Hotelplan-CEO Thomas Stirnimann.
Glattbrugg – Die Migros-Reisetochter Hotelplan hat ein Geschäftsjahr zum vierten Mal in Folge mit roten Zahlen abgeschlossen. Das Debakel im Italien-Geschäft drückte die Firma sogar noch tiefer ins Minus. Sparbemühungen, mit denen der Reiseveranstalter wieder profitabel werden soll, konnten den finanziellen Negativtrend angesichts eines Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2011/12 (per Ende Oktober) nicht aufhalten. Die Verkäufe sanken um 13,5% auf 1,2 Mrd CHF, wie Hotelplan am Freitag mitteilte.
Tiefere Verkaufspreise und die angespannte Wirtschaftslage in Italien und Grossbritannien, wo Hotelplan Reisebüros betreibt, beschäftigten das Unternehmen. Der Verkauf des krisengeschüttelten Geschäfts in Russland während des Berichtsjahres trug zum Umsatzrückgang bei.
Der Betriebsverlust weitete sich von 19,4 Mio auf 25,9 Mio CHF aus. Ohne Faktoren wie Abschreibungen, Restrukturierungskosten oder den Kollaps der Airline Hello beträgt der Betriebsverlust 4,8 Mio (Vorjahr: -1,3 Mio). Dies, obwohl sich das Schweizer Geschäft operativ positiv entwickelte.
Hello-Grounding kostet eine Million
Das Hello-Grounding im Oktober kurz vor Abschluss des Hotelplan-Geschäftsjahres kostete eine Million Franken. Hotelplan musste Passagiere umbuchen. Vor allem aber musste der Einkauf für das neue Jahr umorganisiert werden. Hotelplan hatte schon Kontingente bei Hello gekauft und musste dann einen Ersatz suchen.
Die in Prag beheimatete Travel Service Airlines stellt Hotelplan nun eine Boeing 737 zur Verfügung stellen. Aufgrund von Bestimmungen des Luftverkehrsgesetzes ist aber noch nicht sicher, ob Hotelplan mit dem neuen Partner auch Flüge zu aussereuropäischen Destinationen, namentlich Ägypten, anbieten kann.
Sorgenkind Italien
In Italien erlebte Hotelplan im vergangenen Jahr ein Debakel. Der Umsatz im Krisenland brach um 26,3% auf 108,1 Mio Euro ein. Auch hausgemachte Probleme plagen das Geschäft, wie Finanzchef Markus Glesti sagte. Der Betriebsverlust verdoppelte sich auf 20,6 Mio Euro.
Hotelplan hat die Restrukturierung angepackt, steckt aber tief im Morast italienischer Arbeitsmarktgesetzgebung. Die Verkleinerung der Filiale kostet Hotelplan angesichts der Macht der Gewerkschaften etliche Millionen. Am Ende sollen für Hotelplan 95 Personen arbeiten, das ist noch etwa ein Viertel des Stellenbestandes von vor einem Jahr.
Weil diese Entlassungen teuer sind, werde Hotelplan Italia auch im laufenden Geschäftsjahr rote Zahlen schreiben, sagte Unternehmenschef Thomas Stirnimann vor den Medien in Glattbrugg ZH. Man nehme die Schwierigkeiten aber auf sich. In Italien sei Hotelplan ein Premiumanbieter. Darauf lasse sich aufbauen.
Unruhen in Ägypten
Neue Schwierigkeiten bereitet aber auch Ägypten, die wichtigste Winterdestination für Hotelplan, weil dort seit dem Sturz des Mubarak-Regimes 2011 immer wieder revolutionäre Unruhen aufflackern. «Das ist schlimm für das Land und unglücklich für uns», sagte Stirnimann.
Auch die erneuten Konflikte in Tunesien freuen den Reiseanbieter nicht. Allerdings ist Stirnimann für das Sommergeschäft zuversichtlich. Das Schweiz-Geschäft gestalte sich nach drei schwierigen Jahren gut. Zudem setzt Hotelplan weiter Hoffnungen in den Ausbau des Internet-Geschäfts. (awp/mc/ps)