Holcim-CEO Markus Akermann.
Sao Paulo – Sechs in Brasilien tätige Zementhersteller, darunter auch der Schweizer Konzern Holcim, werden verdächtigt, die Preise untereinander abgesprochen zu haben. Dies kündigte das brasilianische Justizministerium nach fünfjährigen Untersuchungen an. Holcim hält sich vorerst bedeckt, bestätigt aber die laufenden Untersuchungen.
Der Untersuchungsbericht gehe nun an das Conselho Administrativo de Defesa Econômica (CADE), welches über die weiteren Schritte entscheide, sagte Holcim-Sprecher Peter Gysel auf Anfrage von AWP. Es sei schwer abschätzbar, wann das CADE mögliche Sanktionen vorschlage.
Bussen in Höhe von 30% des Bruttoumsatzes 2005 möglich
Die betroffenen Zementhersteller können mit Bussen in Höhe von 30% ihres Bruttoumsatzes des Jahres 2005 bestraft werden. Holcim habe im Zusammenhang mit der Untersuchung alle vom Justizministerium verlangten Informationen zur Verfügung gestellt, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Sie seien aber mit den Schlussfolgerungen des Untersuchungsberichts nicht einverstanden. Holcim habe sich nicht an gesetzeswidrigem Verhalten beteiligt.
Verdächtigte Unternehmen kontrollieren 90% des brasilianischen Marktes
Mit den Preisabsprachen sei es den sechs Unternehmen gelungen, die restliche Konkurrenz aus dem Geschäft zu verdrängen, heisst es im Bericht. Die Zahl der in Brasilien tätigen Zementhersteller sank von 19 zu Beginn der neunziger Jahre auf rund 10 im letzten Jahr. Die sechs im Untersuchungsbericht erwähnten Unternehmen kontrollieren 90% des brasilianischen Zementmarktes. Neben der Holcim sind dies die portugiesische Cimpor-Gruppe sowie die einheimischen Unternehmen Votorantim Cimentos, Camargo Correa, Itabira Agro Industrial und Compania de Cimentos Itambe.
Brasilien fünftgrösster Zementhersteller der Welt
Brasilien ist nach China, Indien, den USA und der Türkei der fünftgrösste Zementhersteller der Welt. Holcim ist auch in anderen Ländern im Fokus der Kartellbehörden, so in der EU oder in Indien. Die Kommentatoren der Privatbank Wegelin gehen davon aus, dass der Verdacht auf Preisabsprachen im fünftgrössten Zementherstellerland der Welt für «Risse im Kursfundament der Holcim-Aktie» sorgen könnte.
ZKB: Problem könnte sich länger hinziehen
Sollte die Schuldenkrise eskalieren und die Wirtschaft in den entwickelten Ländern Rezessionstendenzen annehmen, dürfte der Kurs der zyklischen Holcim-Aktie weiter bröckeln, schreiben sie weiter. Dank seiner ausserordentlich starken Stellung in den neuen Wachstumsländern sollte Holcim aber einen Rückgang in Europa und Nordamerika teilweise kompensieren können. Laut den Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) könnte es aber länger gehen, bis das Problem gelöst ist. Holcim notieren in den ersten Handelsminuten tiefer als der Gesamtmarkt. Gegen 9.30 Uhr verlieren die Papiere 0,6% auf 50,15 CHF, der SMI legt derweil um 0,55% zu. (awp/mc/upd/ps)