Die vierte Pandemie-Welle ist noch nicht gebrochen

Die vierte Pandemie-Welle ist noch nicht gebrochen
In Gesundheitseinrichtungen gilt bis Ende März eine Maskentragpflicht. (Photo by Prasesh Shiwakoti (Lomash) on Unsplash)

Bern – Die Fallzahlen gehen zurück, trotzdem ist die vierte Welle der Covid-19-Pandemie noch nicht gebrochen. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit rechnen die Experten des Bundes mit einem weiteren Anstieg der Ansteckungen und mehr Spitaleinweisungen.

Auf den Intensivstationen droht weiterhin eine Überlastung, wie Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Medien in Bern sagte. Mit den tiefen Temperaturen müsse damit gerechnet werden, dass die Ansteckungen zunehmen, weil sich die Menschen wieder vermehrt in Innenräumen aufhalten würden.

Zwar gehe das Infektionsgeschehen seit Mitte September zurück, wie Samia Hurst, Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, erklärte.

1235 neue Ansteckungen
In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag innert 24 Stunden 1235 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Zudem registrierte das BAG vier neue Todesfälle sowie 43 Spitaleinweisungen.

Dieser Rückgang habe man jedoch bereits im vergangenen Jahr beobachtet, sagte Hurst weiter. Mit der kalten Jahreszeit seien die Ansteckungen aber wieder rapide angestiegen.

Mit einer Lockerung der Massnahmen könne deshalb derzeit trotz sinkender Zahlen nicht gerechnet werden, sagte Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. Die Impfquote steige zu langsam, um auf Schutzmassnahmen verzichten zu können.

Anstecken würden sich derzeit vor allem Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren.

Psyche der Kinder leidet
«Die Kinder und Jugendliche sind von der Pandemie massiv betroffen», sagte denn auch Alain Di Gallo von der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes. In einem Jahr würden junge Menschen wichtige Entwicklungsschritte durchlaufen. Die Pandemie habe diese Entwicklungsschritte gestört. «Bis heute tun sich viele Kinder und Jugendliche schwer damit, den Weg zurück in den Alltag zu finden.»

Immer mehr Kinder und Jugendliche hätten psychische und psychosomatische Symptome. Sie kämpften mit Ängsten, Depressionen, Schlafproblemen und Müdigkeit. Auch Suizidversuche hätten seit dem Frühjahr 2020 zugenommen.

Es sei wichtig, den Kindern und Jugendlichen ein «stabiles Umfeld» und einen «geregelten Alltag» zu geben. Offene Schulen seien eine der wichtigsten Grundlagen dafür. Konsequente Massnahmen wie regelmässiges Testen, Maskentragen, Lüften und CO2-Sensoren seinen wirksame Massnahmen an Schulen, die Ansteckungen vermeiden könnten.

Denn auch Kinder hätten ein Recht vor schweren Verläufen einer Covid-Erkrankung und Long-Covid geschützt zu werden, hielt Di Gallo fest. «Entlasten wir die Jüngsten, damit sie schnellstmöglich wieder in den Alltag zurückfinden.»

Kinderschutzorganisationen haben am Dienstag vor dem Bundeshaus in Bern den Schutz der Kinder vor dem Coronavirus in den Schulen gefordert. Die Regierung müsse ihre entsprechende Verantwortung wahrnehmen.

Weitere Ausweitung des Covid-Zertifikats
Wie sich die epidemiologische Lage weiter entwickelt, sei ungewiss, sagte Mathys weiter. «Es ist schwierig, vorauszusagen, was in zwei bis drei Monaten sein wird.» Es sei entsprechend auch müssig, die Einführung einer Zertifikatspflicht in den Skigebieten zu diskutieren. Österreich hat eine solche Pflicht bereits angekündigt.

Im Bundeshaus hat man unterdessen Vorkehrungen für die Wintersession getroffen. Eine Gesetzesgrundlage, die eine Einführung der Zertifikats-Pflicht für Parlamentarierinnen und Parlamentarier erlaubt, ist auf den Weg gebracht. Die Vorlage soll noch in der laufenden Herbstsession verabschiedet werden. Ab dem 2. Oktober soll die Zertifikats-Pflicht gelten. (awp/mc/pg)

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