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Zürich – Bis vor wenigen Monaten war klar, was für eine Hypothek man abschliessen sollte: eine Festhypothek mit einer möglichst langen Laufzeit. So konnte man das rekordtiefe Zinsniveau einfrieren und langfristig finanziell profitieren. Diese Ruhe ist nun vorbei: Die Zinsen sind zweimal in Folge deutlich angestiegen – zuerst Anfang Jahr und nun erneut im Verlauf des zweiten Quartals. Hypothekarschuldner müssen sich wieder vermehrt mit der Frage beschäftigen, welches die richtige Strategie ist. Dies zeigt das Hypotheken-Barometer, das der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch quartalsweise veröffentlicht.
Die Richtzinsen für Festhypotheken mit fünfjähriger Laufzeit betrugen zu Beginn des zweiten Quartals 1,6 Prozent. Am Ende waren es 1,9 Prozent. Bei den zehnjährigen Laufzeiten schnellte der Zins von 2,2 auf über 2,6 Prozent hoch. Das bedeutet einen Zinsanstieg um 17 Prozent innerhalb weniger Wochen. Da der Anstieg allerdings erst Mitte Mai einsetzte, sind beim Quartalsdurchschnitt wenige Änderungen zu beobachten: unverändert 1,4 Prozent für einjährige Laufzeiten und 1,6 Prozent für fünfjährige Laufzeiten, minime Erhöhung von 2,2 auf 2,3 Prozent für zehnjährige Laufzeiten. Die Zinskurve verschob sich hauptsächlich bei den langfristigen Festhypotheken nach oben. Unverändert blieben die Zinssätze für variable Hypotheken, sie lagen weiterhin bei 2,7 Prozent.
Zeitpunkt des Abschlusses wird wieder wichtig
Nicht nur das höhere Niveau der Zinsen, sondern auch deren höhere Volatilität haben im zweiten Quartal 2013 den Markt geprägt. Hypothekarschuldner können nicht mehr sicher sein, auch in einigen Wochen oder Monaten noch vom Tiefstzinsniveau zu profitieren. Die Zinsen schwanken täglich, mit Tendenz nach oben. So kann es inzwischen wieder durchaus einen Unterschied machen, an welchem Tag man eine Hypothek abschliesst oder ob man die heutigen Zinsen mit einem Forward im Voraus sichert. «Mit den Zinsen steigen auch die Anforderungen an die Eigenheimbesitzer», sagt dazu Stefan Rüesch, Bankenexperte von comparis.ch.
Denn je nach Hypothekarstrategie fallen für die nächsten Jahre höhere oder tiefere Zinszahlungen an. «Das sind nicht mehr so goldene Zeiten für die Hypothekarnehmer wie noch letztes Jahr», fasst Rüesch diese Entwicklung zusammen. In Panik dürfe man aber nicht verfallen: «Die Zinsen sind nach wie vor auf einem sehr tiefen Niveau.»
Festhypotheken weniger gefragt
Diese plötzliche Unsicherheit nach Monaten der Stabilität wirkt sich direkt auf die Nachfrage aus. In der Hypotheken-Börse von comparis.ch werden deutlich weniger Festhypotheken nachgefragt als im Vorquartal. Erstmals seit Ende 2011 betrug im zweiten Quartal 2013 der Anteil der Festhypotheken wieder deutlich weniger als 80 Prozent, nämlich 77 Prozent. «Die Hypothekarschuldner setzen tendenziell vermehrt auf andere Lösungen als ausschliesslich auf Festhypotheken», stellt Rüesch fest. Innerhalb der Festhypotheken allerdings hat sich die Nachfrage nach den einzelnen Laufzeiten kaum verändert. Weiterhin am beliebtesten sind langfristige Laufzeiten (sieben bis zehn Jahre) mit einem Anteil von 81 Prozent.
Zugelegt haben hingegen die Spezialmodelle, und zwar von 8 auf 11 Prozent sämtlicher Nachfragen. In diesen Angeboten gewähren die Banken Rabatte etwa für ökologisches Bauen, für Familien oder in einer Start-Hypothek. Ähnlich beliebt sind die Libor-Modelle; sie konnten mit 9 Prozent der Nachfrage ihren Marktanteil halten. (comparis.ch/mc/pg)