Sonova-Interim-CEO Alexander Zschokke.
Stäfa – Der Hörgerätehersteller Sonova kann mit seinem Innenohr-Implantat der Tochter Advanced Bionics in den USA auf den Markt zurückkehren. Wie das Unternehmen mitteilte, ist damit der weltweite Vertrieb der Cochlea-Implantate wieder möglich.
Bereits im Vorfeld des US-Entscheides hatten andere Zulassungsbehörden, wie etwa Health Canada und die Europaprüfstelle (TÜV), die Implantate wieder zugelassen. Advanced Bionics hatte im November 2010 infolge eines technischen Defekts einen freiwilligen Rückruf des Cochlea-Implantats HiRes 90K gestartet.
2 von 28’000 Geräten defekt
Untersuchungen zeigten gemäss Sonova, dass bei über 28’000 eingesetzten Geräten zwei einen Defekt aufwiesen. Seither sei der Herstellungsprozess geändert worden, heisst es weiter.
Neue Produkte in der Pipeline
«Wir haben viele neue Produkte und Innovationen in der Pipeline. Der Weg ist nun frei für Wachstum des Sonova Hörimplantate-Segments in den kommenden Jahren», lässt sich Interim-CEO Alexander Zschokke in der Mitteilung zitieren.
Kettenreaktion in Gang gesetzt
Der Rückruf der Implantate hatte bei Sonova eine ganze Kettenreaktion von unliebsamen Vorfällen in Gang gesetzt. Im Geschäftsjahr 2010/11 (Ende März) erreichte das Unternehmen noch einen Reingewinn von 231,1 Mio CHF, den schlechtesten seit fünf Jahren. Wegen der Defekte musste die Firma eine Wertberichtigung von 192 Mio CHF vornehmen.
Köpferollen in der Teppichetage
Sonova hatte wegen der Probleme bei den Hörimplantaten im März die Märkte mit einer Gewinnwarnung geschockt. Daraufhin stürzte die Aktie um fast ein Viertel ab. Richtig Staub aufgewirbelt hat allerdings die Tatsache, dass kurz vor der Gewinnwarnung Spitzenleute noch mit Verkäufen von Sonova-Aktien und -Optionen Kasse gemacht hatten. Dies führte zu einem Köpferollen in der Teppichetage. Konzernchef Valentin Chapero und Finanzchef Oliver Walker mussten ihre Posten räumen. Auch Verwaltungsratspräsident Andy Rihs gab sein Amt auf, blieb aber im obersten Führungs- und Aufsichtsgremium.
Die Staatsanwaltschaft Zürich leitete ein Strafverfahren ein, bei dem sie gegen Chapero und Walker ermittelt. Die Schweizer Börse SIX hat zudem eine Untersuchung gegen Sonova wegen einer möglichen Verletzung von Börsenvorschriften eingeleitet. (awp/mc/pg)