Huber+Suhner mit Gewinneinbruch im Halbjahr

Urs Kaufmann, CEO Huber+Suhner.

Herisau – Nach dem deutlichen Rückgang des Auftragseingangs im zweiten Semester 2011 war für den Komponentenhersteller ein schwieriger Start ins Geschäftsjahr 2012 absehbar. Zu den bereits bekannten Unwägbarkeiten im chinesischen Bahnmarkt und im Solarmarkt kamen überhöhte Lagerbestände bei den Mobilfunkausrüstern, die sich negativ auf den Umsatz des Geschäftsbereichs Hochfrequenz auswirkten, wie Huber + Suhner am Montag in einer Mitteilung schreibt. Zusätzliche Probleme bereitete die Umstellung auf das neue Enterprise-Resource-Planning-System SAP per Anfang Mai in der Schweiz. Sie führte zu Lieferrückständen, die bis zur Jahresmitte noch nicht vollumfänglich abgearbeitet werden konnten.

Der Umsatz ist im ersten Semester dadurch etwa CHF 20 Mio. zu tief ausgefallen. Einen wahren Boom erlebt hingegen der Geschäftsbereich Fiberoptik, insbesondere dank verschiedenen Grossprojekten in Nordamerika. Verglichen mit dem sehr starken ersten Halbjahr 2011 sank der Umsatz insgesamt um 22.5% auf CHF 314.5 Mio. Der Auftragseingang blieb mit CHF 390.2 Mio. zwar 8.5% hinter der Vorjahresperiode zurück, übertraf allerdings den Wert des zweiten Halbjahres 2011 um über 25%. Die Book-to-Bill-Rate war in den ersten sechs Monaten mit 1.24 erfreulich hoch.

Gewinneinbruch
Eine ungenügende Auslastung der Produktionskapazität, der anhaltend überbewertete Schweizer Franken mit einhergehendem Preisdruck sowie die Kosten der SAP-Einführung belasteten das Halbjahresergebnis. Der EBIT betrug CHF 8.8 Mio. (Vorjahr: CHF 53.6 Mio., ohne Einmalertrag CHF 37.7 Mio.), was einer unbefriedigenden EBIT-Marge von 2.8% entspricht. Auch der Konzerngewinn sank deutlich auf CHF 6.4 Mio. Huber+Suhner hat bereits zahlreiche Massnahmen zur Verbesserung der Ertragssituation eingeleitet, die jedoch grösstenteils erst im zweiten Halbjahr erfolgswirksam werden. Die Zahl der festangestellten Mitarbeitenden sank weltweit um 210 auf 3.746. In der Schweiz ging die Zahl der Mitarbeitenden um 89 auf 1480 zurück.

Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit konnte mit CHF 21.2 Mio. deutlich gesteigert werden. Die hohen Investitionen sowie die Dividendenzahlung führten in der Berichtsperiode aber zu einem negativen freien Cashflow von CHF 30.7 Mio. Die Nettoliquidität betrug Ende Juni 2012 CHF 150 Mio. Die Eigenkapitalquote blieb mit 80% auf einem sehr hohen Niveau.

Beschleunigung im Hauptmarkt Kommunikation
Mit einem kleinen Umsatzplus von 1% konnte sich der Kommunikationsmarkt auf dem Vorjahresniveau behaupten. Eine deutliche Beschleunigung ist jedoch beim Auftragseingang (+29%) zu verzeichnen. Grund hierfür ist der Erfolg der Fiber-to-the-Antenna-Systeme für den Umbau der Mobilfunknetze auf den neuen Standard der 4. Generation „Long Term Evolution“ (LTE). In diesem Marktsegment hat sich Huber+Suhner vor allem in Nordamerika eine führende Position erarbeitet. Einen schwachen Start erlebte hingegen das OEM-Geschäft mit den Mobilfunkausrüstern. Die überhöhten Lagerbestände bei einzelnen Kunden scheinen mittlerweile allerdings wieder abgebaut zu sein.

Transport und Industrie rückläufig
Der Auftragseingang im Transportmarkt sank um 17%. Dieser Rückgang ist nach wie vor fast ausschliesslich dem Stopp der chinesischen Hochgeschwindigkeitsprojekte geschuldet. Noch stärker als der Auftragseingang sank der Umsatz im ersten Halbjahr (-28%). Die Ursache sind Verzögerungen auf Kundenseite bei der Umsetzung verschiedener internationaler Bahnprojekte.

Ein Minus von 62% in der Anwendung Solar war die wesentliche Ursache dafür, dass der Umsatz im Hauptmarkt Industrie um 36% schrumpfte. Huber+Suhner geht nicht davon aus, dass sich die Auftragslage in dieser Anwendung im zweiten Halbjahr verbessert. Die Segmente Mess- und Prüftechnik sowie Raumfahrt und Wehrtechnik konnten sich auf dem Vorjahresniveau behaupten. Wie auch in den anderen Hauptmärkten lag der Auftragseingang in der Industrie deutlich über dem Umsatz.

Hochfrequenz mit Rückgang im Mobilfunk – Hightech-Nischen stabil
Die überhöhten Lagerbestände bei einigen Mobilfunk-Ausrüstern waren der wichtigste Grund dafür, dass der Umsatz mit CHF 97.9 Mio. um 16.1% tiefer lag als im Vorjahr. Die Book-to-Bill-Rate notierte dabei allerdings mit 1.2 deutlich über eins. Der niedrige Umsatz und der nach wie vor hohe Preisdruck in der Telekommunikation drückten auf die Ertragskraft. Der EBIT betrug gerade einmal CHF 3.7 Mio., verbesserte sich damit aber verglichen mit dem zweiten Halbjahr 2011. Die Nachfrage in den industriellen Hightech-Nischen blieb stabil und der Bahnmarkt wird auch für die Hochfrequenz zunehmend interessanter.

Fiberoptik mit Boom auf breiter Front
Gegenüber dem 1. Halbjahr 2011 wuchs der Umsatz im Geschäftsbereich um 30.2% auf CHF 81.3 Mio., der Auftragseingang kletterte gar um 71.3% auf ein Rekordhoch von CHF 116.3 Mio. Auch der EBIT nahm markant zu: um 57.1% auf CHF 8.9 Mio. Damit ist die EBIT-Marge der Fiberoptik wieder zweistellig. Der Wachstumsschub ging vor allem von der Anwendung „Fiber to the Antenna“ aus, aber auch die Anwendungen „Rechenzentren“, „Bahn“ und „Windenergie“ legten deutlich zu. Im Marktsegment „Fiber to the Home” blieb die Nachfrage im Berichtszeitraum stabil.

Niederfrequenz in schwierigem Umfeld
Durch eine sehr schwierige Phase geht der Geschäftsbereich Niederfrequenz. Die Umstände in den beiden wichtigen Anwendungsgebieten Solar und Bahn liessen den Umsatz um 40.4% auf CHF 135.3 Mio. geradezu einbrechen. Darunter litt auch die Ertragskraft. Der EBIT rutschte im ersten Halbjahr ins Minus: CHF –5.3 Mio.

Die Preiserosion im Solarmarkt führte dazu, dass Huber+Suhner grosse Aufträge verlor. Da sich in diesem Massenmarkt maximal noch Deckungsbeiträge erzielen lassen, konzentriert sich das Unternehmen neu auf Anwendungen und Kunden, die hohe Qualität und innovative Lösungen nachfragen. Erste Bestellungen von kleineren, spezialisierten Solarpanel-Herstellern sind bereits eingegangen. Die neue Ausrichtung führt natürlich zu einem deutlich tieferen Umsatzpotenzial in diesem Marktsegment. Im Automobilmarkt investiert das Unternehmen weiterhin in die Entwicklung von Systemlösungen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge, besonders für Nutzfahrzeuge und Busse. Mit grösseren Umsätzen in dieser Anwendung ist allerdings erst in zwei bis drei Jahren zu rechnen. Wie auch bei den anderen zwei Geschäftsbereichen liegt die Book-to-Bill-Rate der Niederfrequenz deutlich über eins.

Massnahmen zur Verbesserung der Ertragssituation eingeleitet
Die Konzernleitung hat schon 2011 den Anpassungsprozess an die neuen Marktgegebenheiten eingeleitet, um die Ertragssituation wieder zu verbessern. Diese werden jedoch erst im zweiten Halbjahr 2012 spürbar werden. Dazu gehören die bereits bekannte Verlagerung von 80 handarbeitsintensiven Arbeitsplätzen aus der Schweiz nach Polen, ein striktes Kostenmanagement sowie der Abbau von Überzeit und von temporären Arbeitsplätzen. Frei werdende Stellen im Overhead-Bereich werden nicht wieder besetzt. Insgesamt lagen die Betriebskosten im ersten Halbjahr bereits tiefer als im Vorjahr. Eingeleitet wurde zudem die Schliessung kleinerer Montagestandorte in europäischen Hochkostenländern bei gleichzeitigem Ausbau der Werke in Polen und Tunesien.

Keine Abstriche bei strategischen Investitionen
Wichtige Investitionsprojekte bleiben von den Kostensenkungen unberührt. Der Aufbau des Kabelwerks in China kommt trotz einer leichten Verzögerung gut voran. Die Produktion soll im ersten Quartal 2013 starten. Planmässig verlaufen der Ausbau des Produktionswerks in Polen sowie der Aufbau in Tunesien.

Ausblick
Im Mobilfunkmarkt erwartet Huber+Suhner eine sehr dynamische Nachfrage mit einem erheblichen Potenzial nicht nur für die Fiberoptik, sondern auch für die Hochfrequenz. Auch im Bahnmarkt rechnet das Unternehmen mit einer konstanten Entwicklung, allerdings mit Aufwärtspotenzial, falls die Hochgeschwindigkeitsprojekte in China wieder in vollem Umfang aufgenommen werden. Erste neue Aufträge sind mittlerweile eingegangen, aber noch in einem bescheidenen Umfang. Chancen eröffnen sich sukzessive in neuen geografischen Märkten wie in Russland und der Türkei. Im Solarmarkt sieht Huber+Suhner eine weitere Abschwächung der Umsätze voraus, da einige Lieferverträge mit Solarpanel-Herstellern auslaufen.

Insgesamt ist das Unternehmen zuversichtlich, den Umsatz im zweiten Halbjahr steigern zu können. Trotzdem wird der Gesamtumsatz im 2012 unter dem Niveau von 2011 bleiben. Die Ertragskraft dürfte sich im zweiten Halbjahr verbessern, allerdings wird die operative EBIT-Marge für das Geschäftsjahr 2012 tiefer ausfallen als im 2011 (6.6%). (Huber+Suhner/mc/ps)

Huber+Suhner Gruppe
Die Huber+Suhner Gruppe mit Sitz in Herisau und Pfäffikon (Schweiz) ist ein international führender Hersteller von Komponenten und Systemen der elektrischen und optischen Verbindungstechnik für die Kommunikation, den Transportbereich und die Industrie. Das Unternehmen verfügt über Kernkompetenzen auf den Gebieten Hochfrequenz, Fiberoptik sowie Niederfrequenz. Huber+Suhner entwickelt und produziert in enger Zusammenarbeit mit ihren Kunden qualitativ hochwertige Produkte der Spitzenklasse. Die Produkte-palette umfasst unter anderem Koaxial-, Fiberoptik- und Kupferkabel, Kabelsysteme, Verbinder, Antennen und Blitzschutzkomponenten. Das Unternehmen ist mit 25 Gesellschaften und zahlreichen Vertretungen in über 60 Ländern weltweit präsent. Weitere Informationen zum Unternehmen sind erhältlich unter www.hubersuhner.com.

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