Zürich – Nach einigen Jahren in den roten Zahlen ist der Reisekonzern Hotelplan operativ wieder in die Gewinnzone vorgestossen. Der Betriebsgewinn (EBIT) erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende Oktober) 5 Mio CHF.
Im Vorjahr hatte die Migros-Reisetochter noch einen Betriebsverlust von 11,7 Mio erlitten. Nun hätten alle Geschäftsbereiche positiv zum Ergebnis beigetragen, erklärte Gruppenchef Thomas Stirnimann vor den Medien in Zürich. Die Ausnahme sei das Ende 2016 gestartete Onlineportal Bedfinder gewesen.
Haupttreiber des besseren Ergebnisses sei Hotelplan Suisse, erklärte Stirnimann: Man habe weniger Leerplätze zu Discountpreisen verramschen müssen. Erstmals habe der Reiseveranstalter über die Hälfte der Kapazität dynamisch am Markt zusammengekauft, wenn die Nachfrage vorhanden sei, und nicht fix im vorneherein Kapazitäten reserviert. «Das war sehr erfolgreich.»
Insgesamt ging der verrechnete Umsatz der Hotelplan-Gruppe um 3,9% auf 1,38 Mrd CHF zurück, was mit dem Verkauf von Hotelplan Italia und dem markant schwächeren englischen Pfund begründet wird. Die Zahl der Passagiere legte allerdings um 5,5% zu.
Die grösste Sparte Hotelplan Suisse schaffte nach dem Taucher im Vorjahr die Wende und steigerte den Umsatz um 1,4% auf 590,4 Mio CHF, dies trotz Naturkatastrophen wie beispielsweise Erdbeben auf Kos und im türkischen Bodrum oder Hurrikanen in der Karibik. Durch den Trend zu Frühbuchungen und die erneute Reiselust erzielten auch die Kundenzahlen mit 523’000 einen Zuwachs.
Ferienwohnungen im Trend
Bei den Ferienwohnungen (Inter Chalet) und -häusern (Interhome) kletterte der Umsatz um 3% auf 332,6 Mio CHF. Ferienwohnungen und -häuser lägen im Trend, sagte Stirnimann. Die Kunden hätten dort mehr Privatspähre als in Hotels. Auch bei Familien seien sie beliebt. Zudem hätten viele Leute Angst vor dem Fliegen und würden lieber mit dem eigenen Auto nach Italien, Frankreich oder Spanien fahren.
Bauchweh macht Stirnimann indes der Brexit: Niemand wisse, wie es weitergehen solle. «Das ist eine sehr unangenehme Situation, weil sie uns unserer Planungssicherheit beraubt.» Hotelplan bringt hauptsächlich englische Skitouristen mit Charterflügen in die Alpen. Dort mietet der Reiseveranstalter Hotels und Chalets und betreibt sie mit eigenem Personal aus Grossbritannien.
«Wir haben 1’500 englische Angestellte während vier Monaten in der Wintersaison im Einsatz», sagte Stirnimann. Ohne Personenfreizügigkeit stehe dieses Geschäftsmodell vor einer echten Bewährungsprobe.
Überdies hat sich durch den Brexit-Entscheid das Pfund abgewertet, was Skiferien in den Alpen für Briten teurer macht. Gewisse Leute könnten sich diese Ferien nicht mehr leisten. Gleichzeitig habe die Abwertung des Pfunds Hotelplan 26 Mio CHF gekostet. Der Umsatz von Hotelplan UK sank leicht auf 318,6 Mio.
Beim Geschäftsreisespezialisten bta first travel legte der Umsatz um 6,2% auf 124,1 Mio CHF zu.
Für das laufende Geschäftsjahr 2017/18 zeigte sich Stirnimann optimistisch. Der Buchungsstand für die jetzige Wintersaison und den kommenden Sommer seien sehr erfreulich. Die Schweizer Preise dürften für die Sommerferien im Schnitt um 2-3% steigen. Das sei der erste Preisanstieg nach zehn Jahren Talfahrt. Die laufenden Brexit-Verhandlungen dürften allerdings vor allem das Skiferien-Geschäft von Hotelplan UK weiter unter Druck setzen. (awp/mc/ps)