Allschwil – Das Biotech-Unternehmen Idorsia hat sich für das Geschäftsjahr 2018 viel vorgenommen. Insgesamt plant das Unternehmen den Start von vier Phase-III-Studien. Entsprechend dürfte der Betriebsaufwand mit rund 390 Mio CHF auch klar über dem Wert für 2017 liegen. Idorsia-CEO Jean-Paul Clozel nennt die Ziele des Unternehmens gegenüber AWP denn auch ambitioniert, aber durchaus erreichbar.
Grundsätzlich gibt sich der Manager zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens seit seiner Unabhängigkeit im Juni 2017. Zur Erinnerung: Idorsia wurde im Zuge der Übernahme von Actelion durch Johnson&Johnson als Forschungsunternehmen ausgegliedert und ist seit Mitte Juni an der Börse gelistet.
«Wir haben mit unserem aktuellen Stand genau das erreicht, was ich mir erhofft hatte», schwärmt Clozel im Gespräch mit AWP. Ziel der Ausgliederung sei es gewesen, die Pipeline zu erhalten und die jeweiligen Projekte weiter voranzutreiben. «Genau das haben wir in den Monaten seit unserer Selbständigkeit gemacht».
Aussagen über geschäftliche Entwicklung schwierig
Für die weitere Zukunft seien nun die Fortschritte mit den Pipeline-Projekten wichtig. Wobei Clozel hier zu bedenken gibt, dass gut laufende Projekte mit höheren Ausgaben einhergehen. Liefen die Projekte dagegen schlecht, könne man zwar Kosten sparen, dafür würden die potenziellen Umsatzchancen aber sinken.
Daher sei es aus seiner Sicht auch schwierig, Aussagen über die geschäftliche Entwicklung im vergangenen Jahr zu machen. Wie Idorsia am Morgen mitgeteilt hat, beliefen sich die Umsätze dank Meilensteinzahlungen im vierten Quartal im Gesamtjahr 2017 auf 158 Mio CHF. Massgeblich hat dazu die Kooperationen mit Johnson&Johnson (J&J) für den Wirkstoff Aprocitentan (ACT-132577) beigetragen.
Operativ besser als erwartet
Operativ liegt der Verlust nach US-GAAP bei 8,0 Mio CHF, nach Non-GAAP ergibt sich ein Gewinn von 8,0 Mio CHF. Den Aufwand im Geschäftsjahr 2017 beziffert Idorsia auf 166 Mio CHF (Non-GAAP: 150 Mio). Damit bleibt unter dem Strich ein Reinverlust nach US-GAAP von 14 Mio CHF übrig. Nach Non-GAAP-Rechnungslegung ergab sich ein Gewinn von 5 Mio CHF.
Damit hat das Unternehmen besser abgeschnitten, als von Analysten im Schnitt erwartet (AWP-Konsens). Sie hatten mit einem operativen Verlust in Höhe von 18,1 Mio CHF gerechnet und Netto ein Minus von 22,9 Mio veranschlagt. Der Umsatz liegt knapp unter den prognostizierten 160 Mio.
Längerfristig sei es weiterhin sein Ziel, in fünf Jahren drei Produkte auf den Markt zu bringen. Diesem Ziel nähere man sich Schritt für Schritt an.
So könnte das Phase-III-Programm für Aprocitentan schon in naher Zukunft starten, stellt Clozel in Aussicht. Dieses wird gemeinsam mit der Johnson&Johnson-Tochter Janssen Biotech durchgeführt. Ab wann dann mit ersten Daten zu rechnen ist, bzw. ab wann es zu ersten Lizenzzahlungen etwa für Aprocitentan kommen werde, hänge neben dem Start-Zeitpunkt auch davon ab wie schnell man Patienten dafür rekrutiere.
Neben diesem Programm sollen auch für die Kandidaten ACT-541468 zur Behandlung von Insomnie, Clazosentan, das bei Gefässspasmen im Zusammenhang mit aneurysmatischen Subarachnoidalblutungen eingesetzt wird und Lucerastat zur Behandlung von Morbus Fabry Phase-III-Programme initiiert werden.
Fulminante Kehrtwende am Berichtstag
An der Börse haben die Aktien von Idorsia am Dienstag eine beachtliche Kehrtwende geschafft: Nachdem es im frühen Handel prozentual zweistellig auf 21,82 CHF abwärts ging, weisen die Titel zu Handelsende ein Kursplus von 4,5% auf 25,84 CHF. Damit stehen sie deutlich besser da als der Gesamtmarkt.
Analysten heben in ihren Kommentaren hervor, dass die etwas besser als erwartet ausgefallenen Zahlen für 2017 ein Indiz für die Kostendisziplin seien. Gleichzeitig fielen die für 2018 veranschlagten Betriebsausgaben etwas höher aus, was angesichts der geplanten Phase-III-Programme aber nicht wirklich überrasche.