Bern – Ignazio Cassis ist im kommenden Jahr Bundespräsident, zum ersten Mal in seiner Karriere. Die Vereinigte Bundesversammlung hat den 60-jährigen Tessiner FDP-Politiker am Mittwoch mit 156 von 197 gültigen Stimmen in das Amt gewählt.
14 Stimmen gingen an Justizministerin Karin Keller-Sutter, elf an Gesundheitsminister Alain Berset, weitere 16 Stimmen an verschiedene Personen. 36 Wahlzettel waren leer, 4 ungültig.
Unterdurchschnittliches Resultat
Insgesamt ist das Wahlergebnis verglichen mit den Vorjahren unterdurchschnittlich. Der Bundespräsident des laufenden Jahres, Guy Parmelin, wurde vor einem Jahr mit 188 von 202 gültigen Stimmen gewählt. Das bisher schlechteste Resultat erzielte 2011 die Genfer SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey mit 106 Stimmen. Das beste Resultat in den letzten Jahrzehnten erzielte SVP-Bundesrat Ueli Maurer 2018 mit 201 Stimmen.
Cassis ist erst der fünfte Tessiner, der den Bund seit 1848 präsidiert. Zuletzt hatte mit CVP-Bundesrat Flavio Cotti in den Jahren 1991 und 1998 ein Bundesrat aus dem Südkanton das Amt inne.
Cassis wird ein Jahr lang als «primus inter pares» (Erster unter Gleichen) die Bundesratssitzungen leiten und Repräsentationspflichten wahrnehmen. Mit Cassis übernimmt ein Mann das Amt des Regierungspräsidenten, der laut Beobachtern nicht die Konfrontation sondern den Mittelweg sucht und das Kollegialitätsprinzip hoch schätzt.
In den Bundesrat gewählt worden war Cassis im September 2017. Er trat die Nachfolge von FDP-Bundesrat Didier Burkhalter an. Seit dem 1. November 2017 ist er Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).