Zürich – Die Preise für Mehrfamilienhäuser sind im 1. Quartal dieses Jahres gesamtschweizerisch weiter kräftig gestiegen, und zwar im Vergleich zum Vorquartal um 3.0 %. Auf Jahresbasis erhöhten sie sich um 10.7 %. Das ist die stärkste Preissteigerung seit 1997, Beginn der quartalsweisen Erfassung der Transaktionspreise von Renditeimmobilien im Wohnbereich durch das Immobilienberatungsunternehmen IAZI AG.
Der seit Jahren anhaltende Höhenflug der MFH-Preise und der in jüngster Zeit immer steiler werdende Anstieg ist die Folge einer veritablen Anlagekrise institutioneller und vor allem auch privater Investoren, schreibt IAZI in einer Mitteilung. Mangels Alternativen in den Aktien- wie in den Obligationsmärkten suchten Anleger ihr Heil bei den Renditeimmobilien und hier vorzugsweise bei den weniger konjunkturabhängigen reinen Wohnliegenschaften, sagt Professor Donato Scognamiglio, CEO der IAZI AG.
Bruttoanfangsrenditen von unter 3 %
Die Neubautätigkeit verharre der noch immer kräftigen Zuwanderung wegen zwar auf hohem Niveau, was auch einen Teil des zu investierenden Kapitals absorbiere, doch ein beträchtlicher Rest jage schlicht jedem auf dem Markt kommenden Objekt nach. «Wir beobachten mittlerweile Bruttoanfangsrenditen von unter 3 %, ein Wert, der nach Abzug der Finanzierungskosten von durchschnittlich rund 2 % keinen ausreichenden Ertrag für Unterhalt und Erneuerung mehr abwirft». Immerhin, so Scognamiglio weiter, würden viele institutionelle Investoren deutlich mehr Kapital in Sanierungen und Ausbauten ihrer Immobilien stecken.
Die Performance der MFH betrug im 1. Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorquartal 4.1 %, auf Jahresbasis 15.5 %. «Dieses sehr hohe Ergebnis ist eindeutig auf die Wert- und nicht auf die Ertragsentwicklung zurückzuführen», sagt Scognamiglio.
Einfamilienhäuser: Sprunghafter Preisanstieg
Geradezu sprunghaft haben die Preise für Einfamilienhäuser im 1. Quartal zugenommen. Die Preissteigerung beträgt im Vergleich zum Vorquartal 5.5 %, auf Jahresbasis sind es 15.4 %. Das sind die höchsten je vom IAZI gemessenen Steigerungsraten, und zwar was die quartalsweisen Veränderungen betrifft, wie auch jene auf Jahresbasis. Die von der IAZI AG quartalsweise gemessene Datenreihe reicht bis ins Jahr 1997 zurück.
Die Werte der quartalsweisen wie jährlichen Veränderungen fluktuieren. So gab es mehrfach Preisrückgänge zu verzeichnen, wobei der tiefste Wert im Jahre 1999 minus 5.4 % betrug (Jahresveränderung). Die Trendlinie verläuft jedoch seit Beginn der Messreihe klar im Plusbereich. EFH-Preise haben seit 1997 (Indexstand = 100) bis zum 1. Quartal 2012 um 54.8 % zugenommen.
Das begehrte Einfamilienhaus
«Diese Entwicklung zeigt auf, dass das EFH in der Schweiz sehr begehrt ist. Da die Wohneigentumsquote mit rund 40 % im Vergleich zum Ausland noch immer tief und andererseits das verfügbare Bauland in den bevorzugten Wohngebieten knapp ist, wird sich die Trendlinie auch nicht so rasch ins Gegenteil verkehren, eine Wirtschaftsdepression mit Bevölkerungsschwund einmal ausgenommen», sagt Scognamiglio.
Alle Kantone weisen markante Preissteigerungen auf. Auf Jahresbasis betrachtet liegen diese ohne Ausnahme über 11 %. Mit 20.4 % oben aus schwingt der Kanton Genf, gefolgt vom Waadtland (17.7 %) sowie dem Kanton Zürich (17.1 %). Die tiefsten jährlichen Preissteigerungen verzeichneten der Kanton Solothurn (11.3 %) und der Thurgau (11.5 %).
Auch Eigentumswohnungen immer teurer
Auch Eigentumswohnungen erfreuen sich weiterhin einer starken Nachfrage. Allerdings weist der SWX IAZI Preisindex in dieser Kategorie nicht ganz so hohe Werte aus wie bei den EFH. Im 1. Quartal stiegen die Preise schweizweit um 3.8 %, auf Jahresbasis um 15.1 %. «Mieterinnen und Mieter fahren zurzeit oft günstiger, wenn sie kündigen und eine Eigentumswohnung kaufen. Die anhaltend tiefen Hypothekarzinsen erleichtern die Wahl zusätzlich. Die Kehrseite der Medaille ist, dass das Preisniveau sehr hoch ist und ein Käufer das damit verbundene Marktrisiko trägt. Auf längere Sicht mit dem Kauf nur glücklich wird, wer steigende Zinsen verkraften und auch dann noch Amortisationen leisten kann», sagt Scognamiglio.
Die höchsten jährlichen Preissteigerungen wurden wiederum im Kanton Genf gemessen (19.4 %), gefolgt vom Waadtland (17.5 %) und vom Wallis (16.4 %). Die Schlusslichter bilden auch hier die Kantone Solothurn (12.0 %) und der Thurgau (12.1 %). (IAZI/mc/pg)