Neuer CEO von Lafarge – Wolfgang Reitzle als VRP vorgesehen
Der 14-Köpfige Verwaltungsrat wird von Lafarge und Holcim je zur Hälfte besetzt. Als VRP ist Wolfgang Reitzle vorgesehen, der künftige VRP von Holcim. Bruno Lafont wird LafargeHolcim als CEO führen und Mitglied im Verwaltungsrat. Holcim-Finanzchef Thomas Aebischer ist als CFO vorgesehen, während Jean-Jacques Gauthier, derzeit CFO von Lafarge, die Funktion des Chief Integration Officer übernehmen soll. Der derzeitige Holcim-CEO Bernard Fontana wird das Unternehmen bis zum Abschluss der Transaktion weiterführen und ist einer der zwei Vorsitzenden des Integrationskomitees.
Von den Analysten wird die Fusion positiv aufgenommen. Die Holcim-Namensaktie beendeten den Handel am Montag mit einem Plus von 1,6% auf 81,50 CHF.