HSG debattiert über Elfriede Jelineks Wirtschaftskomödie
Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.
St. Gallen – «Gibt es für ein bestimmtes Theaterstück den idealen Ort?» schreibt «nachtkritik» unmittelbar nach der Premiere von «Die Kontrakte des Kaufmanns». Erstaufgeführt in der Schweiz wurde die Wirtschaftskomödie der österreichischen Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in St.Gallen.
Schauspieler, Theaterleute und HSG-Dozierende diskutieren das Stück in einem Publikumsgespräch direkt nach der Vorstellung mit den Zuschauern. Karten für die Aufführung am 11. Februar 2011, um 19.30 Uhr, erhalten HSG-Studierende mit 50 Prozent Ermässigung.
Lokalkolorit
Zwei Schauspieler-Moderatoren persiflieren in einer Pauseneinlage die halb-dokumentarische Präsentation über einen Betrüger, der 500 Millionen Franken veruntreute. Und an der HSG studiert hat. Der Bezug zur Universität verleiht dem Fall der Wiener Meinl-Bank und der St.Galler Inszenierung des Theaterstücks Lokalkolorit. Der Hochschule wird dabei eine moralische Grundlage abgesprochen: Die HSG-Ethik-Not-Rappen-Initiative (HENRI) wird propagiert, und mit Sparsäuli sammelt man Geld für eine Ethik-Aufnahmeprüfung.
Kultur im Wirtschaftsstudium
Den Impuls, am geplanten Publikumsgespräch mit Theaterleuten und Zuschauern über diesen Zusatz zum Stück zu diskutieren, gab HSG-Rektor Prof. Dr. Thomas Bieger, der an diesem Abend erstmals in seinem neuen Amt öffentlich auftritt – am Theater St.Gallen. Dies ist als Geste an die kultur-interessierte Öffentlichkeit und Kulturschaffende zu verstehen: nicht nur für einen konstruktiv-kreativen Umgang mit Kritik, sondern auch für das Interesse der HSG an kulturellen Belangen, wie auch die prominente Stellung kulturwissenschaftlicher Fächer im Lehrplan zeigt. Die Universität möchte ein Gespräch darüber anregen, ob Jelineks Text den Bezug zum Aufführungsort auf Kosten eines etwas plakativen und stereotypen HSG-Supplements tatsächlich braucht. Schliesslich dürfte wohl auch ganz allgemein der Umgang der Stadt mit ihrem Aushängeschild «HSG» aufs Tapet gebracht werden.
Theater und Universität auf dem Podium
Prof. Dr. Günter Müller-Stewens wird aufzeigen, dass unter der HSG-Professorenschaft nicht nur die beiden neuen Wirtschaftsethiker eine Lanze für ethische Grundwerte im Management brechen. Promotionskandidatin Verena Witzig wird die Perspektive der Studierenden einbringen. Als ehemaliges Mitglied der studentischen Theatergruppe und Jelinek-Leserin freut sie sich, über das karikierte HSG-Bild zu diskutieren. Die Dramaturgin Dr. Karoline Exner wird – in Abwesenheit des Regisseurs – die Ideen der Inszenierung erläutern.
Komoderatorin Yvette Sánchez
Aus dem Ensemble haben sich die beiden Schauspieler Matthias Albold und Marcus Schäfer bereit erklärt, ihre Farce eines didaktischen Erklärungsmodells von Meinls Machenschaften zu kommentieren und allenfalls ihre Haltung gegenüber der Universität kundzutun. Ko-moderiert wird der Abend von Prof. Dr. Yvette Sánchez als Vertreterin der Kulturwissenschaften und des Öffentlichen Programms der HSG sowie von Schauspieldirektor Tim Kramer, der seinerseits als Dozent an der HSG tätig ist. (hsg/mc/ps)