Allschwil – Das angeschlagene Biotechunternehmen Idorsia hat dank der zuletzt ergriffenen Massnahmen den Verlust in den ersten neun Monaten 2023 eingedämmt. Für das Gesamtjahr geht das Unternehmen denn auch davon aus, einen weniger tiefen Verlust zu schreiben.
Insgesamt erzielte das Unternehmen in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 131 Millionen Franken nach 43 Millionen im Vorjahreszeitraum. Allerdings seien diese Zahlen durch den Sosei-Deal aus dem Sommer beeinflusst, wie Idorsia am Dienstag berichtet. Die Bilanzierung des Sosei-Deals habe zu einem einmaligen Gewinn von 363 Millionen Franken geführt.
Zur Erinnerung: Im Juli hatte Idorsia für 400 Millionen Franken das Asiengeschäft ex-China an die japanische Sosei Gruppe verkauft. Mit dem Verkauf hat sich das Unternehmen auch von dem zugelassenen Mittel Pivlaz (Clazosentan) zur Behandlung von Hirnblutungen und den Lizenzrechten für das Schlafmittel Quviviq (Daridorexant) in diesen Gebieten getrennt.
Die Umsätze der ersten neun Monate setzen sich zusammen aus Produktverkäufen mit dem Schlafmittel und Hoffnungsträger Quviviq (20 Mio Fr.) und Pivlaz (34 Mio Fr. bis zum Abschluss des Sosei-Deals), den einmaligen Auswirkungen des Sosei-Deals (68 Mio Fr.) und anderen Vertragseinnahmen etwa mit Mochida, Johnson & Johnson und Neurocrine.
Neben dem Sosei-Deal hatte Idorsia im Sommer wegen der nur schleppend anziehenden Umsätze mit Quviviq den Rotstift radikal angesetzt und die Streichung von bis zu 500 Jobs angekündigt. Zudem soll die Pipeline genau unter die Lupe genommen werden, um nur die vielversprechendsten Projekte weiterzuführen.
Den Umsätzen standen Ausgaben von 275 Millionen gegenüber. Im Vergleichszeitraum 2022 lagen sie bei 653 Millionen. Hier macht sich ein einmaliger Ertrag von 295 Millionen im Zusammenhang mit dem Sosei-Deal bemerkbar. Dennoch bleibt Idorsia damit in der Verlustzone. Operativ lag er bei 144 Millionen und unter dem Strich blieb ein Fehlbetrag von 181 Millionen übrig.
Halten nach Finanzierungsoptionen Ausschau
Für das Gesamtjahr hat Idorsia angesichts des Deals und des Kostensenkungsprogramms seine Prognosen angepasst und erwartet nun einen US-GAAP-Betriebsverlust von rund 670 Millionen Franken (zuvor 735 Millionen). Darin seien die Restrukturierungskosten enthalten, die APAC-Aktivitäten im Jahr 2023 bis zum Abschluss des Sosei-Deals und die einmaligen Auswirkungen dieser Transaktion ausgeschlossen. Unvorhergesehene Ereignisse würden nicht berücksichtigt.
Es ist aber vor allem die langsam schrumpfende Liquidität, die Investoren zuletzt klar verschreckt hat, wie ein Blick auf den Kursverlauf zeigt. Zum Ende des dritten Quartals verfügte das Unternehmen noch über Barmittel in Höhe von 255 Millionen Franken. Ende des zweiten Quartals hatten sie bei 33 Millionen gelegen.
Gerade mit Blick nach vorne werde Idorsia weiter nach Finanzierungsoptionen Ausschau halten. «Ich bin mir bewusst, dass diese Massnahmen in den kommenden Monaten mit zusätzlichen Mitteln untermauert werden müssen», wird CEO Jean-Paul Clozel in der Mitteilung zitiert.
Neben dem Sosei-Deal und den Kostensenkungsmassnahmen hatte Idorsia zudem die weltweiten Rechte an Aprocitentan vom Partner Janssen zurückerworben.
Wie Finanzchef André Muller erklärt, ermöglichen all die verschiedenen Massnahmen, den «Cash Runway bis weit in das erste Quartal 2024 zu verlängern». Die kurzfristige Priorität sei es, diesen Cash Runway, also die Finanzierung des Unternehmens weiter zu verlängern. (awp/mc/ps)